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Rückblick: Diese Unbekannten schrieben im Jahr 2019 Geschichte


Sie kamen aus dem Nichts
Diese Unbekannten schrieben im Jahr 2019 Geschichte

Von afp, pdi

23.12.2019Lesedauer: 4 Min.
Carola Rackete, der unbekannte Whistleblower im Weißen Haus, Saskia Esken: Sie gehören zu den zuvor Unbekannten Menschen, die 2019 Geschichte geschrieben haben.Vergrößern des BildesCarola Rackete, der unbekannte Whistleblower im Weißen Haus, Saskia Esken: Sie gehören zu den zuvor Unbekannten Menschen, die 2019 Geschichte geschrieben haben. (Quelle: Collage/T-Online-bilder)
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Im Jahr 2019 hielten Ereignisse wie die Klimakrise oder die Affären um US-Präsident Donald Trump die Welt in Atem. Dabei standen plötzlich Menschen auf der Weltbühne, die vorher gänzlich unbekannt waren.

Sie waren 2018 noch völlig unbekannt – und haben 2019 Geschichte geschrieben. Während Namen wie Juan Guaidó und Carola Rackete inzwischen weltweit bekannt sind, ist der Informant, der das Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump in Gang gebracht hat, bislang anonym.

Der Whistleblower

Der Hinweisgeber, der mit seiner internen Beschwerde über US-Präsident Trump die Ukraine-Affäre ins Rollen gebracht hat, wird in Washington nur "der Whistleblower" genannt - obwohl viel Aufwand betrieben wurde, um seine Identität zu enttarnen. US-Medienberichten zufolge handelt es sich um einen männlichen Mitarbeiter des Auslandsgeheimdienstes CIA Anfang 30. Der Osteuropa-Experte arbeitete den Berichten zufolge zeitweise im Weißen Haus.

Im August reichte er eine interne Beschwerde über ein Telefonat Trumps ein. Darin drängte der US-Präsident den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj zu Ermittlungen gegen den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden und dessen Sohn Hunter. Die oppositionellen Demokraten sehen darin einen klaren Machtmissbrauch Trumps.

Der Informant war über das Telefonat von anderen Regierungsmitarbeitern informiert worden. Ein vom Weißen Haus veröffentlichtes Gesprächsprotokoll und mehrere Zeugen bestätigten seine Angaben.

Die Identität des Mannes ist durch US-Gesetze zum Informantenschutz geschützt. Trump und seine Republikaner fordern allerdings seit Wochen, den Informanten zu enttarnen und ihn im US-Kongress als Zeugen vorzuladen. Im Internet kursieren sogar schon ein Name und ein Foto.

Juan Guaidó

Nach der umstrittenen Wiederwahl von Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro erklärt sich am 23. Januar der im Ausland völlig unbekannte Oppositionsführer Juan Guaidó zum Übergangspräsidenten. Der 36-jährige Vorsitzende der von der Opposition kontrollierten Nationalversammlung lässt die geschwächte Opposition in dem südamerikanischen Land Hoffnung schöpfen. Rund 50 Länder erkennen ihn als Übergangspräsidenten an, auch die US-Regierung stellt sich hinter den großgewachsenen Wirtschaftsingenieur.

Venezuelas Justiz verhängt eine Ausreisesperre gegen den Familienvater und friert seine Konten ein. Beide Seiten mobilisieren in Großkundgebungen ihre Anhänger. Am 30. April ruft Guaidó, umringt von einer Gruppe uniformierter Männer sowie dem befreiten Oppositionspolitiker Leopoldo López, zum Sturz Maduros auf - und scheitert. Bis heute ist Maduro an der Macht, Guaidós Protestaufrufe wurden zuletzt weniger befolgt.

Carola Rackete

Im Juni sorgt die junge deutsche Kapitänin Carola Rackete weltweit für Schlagzeilen, als sie gegen das ausdrückliche Verbot der italienischen Regierung das Rettungsschiff "Sea Watch 3" mit 43 Flüchtlingen an Bord in den Hafen von Lampedusa steuert. Sie wird vorläufig festgenommen, kommt aber wenige Tage später wieder frei. Das Verfahren gegen sie läuft noch.

Die 31-Jährige mit den langen Dreadlocks zieht mit ihrer Aktion den Zorn des damaligen italienischen Innenministers Matteo Salvini von der rechtsradikalen Lega-Partei auf sich. Er beschimpft sie als "deutsche Kriminelle".

Schlagartig wird die junge Frau aus Kiel zum Gesicht der Seenotrettung, dabei wollte Rackete ursprünglich gar nicht Kapitänin werden. "An Bord ist es ultralangweilig", sagt sie. Nach meereskundlichen und umweltwissenschaftlichen Studien war sie zunächst zu Polar-Expeditionen unterwegs, bevor sie 2016 bei der Hilfsorganisation Sea-Watch anfängt.

Inzwischen ist es ruhiger um Rackete geworden, sie widmet sich dem Umweltschutz und nimmt an Demonstrationen des Klimaaktionsbündnisses Extinction Rebellion teil. Mit ihrer plötzlichen Bekanntheit kam sie nach eigenen Worten nur schwer zurecht. Die erschaffene Symbolfigur habe mit ihr "persönlich wenig zu tun", sagt Rackete.

Saskia Esken

Mit einem Telefonanruf startete Saskia Esken im Sommer die erstaunlichste Karriere der deutschen Innenpolitik 2019. Ihre Partei, die gebeutelte SPD, suchte dringend eine neue Führung, und die bis dahin weitgehend unbekannte Bundestagsabgeordnete aus dem schwäbischen Calw sah ihre Chance gekommen: Mit dem Telefonat holte sie den früheren NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans aus dem Ruhestand und bewegte ihn zu einer Doppelkandidatur.

Das Unglaubliche geschah: Die Hinterbänklerin und der Pensionär setzten sich in der SPD-Urwahl durch. Was Esken an Führungserfahrung fehlt, macht sie durch Selbstbewusstsein wett. Auch mit ihrer Aufsteigerbiografie - von der Paketbotin zur Informatikerin - punktet sie an der Basis. Die Kritik der 58-Jährigen an der ungeliebten GroKo findet Anklang bei den Genossen, die sich nach einer Rückbesinnung auf linke Werte sehnen.

"Es ist Zeit, dass wir umkehren", war einer von Eskens Lieblingssätzen bei der SPD-Kandidatenkür. Umkehren - aber wohin? Weg von Hartz IV, hin zu einer expansiven Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, bald raus aus der GroKo - das sind die Ziele. Wo genau die SPD unter ihren neuen Chefs landen wird, ist nach ihren ersten Wochen nicht absehbar. Im Moment sieht alles danach aus, dass die Koalition erstmal weitermacht. Nach der nächsten Wahl, das macht Esken aber klar, ist endgültig Schluss mit der GroKo.

Luisa Neubauer

All jene, die die junge Generation längst abgeschrieben haben, wurden dieses Jahr eines Besseren belehrt: Eine neue Massenbewegung von jungen Leuten eroberte sich ihren Platz auf den Straßen und im politischen Diskurs. Die Forderung nach mehr Klimaschutz der "Fridays for Future"-Demonstranten lässt sich nicht mehr ignorieren.

Ihr prominentestes Gesicht in Deutschland: die 23-jährige Geografiestudentin Luisa Neubauer. Mit selbstbewussten und redegewandten Auftritten war die Mitorganisatorin der Klimastreiks in diesem Jahr auf allen Kanälen präsent - eine deutsche Greta sozusagen. Das Wort "radikal" empfindet Neubauer durchaus als Kompliment, ihre Rhetorik ist geprägt von Ungeduld: Sie dringt auf eine umfassende und schnelle Wende in der Klimapolitik.

Die Folge: Neubauer polarisiert. Kritiker halten ihr etwa einen Mangel an Kompromissbereitschaft vor. Neubauer lässt sich nicht beirren und hält ihren Kritikern entgegen: "Wir machen weiter."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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