Newsblog zum Ukraine-Krieg Putin drängt auf Pufferzone entlang der Grenze

Putin will Sicherheitskorridor an Grenze zur Ukraine schaffen. Nach Angaben Selenskyjs halten Kiews Truppen immer noch russische Gebiete. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Putin will Sicherheitszone einrichten
Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach seinem Besuch in der monatelang teils von ukrainischen Truppen kontrollierten Region Kursk die Schaffung einer Pufferzone "entlang der Grenze" angekündigt. Die Entscheidung über die Sicherheitszone sei getroffen worden, sagte Putin bei einer Regierungssitzung per Videoschalte. Wo genau die Zone verläuft, wie lang sie sein und wie tief in die Ukraine sie reichen soll, sagte er zunächst nicht. "Unsere Streitkräfte sind dabei, diese Aufgabe zu lösen, feindliche Feuerpunkte werden aktiv unterdrückt, die Arbeit ist im Gange", sagte er.
Putin hatte die Region Kursk nach dem Einmarsch ukrainischer Truppen im August vorigen Jahres für befreit erklärt und in dieser Woche auch selbst besucht. Dagegen warf die Ukraine Putin Lügen vor; Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte mehrfach, dass seine Truppen noch Stellungen im Gebiet Kursk und in der benachbarten Region Belgorod hielten.
Neues Belohnungssystem für ukrainische Soldaten
Die Ukraine setzt im Krieg gegen Russland auf ein neuartiges Punktesystem für Drohneneinsätze. Fronteinheiten sammeln dabei Punkte für zerstörte gegnerische Ziele. Mehr dazu lesen Sie hier.
Moskau: 376 ukrainische Drohnen abgeschossen
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums auf Telegram hat die russische Luftabwehr am Mittwoch mindestens 376 ukrainische Drohnen abgefangen oder zerstört. Die meisten davon hätten sich über den westlichen Regionen Russlands an der Grenze zur Ukraine und über Zentralrussland befunden. Einige seien nach Moskau unterwegs gewesen. Allein zwischen 20 Uhr und 23.50 Uhr seien 77 Drohnen abgeschossen worden. Laut einer Mitteilung des ukrainischen Militärs haben ukrainische Drohnen die Halbleiterfabrik eines Zulieferers für russische Kampfflugzeug- und Raketenhersteller in der Region Oryol getroffen.
Selenskyj: Wir kämpfen noch in Kursk und Belgorod
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtet von andauernden russischen Angriffen an der Front im Osten des Landes. Schwerpunkt der Gefechte sei die seit Monaten umkämpfte Stadt Pokrowsk, sagte er in einer Videobotschaft aus Kiew.
Zugleich erstaunte er mit der Aussage, dass ukrainische Einheiten immer noch auf russischem Boden in den Gebieten Kursk und Belgorod kämpften. Dies geschehe zum Schutz der ukrainischen Städte Sumy und Charkiw. Selenskyj widersprach der russischen Darstellung beim Besuch von Kremlchef Wladimir Putin in Kursk zuvor am Mittwoch, dass dieses Gebiet vollständig zurückerobert worden sei.
Ukrainische Militärbeobachter verzeichnen im russischen Gebiet Kursk tatsächlich noch einige wenige Quadratkilometer Boden unter Kontrolle Kiewer Truppen – es ist der Rest des Vorstoßes auf Feindesland vom Sommer 2024. Unklarer ist die Lage im Fall Belgorod. Wenn ukrainische Truppen dort auf russischem Gebiet agieren sollten, könnte es darum gehen, einen Keil zwischen Moskauer Einheiten zu treiben, die Charkiw gefährden.
Donnerstag, 22. Mai
Ukrainische Drohnen stören Moskauer Flugverkehr
Ukrainische Drohnen haben den ganzen Tag über den Flugverkehr in der russischen Hauptstadt Moskau gestört. Bürgermeister Sergej Sobjanin teilte auf Telegram immer wieder mit, dass eine oder mehrere feindliche Drohnen im Umland der Metropole abgeschossen worden seien. Bis zum Abend belief sich die Zahl auf mehr als 15 abgefangene Drohnen, wobei die Angaben unabhängig nicht zu überprüfen waren.
Wegen der Gefahr in der Luft musste die Luftfahrtbehörde Rosawiazija mehrfach Starts und Landungen auf den Moskauer Flughäfen stoppen. Besonders betroffen waren Russlands größter Flughafen Scheremetjewo sowie Domodedowo und Schukowski. Der Flugzeugtracker Flightradar24 zeigte, dass viele Maschinen mit Ziel Moskau Umwege oder Warteschleifen flogen. Diese in sozialen Medien verbreiteten Aufnahmen sollen eine Drohne über Moskau zeigen:
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Bluesky-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Bluesky-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Russland führt seit mehr als drei Jahren einen großangelegten Krieg gegen die Ukraine. Diese wehrt sich und versucht, den Krieg zurück ins Land des Angreifers zu tragen. Die Schäden durch ukrainische Drohnen sind jedoch viel kleiner als die Verheerungen, die russische Drohnen und Raketen in der Ukraine anrichten.
Abgehörter Funkspruch enthüllt russische Kriegsverbrechen
Ein Funkspruch belegt die gezielte Tötung ukrainischer Kriegsgefangener durch russische Truppen. Die Zahl solcher Verbrechen steigt. Lesen Sie den ganzen Artikel hier.
Russische Halbleiter-Fabrik nach Drohnenangriff in Flammen
Eine russische Fabrik, die Teile für Raketen und Flugzeuge herstellt, steht in Flammen. Mehrere ukrainische Drohnen sollen das Werk getroffen haben. Den ganzen Artikel lesen Sie hier.
"Schlimmer als Afghanistan": US-Senator Graham droht mit neuen Sanktionen
Der US-Senat könnte bald über einen neuen Gesetzesentwurf zu Sanktionen gegen Russland abstimmen, sollten die Friedensgespräche mit der Ukraine keine Fortschritte machen. Das sagte der republikanische Senator Lindsey Graham einem Bericht von "Voice of America" zufolge.
"Wenn die nächsten Tage so werden wie die vergangenen Monate, dann können Sie sich darauf verlassen, dass wir handeln", so Graham, der als Verbündeter des US-Präsidenten gilt. "Denn ich denke, es ist unsere Aufgabe, der Welt zu helfen, diesen Krieg zu beenden", sagte Graham demnach während der Anhörungen des Senatsausschusses für Auswärtige Angelegenheiten. Das neue Sanktionspaket war im April eingebracht worden. Es sieht unter anderem Strafzölle auf russische Einfuhren in die USA von 500 Prozent vor. Mehr zum Thema lesen Sie hier.
Vor allem ist der enge Vertraute von US-Präsident Donald Trump auf die abschreckende Wirkung in Richtung China bedacht. Grahams Analyse: Russlands Feldzug in der Ukraine "ist eine Generalprobe für Taiwan. Wie dies endet, wird meiner Meinung nach maßgeblich die Zukunft Taiwans bestimmen. Und ich möchte, dass dieser Krieg so endet, dass Xi Jinping denkt: 'Nun, das ist nicht gut ausgegangen für Wladimir Putin.'"
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters