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Dreiste Plagiate: Wie China Deutschlands Produkte kopiert


Kopien deutscher Hersteller
China gefährdet mit dreisten Plagiaten deutsche Firmen


23.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Eine Näherei in China (Symbolbild): Chinesische Firmen können Plagiate deutscher Hersteller deutlich günstiger anbieten.Vergrößern des Bildes
Eine Näherei in China (Symbolbild): Chinesische Firmen können Plagiate deutscher Hersteller deutlich günstiger anbieten. (Quelle: imago stock&people/imago)

Chinesische Plagiate auf dem deutschen Markt kosten die heimische Wirtschaft rund 50 Milliarden Euro im Jahr. Doch sie zu stoppen, stellt die Regierung vor große Probleme. Sie zu erkennen, wird immer schwerer.

Auf dem Weltmarkt sind etliche Kopien deutscher Produkte zu finden – und sie drängen auch auf den heimischen Markt. Meist kommen diese aus China. Etwas dagegen zu tun ist schwieriger als gedacht, denn: China ist und bleibt ein wichtiger Markt für deutsche Unternehmen. Die Plagiate sind nicht nur ärgerlich, sie kommen die deutsche Wirtschaft teuer zu stehen. Rund 50 Milliarden Euro Schaden entstehen ihr jährlich. Aber auch Arbeitsplätze sind betroffen.

Laut offiziellen Angaben der Bundesregierung fallen bis zu 80.000 Jobs durch die Produktpiraterie weg. Im Gespräch mit dem NDR sagte 2019 der damalige CDU-Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Thomas Bareiß: "Bei dem Thema darf es keine Kompromisse geben, und man muss um sein Recht auch kämpfen." Aufgrund Chinas Wirtschaftsmacht sei es allerdings nicht immer ein "Dialog auf Augenhöhe".

Dreiste Geschäftsmasche der Fälscher

Und das, obwohl viele der gefälschten Produkte sogar durch Patente geschützt wären. Die Fälscher aber stört das nicht. Meist gelangen innerhalb weniger Wochen Plagiate auf den Markt. Allerdings nicht nur Hinterhof-Deals oder ominöse Stände auf Märkten. Es handelt sich viel eher um organisierte Kriminalität. Vertrieben werden die Plagiate häufig über Online-Plattformen wie Amazon, Temu oder Ebay.

In vielen Fällen gehen die Fälscher allerdings noch dreister vor: Sie fälschen den gesamten Internetauftritt einer Marke, nutzen dieselben Fotos und locken dann mit extremen Rabatten über Werbung auf Internetseiten und sozialen Medien. Für Verbraucherinnen und Verbraucher kaum erkennbar. So ist es im Fall "Fjällräven" passiert, wie NDR und "Die Zeit" nachverfolgen konnten.

Händler aus China haben den beliebten Rucksack "Kraken" der Outdoor-Marke kopiert und auf einer falschen Internetseite angeboten. Allein an einem Tag kamen beim deutschen Zoll am Frankfurter Flughafen elf solcher Rucksäcke an. Ein Labortest zeigte, dass der verarbeitete Stoff stark mit krebserregenden Schwermetallen belastet war. Damit gefährden die Kriminellen nicht nur das Unternehmen "Fjällräven", sondern auch die Gesundheit ihrer Kunden.

"Plagiarius" zeichnet jährlich Fälschungen mit einem Negativ-Preis aus

Ein weiteres Beispiel ist ein Plagiat einer "Stihl"-Kettensäge. Diese wurde von der Aktion "Plagiarius" 2021 mit dem Negativ-Preis ausgezeichnet. Hergestellt wurde die "Sthil"-Kettensäge in China. Das Waiblinger Original-Unternehmen klagte erfolgreich und sagte der "Schwäbischen Zeitung": "Auf dem deutschen Markt gibt es bei uns nur noch sehr wenige Plagiatsfälle."

Der Kampf gegen die Fälschungen ist mühselig und teuer.Vor allem kleine Unternehmen können es sich kaum leisten, dagegen zu klagen. Und selbst wenn ein Hersteller in China ausfindig gemacht und geschlossen wird, steht beinahe sofort der nächste auf dem Plan und vertreibt die falschen Produkte weiter.

Rechtsanwältin Aliki Busse geht täglich gegen Markenrechtsverletzungen vor und ist Mitglied der Aktion Plagiarius. Busse meldet jede Woche zu einem einzigen Produkt eines Klienten zwischen 40 und 70 Fälschungen an. China sei nach ihrer Einschätzung nicht interessiert, wirklich dagegen vorzugehen.

Das Geschäft boomt

Das Fälschen von Produkten ist auch in China verboten. Dennoch stammen etwa 65 Prozent aller Plagiate aus der Volksrepublik. Ein möglicher Grund: Die Produkte können besonders günstig hergestellt und angeboten werden. Zudem sparen sich die Fälscher die Kosten für die Produktentwicklung, da diese Vorarbeit schon von den Original-Herstellern geleistet wurde.

Seit immer mehr Menschen online einkaufen, boomt das Geschäft. Täglich kommen am Internationalen Postverteilzentrum (IPZ) am Flughafen Frankfurt über eine Million Sendungen von außerhalb der EU per Luftpost an. Im Jahr 2022 griff der Zoll mehr als acht Millionen Produktfälschungen auf. Fast 80 Prozent davon stammten aus China.

Verwendete Quellen
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