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Lieferengpässe, Zinssorgen, Omikron: Das erwartet Anleger 2022


Anleger-Jahr im Check
Dicke Luft an der Börse


08.01.2022Lesedauer: 4 Min.
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Verschnaufpause (Symbolbild): Die neue Zinspolitik dämpft die Stimmung an den Börsen etwas. Der große Rausch dürfte vorbei sein, doch das heißt nicht, dass ein schlechtes Börsenjahr bevorsteht.Vergrößern des Bildes
Verschnaufpause (Symbolbild): Die neue Zinspolitik dämpft die Stimmung an den Börsen etwas. Der große Rausch dürfte vorbei sein, doch das heißt nicht, dass ein schlechtes Börsenjahr bevorsteht. (Quelle: Spencer Platt/getty-images-bilder)

Ungewissheit bei den Anlegern: Die erste Januarwoche hat bereits für Wirbel an den Börsen gesorgt. Ist die große Aufwärtstrend nun vorbei? Vier Experten schätzen das neue Börsenjahr für t-online ein.

Die US-Notenbank Fed hat das neue Jahr für viele Anleger mit Sorgen starten lassen. Gleich in der ersten Woche ließ der Ausblick auf eine deutlich schnellere und radikalere Zinswende die internationalen Börsen absacken – und viele Anleger fragen sich: Ist das ein Vorgeschmack auf das gesamte Börsenjahr 2022?

Als sicher gilt schon jetzt, dass sich Börsianer auf einen deutlichen Wandel im Vergleich zum fantastischen Handelsjahr 2021 einstellen müssen. "Wir werden in diesem Jahr häufiger Kursbewegungen wie in dieser Woche sehen", sagt Moritz Bauer, Leiter des Investmentstrategie-Teams von Union Investment, im Gespräch mit t-online.

Gewinner brauchen Verschnaufpause

Ein wichtiger Akteur hat sich dafür bereits in Position gebracht: die amerikanische Notenbank Fed. "2022 wird den Märkten die Unterstützung der lockeren Geldpolitik entzogen. Die Kapitalmärkte werden das deutlich spüren", so Bauer.

Der teils kritische Blick auf das neue Jahr der Investoren kommt allerdings aus einer gewissen Fallhöhe. Die Märkte haben Anleger und Neueinsteiger 2021 geradezu verwöhnt. Allein mit ETFs auf Indexe wie dem S&P 500 oder dem Dax konnten Anleger 2021 hohe zweistellige Rendite verzeichnen (mehr zu ETF-Investments lesen Sie hier).

  • Die besten US-Aktien: Mit diesem ETF investieren Sie in den S&P 500

Und wer auf bewährte Einzelaktien wie Microsoft oder die Google-Mutter Alphabet gesetzt hat, konnte sogar Kursgewinne von mehr als 50 Prozent innerhalb eines Jahres mitnehmen.

Zeit für realistischere Erwartungen

Hinzu kamen Aufsteiger, deren Kurse in kürzester Zeit in schwindelerregende Höhen schossen. Wer etwa Anfang 2021 in den Mainzer Impfstoffhersteller Biontech investierte, hat die eingesetzte Summe innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.

Doch so rasant aufwärts geht es wohl kaum dauerhaft weiter. "Anleger sollten sich darauf einstellen, dass die Kurszuwächse weniger dynamisch nach oben steigen und von höheren Schwankungen durchzogen sein werden", sagt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Deka-Bank.

Bauer von Union Investment rät Anlegern daher dazu, das eigene Depot wieder breiter aufzustellen. Im vergangenen Jahr verführten große Gewinnchancen viele Investoren dazu, verstärkt Sektorwetten einzugehen, etwa bei Tech-Aktien. Das sogenannte Rebalancing stellt das Gleichgewicht im Depot wieder her und macht es widerstandsfähiger. Was Sie dabei beachten sollten, lesen Sie hier.

Die Börsen sind anpassungsfähig

Besonders die einstigen Gewinner, wie etwa besagte Tech-Titel, müssen in diesem Jahr womöglich zurückstecken, wenn die Fed ihre Pläne aus dem Protokoll zu Jahresbeginn umsetzt. In diesem Fall könnte die Zentralbank in den USA ihre Anleihenkäufe deutlich drastischer zurückfahren und die Zinsen womöglich früher anheben als vermutet.

Für Ulrich Stephan, Chefanlagestratege im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank, wären das keine gute Nachricht. "Sollte sich dieser geldpolitische Kurs bestätigen, könnten die Aktienmärkte verschnupft reagieren, insbesondere Technologiewerte", sagt er.

Doch nicht alle bewerten die Rolle der Fed für das kommende Jahr gleich. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Bank, etwa blickt differenzierter auf das Gebaren der Notenbank. "Mittel- bis langfristig dürften die weiteren Schritte der Fed und die damit verbundene langsame Zinswende keinen mehr überraschen", sagt er. "Daher bleibt abzuwarten, ob die Märkte sich von den kommenden Entscheidungen beeindrucken lassen."

Keine Angst vor Omikron

Wie sehr die Börsen sich auf einstige Schreckgespenster einstellen können, zeigt die neue Corona-Variante Omikron. "Bei der aktuellen Nachrichtenlage und den rasant steigenden Fallzahlen können sich Anleger schnell an das Frühjahr 2020 erinnert fühlen – doch an den Märkten sieht man davon wenig", so Bauer.

Eine hochansteckende Variante, die den Impfschutz umgehen kann, war lange Zeit der Albtraum der Wirtschaft und damit der Börsen – und trotzdem stiegen zum Jahreswechsel die Aktienkurse einiger Corona-Verlierer, wie etwa Fluggesellschaften, an. Bauer: "Es herrscht keine Corona-Angst. Die Börsen gehen vielmehr davon aus, dass wir in zwei bis drei Monaten durch Omikron in eine endemische Phase eintreten."

Es gibt erste Anzeichen, dass die neue Variante weniger gefährlich ist für Erkrankte. So sind die Krankenhäuser selbst in Omikron-Hotspots aktuell nicht überlastet – zumindest in Gegenden mit einer hohen Impfquote. Das führt nicht nur bei Bauer zu Optimismus.

"Diese Perspektive wird dafür sorgen, dass sich die aktuelle Omikron-Stimmungsbelastung spätestens im Frühjahr sogar in eine Unterstützung für die Börsen drehen kann", sagt etwa auch Deka-Experte Schallmayer.

Omikron belastet Lieferketten in mehreren Ländern

Spurlos geht die neue Corona-Variante aber auch nicht an den Märkten vorüber, das zeigen andere Länder bereits eindrucksvoll. Von den USA bis nach Australien sorgen rasant steigende Fallzahlen zu Lieferkettenschwierigkeiten. Viele Mitarbeiter, etwa im Transport, aber auch in Supermärkten, müssen sich als Infizierte oder Kontaktpersonen in Quarantäne begeben.

Das kann auch weitere Regionen auf der Welt treffen. "Die Omikron-Welle wird mit oder ohne staatliche Eingriffe zu einer wirtschaftlichen Zurückhaltung führen. Insbesondere die Lieferketten könnten aufgrund der No-Covid-Strategie Chinas negativ betroffen sein", sagt Deutsche-Bank-Analyst Ulrich Stephan.

17.000 Punkte in Reichweite

Dennoch: Im Kern bleibt den Experten der Optimismus erhalten. "Der Dax wird die Marke von 17.000 Punkten im Jahresverlauf nicht nur knacken, sondern auch das Jahr oberhalb dieser Marke beenden", sagt etwa Deka-Analyst Schallmayer.

Union-Investment-Analyst Bauer sieht unterm Strich ebenfalls ein Plus: "Am Jahresende dürften Anleger mit mittleren bis hohen einstelligen Renditen rechnen.“ Das wäre ein solides Wachstum – nach dem Börsen-Feuerwerk des vergangenen Jahres dürfte es so manchen Einsteiger dennoch mit einer dumpfen Enttäuschung zurücklassen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Moritz Bauer, Union Investment
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