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Aktienrente: Wie uns die Ampel alle zu Aktionären macht


Altersvorsorge
Wie uns die Ampel alle zu Aktionären macht

MeinungVon Jessica Schwarzer

13.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner: Die Bundesregierung hat die Aktienrente auf den Weg gebracht.Vergrößern des Bildes
Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner: Die Bundesregierung hat die Aktienrente auf den Weg gebracht. (Quelle: IMAGO/Florian Gaertner/photothek.de)

Es ist eine kleine Revolution: Die Politik entdeckt die Börse und führt eine Aktienrente ein. Endlich! Warum das Projekt so wichtig ist.

Endlich nimmt sie konkrete Formen an: die Aktienrente. Künftig profitieren wir alle von der langfristig erfolgreichsten Anlageklasse überhaupt, ob wir nun wollen oder nicht. Wir Deutschen sind ja bekanntlich kein Volk von Aktionären, über die Aktienrente werden wir nun eins. Und das ist gut so!

Doch was ist die Aktienrente genau? Wie soll sie aussehen? Und gibt es künftig mehr Rente? Ein Papier aus dem Finanzministerium enthält erste Details.

Aktien dürfen bei der Altersvorsorge nicht fehlen

Künftig soll ein Teil der Rentenversicherungsbeiträge in einen speziellen Aktienfonds investiert werden. Los gehen soll es schon 2023. Die Bundesregierung bezuschusst den Fonds aus Haushaltsmitteln. Zum Start sind mindestens zehn Milliarden Euro eingeplant. Das ist nicht besonders viel, wenn man bedenkt, vor welchen Problemen unser Rentensystem steht. Aber es ist der Einstieg in die kapitalgedeckte gesetzliche Rente, endlich.

Die Aktienrente ist ein wichtiger Baustein für eine zukunftsfeste Altersvorsorge in Deutschland. Denn Aktien bringen langfristig Renditen von durchschnittlich sechs bis acht Prozent pro Jahr. Und das trotz aller Schwankungen, Korrekturen und sogar Crashs. Deshalb darf die Aktie als Baustein für den langfristigen Vermögensaufbau und vor allem für die Altersvorsorge nicht fehlen. Klasse, dass das auch die Politik endlich verstanden hat und die Aktienrente auf den Weg bringt.

Die Börsenexpertin

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Zuletzt ist ihr jüngstes Buch "Warum wirklich jeder entspannt reich werden kann" erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Das deutsche Modell hat einen Haken

Andere Länder machen es uns längst vor, Schweden zum Beispiel. Dort gibt es eine Standardlösung mit dem Namen "AP7 Safa". Und die ist ziemlich erfolgreich und erwirtschaftete in den vergangenen zehn Jahren ein Plus von 285 Prozent, wie das Deutsche Aktieninstitut vorrechnet. Das klingt nach einem tollen Renditebooster. Das deutsche Modell hat aber leider einen Haken.

Vorrangiges Ziel ist nämlich erstmal nicht, dass unsere Renten in den kommenden Jahren kräftig steigen. Die Erträge des Kapitalstocks sollen ab Mitte der 2030er Jahre "einen Beitrag zur Stabilisierung der Beitragssatzentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung" leisten.

Aktienrente soll langfristig mehr können

Aktuell stützt der Bund das Umlagesystem, das durch die Alterung der Gesellschaft in strukturelle Schieflage geraten ist, nämlich mit 100 Milliarden Euro jährlich. Diese Schieflage ist ein Problem, das auf absehbare Zeit bestehen bleiben und sogar noch größer werden wird; spätestens wenn in drei Jahren die sogenannten Babyboomer in Rente gehen. Schon seit Jahren müssen immer weniger Erwerbstätige als Beitrags- und Steuerzahler für immer mehr Rentner als Leistungsempfänger aufkommen.

Der Einstieg in eine Kapitaldeckung ist ein wichtiger Schritt, um die Rente demografiefester zu machen. Langfristig soll die Aktienrente dann aber auch dazu beitragen, das Rentenniveau zu steigern. Die zehn Milliarden Euro, die 2023 in Aktien investiert werden sollen, können aber nur ein erster Schritt für den Aufbau eines Aktienfonds sein.

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Private Altersvorsorge bleibt unerlässlich

Sie werden nicht ausreichen, um die Aktienrente zum Renditebooster für unsere Altersvorsorge zu machen. Sie werden wohl noch nicht mal ausreichen, um die Erträge zu erwirtschaften, die es braucht, um die Zuschüsse des Bundes an die Rentenkasse abzufedern. Es gibt im Bundesfinanzministerium aber bereits Überlegungen, mehr Geld in die Aktienrente zu stecken.

Grundsätzlich ist die Aktienrente eine gute Idee. Sie ist aber in der bisher geplanten Form nur ein Tropfen auf den heißen Stein und kein Allheilmittel für unser Rentensystem. Wir müssen weiterhin privat vorsorgen, am besten machen wir das mit unserer eigenen Aktienrente, beispielsweise über Fonds- und ETF-Sparpläne. Wie das geht, lesen Sie hier. Auf den Staat sollten wir uns jedenfalls nicht verlassen, sondern lieber selber den Renditebooster für unsere Altersvorsorge zünden.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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