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US-Staatsanleihen: Sind sie noch sicherer Hafen trotz Bonitätsverlust?


Verschuldung auf Rekordniveau
Sind US-Staatsanleihen noch ein sicherer Hafen?

  • t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
MeinungEin Gastbeitrag von Jessica Schwarzer

25.05.2025 - 08:48 UhrLesedauer: 4 Min.
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Schiff in Seenot (KI-Symbolbild): Wenn die See tobt, suchen selbst erfahrene Kapitäne Schutz.
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Amerikanische Staatsanleihen waren eigentlich immer eine supersichere Sache. Doch nun gibt es Zweifel an diesem sicheren Hafen. Doch lieber auf Gold setzen?

In Zeiten, in denen politische und wirtschaftliche Gewitter toben, sehnen sich viele nach ruhigen Gewässern – nicht nur auf hoher See, sondern auch an den Finanzmärkten. Der sprichwörtliche "sichere Hafen" ist gefragter denn je. Ein Blick auf den steilen Anstieg des Goldpreises zeigt, wohin sich Anleger derzeit retten.

Aber was ist mit Anleihen? Sind die USA noch ein sicherer Hafen? Sind amerikanische Staatsanleihen noch immer supersicher und über jeden Zweifel erhaben? Das waren sie viele Jahrzehnte lang, abzulesen an der besten Bonitätsnote der Ratingagenturen. AAA heißt übersetzt: Ein Ausfall ist extrem unwahrscheinlich. Wer den USA Geld leiht – das tun Käufer von Staatsanleihen – wird die versprochenen Zinsen und das verliehene Geld auf jeden Fall zurückbekommen. Doch nun mehren sich die Zweifel.

t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
(Quelle: Michel Passin)

Zur Person

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basisgeldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Alle Gastbeiträge von Jessica Schwarzer lesen Sie hier.

USA verliert Top-Bonität

Wie gut ist es wirklich noch um die Finanzkraft der USA gestellt? "Super sicher" war einmal. Die drei großen Ratingagenturen haben den USA die Top-Bonität entzogen. Moody's hat die Kreditwürdigkeit der USA vor einer Woche von "Aaa" auf "Aa1" herabgestuft.

Die anderen beiden entscheidenden Agenturen Standard & Poor's und Fitch hatten den USA bereits 2011 und 2023 ihr Top-Rating entzogen. In der Folge kam es damals jeweils zu heftigen Reaktionen an den Finanzmärkten. Nun also auch noch Moody's. Doch die ganz großen Verwerfungen an den Aktienmärkten blieben zum Glück aus.

Anleiherenditen steigen deutlich

Ein schlechteres Kreditrating führt üblicherweise zu schlechteren Konditionen am Anleihemarkt. Es wird teurer für die USA, sich über den Kapitalmarkt zu finanzieren. Und genau das ist in den vergangenen Tagen passiert. Die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen stieg und liegt derzeit bei rund 4,6 Prozent. Höher war das Niveau über einen längeren Zeitraum zuletzt während der 2000er-Jahre vor der Finanzkrise.

Globale Investoren könnten nun sogar eine noch höhere Prämie verlangen. Denn je schlechter das Rating, desto höher die Zinsen und damit die Rendite für Anleger. Doch warum gerade jetzt?

Moody's begründet die Entscheidung damit, dass sich die Finanzlage der USA im Vergleich zu früheren Zeiten und zu anderen hochbewerteten Staaten voraussichtlich weiter verschlechtern werde. Die erheblichen wirtschaftlichen und finanziellen Stärken der USA dürften den Rückgang der fiskalischen Kennzahlen nicht mehr vollständig ausgleichen können, so die Experten.

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Foto Benjamin FeingoldAusgewählt von unserem Börsenexperten Benjamin Feingold
Wie im Text beschrieben, können „sichere Geldanlagen“ wie etwa US-Staatsanleihen ihren Sicherheitsstaus teilweise verlieren, je nach Bonitätsentwicklung. Sie bleiben aber ein defensiver Baustein eines Depots. Dazu gehören auch defensive Discount-Zertifikate, wie etwa das ausgewählte DAX-Papier.
Für wen geeignet?Mittelfristanleger
In welcher Marktsituation geeignet?Stabile Wertentwicklung im DAX
Risikoklasse: Gering bis moderat
Laufende Gebühren: Keine
Als Basiswert für ein defensives Discount-Zertifikat bieten sich Aktienmarktindizes an, weil sie zahlreiche Aktien sowie Branchen abdecken und das Risiko über diese Titel verteilen. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 enthält die 50 größten Aktien der Eurozone und eignet sich daher als Basiswert.
Für wen geeignet?Mittelfristanleger
In welcher Marktsituation geeignet?Seitwärtslaufende Notierungen im EuroStoxx 50
Risikoklasse: Gering bis moderat
Laufende Gebühren: Keine

Haushaltsdefizit steigt rapide

Das Haushaltsdefizit der USA ist extrem hoch und wächst immer weiter. Die Zinskosten für die Staatsschulden steigen deshalb und aufgrund höherer Zinssätze stetig an. Das Haushaltsdefizit für das am 1. Oktober begonnene Haushaltsjahr liegt bereits bei gut einer Billionen Dollar, 13 Prozent höher als im Vorjahr. Und es wird nicht besser, im Gegenteil.

Aber das ist eigentlich nichts Neues. Man könnte deshalb auch fragen, warum Moody's mit der Herabstufung so lange gewartet hat. Aber das ist eine andere Geschichte. Nur so viel: US-Präsident Donald Trump trägt mit seiner Wirtschaftspolitik sicher nicht dazu bei, dass das Vertrauen in die Wirtschaftsmacht USA wächst.

Kein "sicherer Hafen" mehr, aber auch nicht hochriskant

Was heißt es nun für Sie als Anlegerin oder Anleger, wenn die USA ihre Bestnote verlieren? Wenn Sie amerikanische Staatsanleihen, die sogenannten US-Treasuries, im Depot haben, dann werden diese im Kurs gefallen sein. Die Rendite ist zwar jetzt höher, aber das gilt eben nur für neue Käufe. Ihre Anleihen sind etwas weniger wert.

Wenn Sie immer schon vorhatten, sie bis zur Endfälligkeit zu halten, dann ist das aber egal. Anleihen werden in der Regel zu 100 Prozent zurückgezahlt. Je nach Stückelung entsprechen 100 Prozent dann 1.000 Euro, mehr oder weniger. Entscheidend für Ihre Rendite sind der Kaufkurs und der Zinskupon, wenn Sie die Anleihe bis zur Fälligkeit halten. Die zwischenzeitlichen Schwankungen können Sie eigentlich ignorieren. Auch wenn die aktuellen Minuszeichen im Depot wohl kaum gute Laune machen.

Auch Investoren hinterfragen Sicherheit

Eine Frage, die Sie sich aber stellen könnten: Sind die USA ohne die allerbeste Bonitätsnote noch ein "sicherer Hafen"? Diese Frage wird auch an den Finanzmärkten diskutiert. Aber im Grunde ist das ein Problem professioneller Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen, die strikte Vorgaben für ihre Anlage haben. Denn institutionelle Investoren orientieren sich an Kreditratings, um das Risiko eines Zahlungsausfalls abzuschätzen.

Und mitunter muss es eben die Top-Note sein. Privatanleger können da weniger streng sein. Die USA haben immer noch ein sehr gutes Rating, wenn auch nicht mehr die Top-Note. Es droht keine Pleite. US-Treasuries sind immer noch sehr sicher. Erst im unteren "B"-Bereich der Ratingagenturen wird es riskanter, bei "C"-Ratings dann schon ziemlich gefährlich.

US-Staatsanleihen bleiben vorerst eine sichere Sache

Wenn es darum geht, ein paar sichere Staatsanleihen beizumischen, gehören die US-Papiere noch immer dazu. Aber die Rendite hängt auch stark von der Entwicklung des Dollars ab. Er ist zwar noch immer die Weltleitwährung und die USA sind nach wie vor die größte Volkswirtschaft der Welt. Aber internationale Investoren haben sich zuletzt verstärkt vom US-Dollar abgewendet.

Seit Jahresbeginn wertete der Dollar-Index, der die US-Währung mit einem Korb an weltweiten Währungen vergleicht, um 6,5 Prozent ab. Der Euro legte beispielsweise in dem Zeitraum knapp acht Prozent zum Dollar zu. Auch das belastet die Rendite von Anlegern aus dem Euro-Raum, die in den USA investieren. Eine ziemliche Rechnerei.

Alternativen: Bundesanleihen oder Gold

Wenn Ihnen das alles zu kompliziert ist, dann können Sie es vielen Profi-Investoren gleichtun und als "sicheren Hafen" auch Bundesanleihen mit dem "AAA" oder Gold wählen. Ich selbst investiere in einen ETF auf sichere bis supersichere Staatsanleihen aus dem Euro-Raum – ohne Währungsrisiko. Denn ein großer Teil meines Aktiendepots steckt in US-Werten. Es gibt aber auch ETFs auf deutsche Bundesanleihen oder Sie wählen ein einzelnes Papier. Bei supersicheren Bonds darf man auch mal auf die Risikostreuung verzichten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Gedanken
Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.

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