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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Frag t-online Lohnt sich ein Dax-ETF noch für Rentner?

Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute geht es um ETFs für Rentner.
Die Rente soll Sicherheit geben. Doch die Preise des täglichen Bedarfs steigen, das Geld auf dem Sparkonto wirft kaum Zinsen ab – deshalb fragen sich immer mehr Rentner: Lohnt es sich, in einen ETF auf den Dax zu investieren? Oder ist das Risiko dafür im Ruhestand zu groß?
Aktive Rentner: Finanzfit bis ins Alter
Viele denken bei Rentnern an alte, gebrechliche Menschen, die ihren Lebensabend im Schaukelstuhl verbringen. Doch das ist ein Klischee, das längst überholt ist. Rentner heute – oft auch als Silver Surfer oder Best Ager bezeichnet – sind meist fit, unternehmungslustig und stehen mitten im Leben.
Sie reisen, treiben Sport, engagieren sich ehrenamtlich oder lernen Neues. Und: Sie kümmern sich aktiv um ihre Finanzen. Denn nur weil das Arbeitseinkommen wegfällt, heißt das nicht, dass das Interesse an Geldanlagen verschwindet.
Rentner bedeutet also nicht "keine Teilhabe mehr am Leben". Im Gegenteil: Viele wollen ihr Vermögen sinnvoll anlegen, um sich Wünsche zu erfüllen oder um für unerwartete Ausgaben gewappnet zu sein. Geld soll Sicherheit bieten – und gleichzeitig möglichst nicht an Wert verlieren.
Doch trotz aller Agilität und Lebensfreude gibt es einen entscheidenden Unterschied zu jüngeren Anlegern: die Zeit.
Warum das Alter bei Geldanlagen eine Rolle spielt
Langfristige Geldanlagen wie ein ETF auf den Dax schwanken im Wert. Mal geht es rauf, mal runter – das gehört an der Börse dazu. Wer jung ist, kann solche Kursschwankungen meist aussitzen. Selbst wenn es ein paar Jahre bergab geht, bleibt oft genug Zeit, bis sich die Kurse wieder erholen.
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Bei Rentnern sieht das anders aus. Je älter man ist, desto weniger Zeit bleibt, um Verluste wieder auszugleichen. Wer in Rente ist, braucht sein Geld oft schneller – etwa für größere Anschaffungen, Reisen oder unerwartete Gesundheitskosten. Deshalb lautet eine wichtige Grundregel:
Je älter Sie sind, desto vorsichtiger sollten Sie sein, welchen Teil Ihres Vermögens Sie in schwankungsreiche Anlagen wie Aktien-ETFs stecken.
Doch das heißt nicht automatisch, dass Sie Aktien oder ETFs grundsätzlich meiden müssen. Entscheidend ist die persönliche Situation. Hier spielen mehrere Fragen eine Rolle:
- Wie hoch ist Ihre Rente oder das sonstige regelmäßige Einkommen?
- Haben Sie Ersparnisse oder andere Rücklagen?
- Benötigen Sie Ihr Geld bald, oder kann es einige Jahre liegen bleiben?
- Wie gut können Sie mit Wertschwankungen umgehen, ohne nervös zu werden?
Außerdem gibt es noch einen wichtigen Punkt: Manchmal investieren Rentner gar nicht für sich selbst, sondern für die nächste Generation, also die Kinder oder Enkelkinder.
Wer ein Depot oder einen ETF-Sparplan aufbaut, um ihn später zu vererben, hat oft einen viel längeren Anlagehorizont im Blick. Dann spielt das eigene Alter eine geringere Rolle – denn das Geld muss vielleicht erst in zwanzig, dreißig oder mehr Jahren angetastet werden. Auch das kann ein Grund sein, trotz hohen Alters weiterhin in ETFs wie den Dax-ETF zu investieren.
Wann ist ein Dax-ETF für Rentner sinnvoll?
Bleibt also die große Frage: Ist ein ETF auf den Dax für Rentner geeignet? Die kurze Antwort: Ja, er kann sich eignen – aber nicht für jeden und nicht für das ganze Vermögen.
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Ein ETF auf den wichtigsten deutschen Börsenindex bringt Chancen und Risiken. Die Chancen liegen in der Aussicht auf eine solide Rendite. Der Dax spiegelt mit seinen 40 in ihm vertretenen Unternehmen die deutsche Wirtschaft wider. Auf lange Sicht sind die Kurse trotz zwischenzeitlicher Rückschläge immer wieder gestiegen. Anleger profitieren so vom Wachstum großer Unternehmen und von Dividenden.
Was ist ein Dax-ETF?
Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein börsengehandelter Fonds, der automatisch einen Index wie den Dax nachbildet. Anleger investieren nicht in einzelne Aktien, sondern kaufen Anteile an einem Fonds, der viele Unternehmen bündelt – etwa Siemens, Allianz oder SAP. Das sorgt für breite Streuung (Diversifikation) und verringert das Risiko. Weil ETFs passiv gemanagt werden, sind sie meist deutlich günstiger als klassische Fonds – was sich langfristig positiv auf die Rendite auswirken kann.
Doch diese Rendite gibt es nicht ohne Schwankungen. Gerade der Dax ist ein Index, der teils kräftig nach oben, aber auch mal deutlich nach unten gehen kann – Stichwort Finanzkrise, Corona-Crash oder andere Wirtschaftskrisen. Wer in Rente ist, sollte daher genau prüfen, wie viel Schwankung er aushält.
Ein Dax-ETF kann für Rentner sinnvoll sein, wenn:
- ein finanzielles Polster vorhanden ist. Wer genug sichere Rücklagen hat, um ein paar Jahre überbrücken zu können, kann einen Teil des Vermögens durchaus in einen Dax-ETF stecken.
- das Geld nicht kurzfristig gebraucht wird. Mindestens fünf, besser zehn Jahre sollte man es investieren können. So bleibt Zeit, zwischenzeitliche Verluste auszusitzen.
- die Nerven stabil sind. Wer bei Kursverlusten schlecht schläft, sollte lieber vorsichtiger investieren und andere Anlageformen wie Festgeld, Tagesgeld oder Kündigungsgeld nutzen.
- eine Vererbung geplant ist. Wer Geld für Kinder oder Enkel anlegt, kann einen längeren Anlagehorizont nutzen – dann spielen kurzfristige Kursschwankungen eine geringere Rolle.
Nicht geeignet ist ein Dax-ETF, wenn:
- das Geld in den nächsten ein bis drei Jahren gebraucht wird, zum Beispiel für eine größere Anschaffung, Haussanierung, Auslandsreise oder unerwartete Ausgaben.
- keinerlei Rücklagen vorhanden sind.
- Kursverluste emotional stark belasten.
Das Fazit lautet deshalb: Ein ETF auf den Dax kann eine sinnvolle und kluge Ergänzung im Depot eines Rentners sein – aber niemals die alleinige Geldanlage. Sicherheit geht vor, gerade im Ruhestand.
- Eigene Recherche