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Schlechtes Zeugnis: Viel Geld für Gesundheit bringt weniger als gedacht


Schlechtes Zeugnis von OECD
"Mehr Geld führt nicht zwingend zu mehr Gesundheit"

Von t-online, afp
Aktualisiert am 22.11.2013Lesedauer: 3 Min.
An Betten herrscht in deutschen Krankenhäusern kein MangelVergrößern des BildesAn Betten herrscht in deutschen Krankenhäusern kein Mangel (Quelle: imago/caro)
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Deutschland leistet sich ein teures Gesundheits-System - das zeigt sich zum Beispiel daran, dass immer mehr Krankenhäuser in die roten Zahlen rutschen. Wie eine OECD-Untersuchung zeigt, nützt der Aufwand den Bürgern aber viel weniger, als zu erwarten wäre. Den Medizin-Journalisten Jörg Blech überrascht das nicht. "Unbestritten ist: Immer mehr Geld führt nicht zwingend zu mehr Gesundheit", sagte er im Gespräch mit t-online.de.

Insgesamt attestiert die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) dem hiesigen Gesundheitssystem eine gute Leistung. In der Spitze spielt Deutschland trotz großem Aufwand allerdings nicht mit. So bringt es die Bundesrepublik im Vergleich der 34 OECD-Länder auf die zweithöchste Zahl von Klinikbehandlungen, gemessen an seiner Einwohnerzahl. Auf 1000 Bürger kommen jeweils 244 Operationen und andere Formen der Versorgung, während der OECD-Schnitt bei 165 liegt, wie OECD mitteilte.

Hohe Behandlungszahlen belasten das Gesundheits-System

Nur in Österreich ist demnach die Quote höher. Die hohe Behandlungszahl sei die größte Herausforderung für die "Stabilität und Nachhaltigkeit" des deutschen Gesundheitssystems neben der Bevölkerungsalterung, die das Pflegesystem belaste.

Ein Grund für den hohen Wert: die hohe Zahl von Krankenhausbetten. Mit acht Betten je 1000 Einwohnern liege Deutschland OECD-weit auf dem dritten Platz hinter Japan und Korea, schrieb die OECD in ihrem Vergleichsbericht "Health at a Glance". Außerdem verantwortlich für die hohe Fallzahl sind die Altersstruktur und der technische Fortschritt mit neuartigen klinischen Verfahren.

Deutschland gibt überdurchschnittlich viel für Gesundheit aus

Insgesamt habe Deutschland 11,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Gesundheit ausgegeben und damit etwa zwei Prozentpunkte über dem OECD-Durchschnitt gelegen, heißt es in dem Report.

Was bekommen die Patienten dafür? Zum Beispiel eine Lebenserwartung von durchschnittlich 80,8 Jahren. Dieser Wert liegt zwar über dem OECD-Schnitt von 80,1 Jahren. Aber damit rangiert Deutschland nur im Mittelfeld. Von den Ländern an der Spitze wie der Schweiz, Japan und Italien ist Deutschland dagegen zwei Jahre entfernt.

Medizin-Journalist Jörg Blech: Mehr Rücken-OPs als nötig

Jörg Blech hat sich als Medizin-Journalist für den Spiegel und Buchautor ("Heillose Medizin. Fragwürdige Therapien und wie Sie sich davor schützen können) mit dem deutschen Gesundheitswesen befasst. Je nach Fachrichtung seien 15 bis 50 Prozent der Eingriffe überflüssig. "Ein Beispiel, wo man das sicher weiß, sind Rückenoperationen", sagte er im Gespräch mit t-online.de. Hier gebe es erkennbar Therapieversuche ohne Indikation. Beispielsweise komme ein Patient zum Arzt und der rate zur Bandscheiben-Operation - nach dem Eingriff stellt sich heraus, die Ursache lag an anderer Stelle.

Im OECD-Vergleich hat Deutschland nicht nur viele Krankenhausbetten, sondern auch eine hohe Ärztedichte: 3,8 Mediziner pro 100 Einwohner, der Schnitt liegt bei 3,2 Ärzten, in Japan gar nur bei 2,2 Ärzten. Ist dieser große Pool schon ein Grund für die vielen Therapien und hohen Kosten? "Eine schwierige Frage", sagte Blech. "Aber natürlich wird mit der Zahl der Ärzte auch das Angebot größer und damit steigt die Angebots-induzierte Nachfrage." Anders gesagt: Jeder Therapeut vergrößert die Zahl der Therapien.

Bei den Todesfällen nach Herzinfarkt nicht vorbildlich

Die Studie blickt auch auf Details wie etwa die Todesfälle nach Schlaganfällen. Berücksichtigt sind hier Patienten über 45 Jahre, die innerhalb von 30 Tagen nach der Einweisung gestorben sind. In Deutschland kommen auf 100 Patienten 6,7 Todesfälle - das bedeutet Platz elf. Spitzenreiter Japan verzeichnet in 100 Fällen nur drei Tote.

Die Finanzierung der Krankenhäuser ist auch bei den Koalitionsgesprächen Thema. Union und SPD wollen die Kosten der Kliniken durch eine Fortentwicklung der Krankenhauspreise besser berücksichtigen, die Häuser aber auch zu Effizienz anhalten. Der Anteil der Krankenhäuser mit defizitären Haushalten ist von 31 Prozent im Jahr 2001 auf 51 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen.

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