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Wein als Geldanlage: Rendite in dunklem Rot


Investment
Wein als Geldanlage: Rendite in dunklem Rot

t-online, Uwe Kauss

Aktualisiert am 10.01.2018Lesedauer: 5 Min.
Weine aus dem Bordelais, dem Burgund und der ToskanaVergrößern des BildesGesucht und teuer: Diese Weine aus dem Bordelais, dem Burgund und der Toskana gehören zu den besten der Welt. (Quelle: Uwe Kauss)
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Die Zinsen auf der Bank stehen für Geldanlagen nahe Null. Daher suchen Anleger nach renditeträchtigen Alternativen. Neben Kunst und Oldtimern gilt inzwischen auch Wein als Investment mit guten Gewinnen. Doch Vorsicht: Schnelle Käufe ohne Insiderkenntnisse und gutem Weinwissen können sehr viel Geld kosten, warnt Michael Unger, einer der wichtigsten europäischen Händler für gesuchte Top-Weine.

Wohin mit dem Geld? Null bis 0,5 Prozent Zinsen gibt es auf der Bank. Das Spekulieren mit Derivaten ist nur eine Sache für Zocker mit guten Nerven. Warum nicht lieber in Genuss investieren und damit eine schöne Rendite einfahren?

Seit etwa 15 Jahren werden viele der besten und teuersten Weine der Welt gekauft, ohne sie zu trinken. Hunderttausende Flaschen lagern dunkel und gut gekühlt, bis sie nach vielen Jahren zum hohen Preis versteigert werden. Klingt einfach, ist es aber nicht.

In Wein investieren sollte man nur als Weinkenner

„Wer in Wein investieren will, bei dem setze ich voraus, dass er Wein liebt, sehr gerne trinkt und über ein ausgezeichnetes Wissen verfügt“, beschreibt Michael Unger aus dem bayerischen Frasdorf den richtigen Wein-Investor. Mit seinem Unternehmen Unger Weine (www.unger-weine.de) gehört er zu den angesehensten Händlern seltener und gesuchter Weine in Europa. Er verfügt über beste Kontakte zu allen wichtigen Erzeugern, kauft private Weinkeller an und vermietet klimatisierte Speziallagerflächen tief unter der Erde, um private Weinbestände fachgerecht reifen zu lassen.

Etwa zehn bis 15 Prozent seiner Kunden würden teure Flaschen aus seinem Bestand ausschließlich als Investment kaufen, für weit über 40 Prozent sei es eine Mischung aus Freude, Genuss und Rendite. „Viele unserer Kunden verkaufen Wein aus ihrem Keller mit Gewinn, nur um damit die Sammlung mit ein paar weiteren Weinen oder Jahrgängen zu erweitern“, erzählt er.

Nur beste Weine aus sehr guten Jahrgängen steigen im Wert

Wer Rendite aus Flaschen ziehen will, braucht nach seiner Erfahrung nicht nur die richtigen Weine, sondern hoch seriöse Bezugsquellen, ein auf etwa 12 Grad schwankungsfrei gekühltes Lager und ausreichend großes Budget. „Zwischen 10.000 und 30.000 Euro sehe ich als Untergrenze an, damit man ein sinnvolles Investment tätigt“, erklärt Unger.

Eine gut zusammengestellte Kollektion besteht nach seiner langen Erfahrung vor allem aus den 20 bestbewerteten und renommiertesten Bordeaux-Weinen, ergänzt mit gezielt ausgewählten Weinen aus dem Burgund, einigen genau selektierten Produzent aus Italien und ein paar der allerbesten Champagner. Sie sollten zudem aus einem Jahrgang stammen, den Experten übereinstimmend mindestens als sehr gut bewerten.

„Weine für aktuell 20 oder 30 Euro werden im Wert kaum zulegen, die richtigen Weine starten bei einem Preis knapp unter 100 Euro pro Flasche, Topweine aus dem Bordelais kosten schnell auch 300 oder 400 Euro“, beschreibt der Weinprofi die Einstiegspreise. Dazu gehören beispielsweise Château Petrus, Cheval Blanc, Mouton-Rothschild, Lafite-Rothschild, Latour oder Haut Brion.

Eine Flasche von 1982 für 50 Mark ist heute schon 1000 Euro wert

Wer schon seit den 1980er Jahren sammelt, kann mit den richtigen Weinen aktuell allerdings gewaltige Renditen erzielen: „Eine Flasche vom renommierten Château Mouton aus dem Jahrgang 1982 hat damals vielleicht 50 Mark gekostet. Heute kriegt man dafür sofort zwischen 1000 und 1500 Euro.“

Doch diese Zeiten sind längst vorüber. Seit der Jahrtausendwende legten Investmentbanker ihre immens hohen Boni auch in Wein an, chinesische und russische Geschäftsleute kauften Flaschen zu jedem Preis, um vor Freunden und Geschäftspartnern ihren Status zu manifestieren. Die Folge: Die Preise für Bordeaux, Burgunder und einige italienische Rotweine gingen durch die Decke. Mit den Jahrgängen 2009 und 2010 erreichten die Preise ein so hohes Niveau, dass sie – auch aufgrund einiger mäßiger Jahrgänge in der Folge – sich nun oftmals auf einem niedrigeren Niveau einpendeln.

Viele Faktoren beeinflussen die Preise

Auch Faktoren wie der Brexit, die Wahl Donald Trumps als US-Präsident, die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und miserables Wetter in den wichtigen Anbaugebieten haben einen deutlichen Einfluss auf die Preisentwicklung. „Ich werde oft nach möglichen Renditen gefragt. Ich kann die aber nicht mit der Glaskugel vorher sagen. Es gibt so viele volatile Faktoren, die sich nicht vorher sagen lassen“, reduziert Michael Unger die oft überzogenen Erwartungen. Eins ist jedenfalls sicher: Wer jetzt einsteigt, kauft trotz einiger Abschläge aktuell nicht zum Schnäppchenpreis.

Wer es dennoch wagen will, dem empfiehlt Unger, keine Einzelflaschen zu kaufen, sondern Originalkisten mit meist zwölf Flaschen. „Damit ist die Rendite bei Auktionen deutlich höher“, betont er. Es sei zudem sehr wichtig, dass die Etiketten der Flaschen beim Lagern keinen Schaden nehmen, sondern bei der Versteigerung aussehen, als seien sie im Château erst eingepackt worden.

„Bei beschädigten Etiketten und Kapseln muss man mit Abschlägen von zehn bis 30 Prozent rechnen“, warnt der Bordeaux-Experte. Wichtig bei der Auswahl seien zudem die Bewertungen der in der Szene angesehensten Kritiker. „Bestnoten von Robert Parker etwa gelten noch immer als entscheidender Faktor, obwohl sein Renommee unter Sammlern, Freaks und Experten inzwischen abgekühlt ist“, sagt Unger.

Ohne Zeit keine Rendite

Doch Wein-Investment bedeutet vor allem eins: Viel Zeit mitbringen. Wer fette Renditen sucht, wird die innerhalb von fünf Jahren nur selten erzielen. Mindestens zehn bis 15 Jahre Zeit, oft auch viel länger, sollte man schon haben, bis verkauft wird.

Doch in dieser Zeit müssen die Weine perfekt lagern. Ein Keller im Mehrfamilienhaus mit Heizungsrohren ist denkbar ungeeignet. Daher bieten immer mehr Unternehmen, wie Unger mit seinem Konzept „Der Keller“, geeignete Lagerflächen zum Mieten an. Recht bekannt ist etwa die „Wine Bank“ des Rheingauer Weinguts Balthasas Ress, die inzwischen in einigen deutschen Großstädten eröffnet hat. Doch so ein Fach kostet monatlich Miete. Wer im Keller zuhause seine Kisten reifen lassen will, kann einen Raum mit speziellen Kühlaggregaten auf Lagertemperatur bringen. Doch Anschaffungspreis und Stromkosten ergeben nach 15 Jahren ebenfalls ein stattliches Sümmchen, das die Rendite schmälert.

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Vorsicht vor unseriösen Händlern und Schnäppchen im Netz

Ein weiterer Aspekt sei zum Einstieg besonders wichtig, betont Unger: „Ausschließlich bei einem wirklich seriösen Händler kaufen.“ Denn wer die Weine günstiger in Subskription kauft – sie also kurz nach der Ernte bestellt und bezahlt, sie aber erst nach 18 bis 24 Monaten Fassreife erhält –, muss sicher sein, dass sein Händler sich nicht inzwischen in die Insolvenz verabschiedet hat.

Noch gefährlicher seien vermeintliche Schnäppchen im Netz: „So wie Rolex-Uhren und Handtaschen werden auch viele Bordeaux täuschend echt gefälscht. Doch Experten finden oft kleinste Details, die sie entlarven. Dann ist der Wein wertlos.“ Doch wer echte Flaschen von besten Erzeugern im Keller liegen hat, kann jederzeit beschließen: Großer Genuss ist die beste Rendite. Und das Investment ins Glas füllen.

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