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Konsum: DDR-Supermarkt will Deutschland erobern


Konsum Leipzig
Trotz Aldi, Edeka und Co.: Dieser DDR-Supermarkt will Deutschland erobern

dpa, Birgit Zimmermann

Aktualisiert am 21.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Kurz vor der Währungsunion bringt eine Verkäuferin in Leipzig ein neues Konsum-Logo an (Archivbild): Die Handelsgenossenschaft will nun kräftig expandieren.Vergrößern des BildesKurz vor der Währungsunion bringt eine Verkäuferin in Leipzig ein neues Konsum-Logo an (Archivbild): Die Handelsgenossenschaft will nun kräftig expandieren. (Quelle: Volkmar Heinz/dpa-bilder)
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Im Lebensmittelhandel ist die Konkurrenz groß. Doch ein Akteur aus Ostdeutschland bleibt seit 135 Jahren standhaft. Nun eröffnet die Genossenschaft weitere Filialen in Sachsen-Anhalt.

Im Lebensmittelhandel ist die Konkurrenz mit Aldi, Lidl oder Rewe groß. Als standhaft erweisen sich jedoch Konsumgenossenschaften wie Konsum Leipzig. Seit 135 Jahren im Geschäft, will die Organisation nun expandieren.

Konsum-Chef modernisiert Image, Sortiment und Design

Wenn Michael Faupel an seine Anfänge als Konsum-Chef zurückdenkt, fällt seine Bewertung deutlich aus. "Wir haben 2015 ein wirklich altes Unternehmen übernommen", sagt der Geschäftsführer der Konsumgenossenschaft Leipzig. Damit meint er nicht nur die 135 Jahre alte Geschichte des traditionsreichen Lebensmitteleinzelhändlers, die bis 1884 zurückreicht. Er denkt auch an Image, Sortiment und Design der Läden. Aktuell ist Konsum auf Expansionskurs und will erstmals in Halle in Sachsen-Anhalt weitere Supermärkte eröffnen.

Die kleine Konsumgenossenschaft aus Ostdeutschland behauptet sich auch weiterhin auf dem hart umkämpften Markt des Lebensmitteleinzelhandels. Das ist angesichts der Konkurrenz keine leichte Aufgabe. Denn verglichen mit den Branchenführern im stationären Einzelhandels ist Konsum Leipzig ein Zwerg.

Marktführer Edeka kann einer Studie des Handelsforschungsinstituts EHI zufolge einen jährlichen Umsatz von 27 Milliarden Euro für sich verbuchen. Dicht gefolgt von Lidl, Aldi Süd und Rewe. Die Schwergewichte sind auch im Einzugsgebiet von Konsum Leipzig anzutreffen. 2018 erwirtschaftete die Konsumgenossenschaft einen Umsatz von 125 Millionen Euro. Zu dem Ergebnis zählen alle Einkünfte der 61 Supermärkte und des Lieferdienstes. Grund zum Feiern liefert die Tatsache, dass dieser Gesamtumsatz der höchste seit dem Mauerfall ist.

Konsum Leipzig erschließt sich Nischenstandorte

Faupel und Co-Geschäftsführer Dirk Thärichen versuchen, ihre Standorte jenseits der Standard-Einkaufsmeilen zu finden. "Kleine Läden mit 250 bis 500 Quadratmetern, in Innenstadt- oder Stadtteillagen, mit einem echten Supermarktsortiment. Das ist für uns die Zukunft", erläutert Faupel das Konzept. Kein Muss seien viele Parkplätze vor dem Geschäft. "Wir glauben, dass die Neigung, sein Auto zu bewegen – wenn man denn noch eins hat – eher gegen Null gehen wird." Andere Einzelhändler würden in den kommenden Jahren nachziehen.

Wie Mitarbeiter von der Genossenschaft profitieren

Dass hinter Konsum Leipzig eine Genossenschaft steht, sehen die Geschäftsführer als Vorteil. Dafür sprächen drei Argumente, so Thärichen. Zum einen erhalten die Mitglieder auf ihre Umsätze eine Rückvergütung von 3,135 Prozent – ein System, das schon seit Jahrzehnten über Konsummarken funktioniert. Die Konsumgenossenschaft greift bei der Rückvergütung ihrer Mitglieder auf Karten zurück. Zum anderen erhält man eine jährliche Dividende von zwei Prozent auf Genossenschaftsanteile. Als drittes Argument führt Thärichen auf, dass Mitglieder einer Genossenschaft "guten Gewissens sagen (können): 'Mir gehört ein Teil.'"

Von ihrer einstigen Größe sind die Konsumgenossenschaften weit entfernt. In der DDR war "der Konsum" nach der Handelsorganisation "HO" der zweitgrößte Versorger des Landes. 1989 waren im Verband der Konsumgenossenschaften der DDR noch 198 Genossenschaften mit 4,6 Millionen Mitgliedern organisiert. Konsum Leipzig betrieb mit 3.400 Beschäftigten rund 600 Ladengeschäfte. Davon etliche im Nichtlebensmittelbereich und 70 Gaststätten. Viele Genossenschaften scheiterten in der Marktwirtschaft. Auch der Konsum in Halle – den die Leipziger nun wiederbeleben wollen – ging pleite. Heute gibt es laut Thärichen 13 Konsumgenossenschaften.

In Westdeutschland gingen die meisten Genossenschaften in der co op AG auf – und in deren Finanzskandal Ende der 80er-Jahre unter. Traditionelle Genossenschaften gibt es im Westen nicht mehr, wie Ludwig Veltmann (Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbunds ZGV) mitteilt. Der Mittelstandsverbund ist die Interessenvertretung von Kaufleuten, die sich wie bei Rewe oder Edeka in Händlergenossenschaften organisiert haben.

Über Erfolg oder Scheitern entscheidet Konsum Leipzig selbst

Ob sich Konsum Leipzig zwischen Branchenriesen behaupten und tatsächlich wachsen kann, hängt laut Veltmann von ihm selbst ab. Er nennt den Lebensmitteleinzelhandel den "wohl am härtesten umkämpften Endkundenmarkt in Deutschland – mit extremem Wettbewerbsdruck und schmalen Margen". Doch zu voll sei ein Markt nie. Es gelte das alte Prinzip: Konkurrenz belebt das Geschäft. "Jeder, der es gut und richtig macht, hat nach wie vor eine Chance – an jedem Standort mit potenziellen Kunden und in jedem Kanal", sagt Veltmann.

Die Konsum-Geschäftsführer Faupel und Thärichen konzentrieren ihre Expansionspläne auf Leipzig und benachbarte Städte. "Wir glauben, dass sich Halle in den nächsten Jahren positiv entwickeln wird, und wir wollen dabei sein", sagt Thärichen. Auf die erste Markteröffnung am 24. Oktober sollen 2020 und 2021 weitere folgen. Ziel sind acht bis zehn Märkte. Für Konsum eine Bezirksgröße. Mit dem gleichen Plan haben sich Faupel und Thärichen schon nach Chemnitz vorgewagt.

Weiter weg soll es vorerst nicht gehen. "Das Risiko, in Brandenburg, Bayern oder Hessen eine Filiale eröffnen zu wollen, würden wir derzeit nicht eingehen wollen", sagt Faupel. Vor einigen Jahren versuchte das die Konsumgenossenschaft Dresden. Sie eröffnete vier Supermärkte in Franken und musste sie wieder schließen. Für die Dresdner sei Expansion aktuell kein Thema, teilt eine Sprecherin mit.

Die Stadt Halle wird für den Konsum nicht nur leichtes Pflaster sein, so Thärichen. Das liege am Untergang des Konsums nach dem Ende der DDR. Denn die Erinnerung an die Pleite sei in Halle noch lebendig. Trotzdem setzen die Leipziger auf den Markennamen Konsum – mit der Betonung auf der erste Silbe und einem kurz gesprochenen U. "Wir profitieren davon, dass der Konsum Halle eine Grundbekanntheit hat", sagt Thärichen. Die stamme aus DDR-Zeiten. Doch rasch fügt der Geschäftsführer hinzu: "Wir sind kein Ostalgieunternehmen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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