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China fürchtet Immobilienblase: Parteizeitung warnt vor Geisterstädten


Gewaltige Immobilienblase?
China hat Angst vor seinen Geisterstädten

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 30.12.2013Lesedauer: 3 Min.
Shanghais Vorort Anting New Town: Der Platz vor der Kirche ist menschenleerVergrößern des BildesShanghais Vorort Anting New Town: Der Platz vor der Kirche ist menschenleer (Quelle: dpa, Stephan Scheuer)
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China steckt mitten in einem riesigen Investment-Projekt: Nach Schätzung der Unternehmensberatung McKinsey werden bis 2025 rund 350 Millionen Menschen aus den Provinzen in die Städte umziehen. Weil Häuser und Apartments zudem als Top-Geldanlage gelten, schießen im Reich der Mitte Vororte oder neue Städte wie Pilze aus dem Boden. Wegen schlechter Planung siedeln sich dort aber kaum Menschen an. Selbst die Parteizeitung in Peking warnt bereits vor den Geisterstädten.

Mit dem Sonnenuntergang verschwinden die Straßen und Häuser in tiefer Finsternis. Die Laternen bleiben dunkel, keine Menschen laufen vorbei - der große Platz vor der Kirche in Shanghais Vorort Anting New Town wird komplett von der Nacht verschluckt.

"Deutsche Stadt" vor Shanghai

Für die Menschen in der Gegend ist Anting eine deutsche Stadt, weil sie von den Frankfurter Stadtplanern von Albert Speer & Partner (AS&P) entworfen wurde. Doch auch acht Jahre nach dem Einzug der ersten Bewohner leben dort kaum Menschen. Chinesische Medien sprechen sogar schon von der deutschen Geisterstadt.

Anting reiht sich damit in eine lange Liste ein. In China geht die Angst vor Geisterstädten um. Selbst das Parteiorgan "Volkszeitung" fürchtet sich vor einer gewaltigen Immobilienblase: "Aufgrund von schlechter Planung werden aus vielen neuen Städte im Endeffekt Geisterstädte", heißt es in dem Parteiblatt. Damit nicht genug: Bereits 200 weitere Städte seien in Planung.

Immobilienmogule und Reiche sorgen sich

Auch einige der mächtigen Immobilienmogule stimmen in das Sorgenlied mit ein. Während in fast allen Großstädten Chinas die Hauspreise jährlich zweistellig in die Höhe schnellen, sagt Wang Shi, der Chef des größten chinesischen Immobilienkonzerns Vanke: "Es gibt ganz offensichtlich eine Immobilienblase, und es ist möglich, dass sie außer Kontrolle gerät und platzt." Der Multimilliardär Wang Jianlin spricht ebenfalls von den Gefahren eines Immobilienbooms.

Paradox ist: Auf der einen Seite wird Wohnraum in Chinas Großstädten für viele Menschen nicht mehr bezahlbar, auf der anderen Seite stehen ganze Vororte nahezu leer. Die urbane Bevölkerung ist laut Chinas Statistikbehörde bereits auf mehr als 700 Millionen Menschen gewachsen. Erstmals in der Geschichte Chinas leben mehr Menschen in Städten als auf dem Land.

Urbanisierung problematisch

Ministerpräsident Li Keqiang hat mehrfach erklärt, dass die Regierung die Urbanisierung weiter vorantreiben will. Damit möchte die Staatsführung den Binnenkonsum antreiben, um das Wirtschaftswachstum langfristig zu sichern. Das Problem dabei: Viele neu aus dem Boden gestampfte Orte müssen um jeden Bewohner werben.

Ohne Schulen, Krankenhäuser oder Theater könnten die neuen Viertel kaum Menschen anlocken, sagt Johannes Dell, Chef der China-Niederlassung von AS&P: "Wenn keiner dort wohnt, können auch keine Geschäfte aufmachen. Und wenn keine Geschäfte aufmachen, will dort auch niemand wohnen." Letztlich müssten die Kommunen und Stadtregierungen Geld für die nötige Infrastruktur in die Hand nehmen.

Bessere Infrastruktur soll Menschen locken

In Anting passiert das gerade. Seit Oktober hält die Shanghaier U-Bahnlinie 11 in Anting. Von September 2015 an soll es eine Schule bis zur neunten Klasse in dem Ort geben. Gleichzeitig treiben die gigantischen Wohnungspreise die Menschen aus Shanghais Innenstadt an die Stadtgrenzen - und damit auch nach Anting. In den fertiggestellten Wohnblöcken könnten bis zu 25.000 Menschen leben. Bislang sind es nach Auskunft der Verwaltung aber erst 7000.

Anting steht damit für einen Lichtblick, wie die Volksrepublik einer Immobilienkrise noch entgehen könnte. Gerade in der Nähe von Metropolen besteht für die Geisterstädte große Hoffnung, doch noch viele Bewohner zu gewinnen, vermutet Professor Liu Yuanchun von der Pekinger Volksuniversität. "Während es in Chinas Megastädten immer voller wird, können kleine und mittelgroße Städte von den Entwicklungen profitieren. Es ist klar, für welche Orte sich die Menschen dann entscheiden."

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