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Arbeitsalltag nach Corona: Das planen die Dax-Konzerne BMW & Co.


Exklusive Umfrage
Das planen die Dax-Konzerne für den Arbeitsalltag nach Corona


Aktualisiert am 30.05.2021Lesedauer: 4 Min.
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BMW-Konzernzentrale (Symbolbild): Viele Dax-Konzerne planen noch keine Rückkehr ins Büro.Vergrößern des Bildes
BMW-Konzernzentrale (Symbolbild): Viele Dax-Konzerne planen noch keine Rückkehr ins Büro. (Quelle: Fotostand/imago-images-bilder)

Das Ende der Pandemie scheint zum Greifen nah. Das Berufsleben aber prägt Corona weiterhin stark. Eine t-online-Umfrage unter den Dax-Konzernen zeigt: Das dürfte noch eine Weile so bleiben.

Immer mehr Menschen in Deutschland haben die erste, viele sogar ihre zweite Corona-Impfung erhalten. Vielerorts bringen Lockerungen ein Gefühl von Normalität zurück, die Biergärten füllen sich, erste Konzerte sind wieder erlaubt.

Im Arbeitsalltag dagegen hat sich bislang nur wenig verändert. Weiterhin sind Deutschlands Unternehmen verpflichtet, wo immer es geht Homeoffice anzubieten, auch die Testpflicht für Mitarbeiter ist noch in Kraft. Völlig übertrieben, hieß es unlängst vom einflussreichen Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Der Impffortschritt müsse mit einer Rückkehr in einen normalen Geschäftsbetrieb verbunden sein, schrieb der BDI.

Jetzt aber zeigt sich: Gerade in Deutschlands Großkonzernen scheint es derzeit noch gar kein gesteigertes Interesse an einer Rückkehr ins Büro zu geben. Das geht aus einer Umfrage von t-online unter Deutschlands wichtigsten Konzernen hervor, den 30 Firmen, die im Leitindex Dax gelistet sind und gemeinsam mehr als 1,5 Millionen Menschen in Deutschland beschäftigen.

"Es gibt kein 'Zurück' mehr"

Von 24 Unternehmen, die auf die Anfrage von t-online antworteten, gaben 15 an, noch keine konkreten Zeitpläne für eine Rückkehr ins Büro zu haben. Viele, wie etwa der Autozulieferer Continental , verweisen auf den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter und darauf, sich an die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts zu halten.

Und selbst die Firmen, die schon eine Rückkehr vorbereiten, erwarten nicht, dass der Arbeitsalltag wieder so wird wie vor der Krise. So verwies das Gros der Unternehmen darauf, nach Corona auf ein hybrides Arbeitsmodell zu setzen – das heißt: teilweise von zu Hause arbeiten, teilweise im Büro.

Der Autohersteller BMW etwa teilte auf t-online-Anfrage mit, die Veränderung der Arbeitswelt durch Corona habe zu einer Beschleunigung in der Digitalisierung geführt. "Daher gibt es kein 'Zurück', sondern nur den 'Aufbruch in ein noch besseres Morgen' aus den Erkenntnissen der Pandemie", heißt es weiter.

Nur noch "anlassbezogen" ins Büro?

Ähnlich äußerte sich ein Sprecher des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer. "Wir werden nach Corona nicht zur alten Arbeitsweise zurückkehren", sagte er. "Für die Zeit nach der Pandemie erwarten wir daher eine verstärkte Nutzung von mobilem Arbeiten." Hier sollten Beschäftigte flexibel zwischen Büro und Homeoffice wechseln können.

Auch der Mischkonzern Siemens gibt das Ziel aus, "dass alle Beschäftigten weltweit im Schnitt stets zwei bis drei Tage pro Woche mobil arbeiten können und zwar immer dann, wenn es sinnvoll und machbar ist".

Und die Deutsche Bank verweist in diesem Zuge auch auf eine interne Umfrage. Der zufolge habe die Mehrheit der Mitarbeiter signalisiert, "dass sie nach der Pandemie zwischen ein bis mehrere Tage in der Woche von zu Hause arbeiten wollen und können".

Gleichzeitig bekräftigen viele Unternehmen die Bedeutung der Arbeit im Büro. So teilte die Deutsche Telekom mit, künftig spiele ein "anlassbezogenes Arbeiten im Büro" eine Rolle. Das heiße: "Während beispielsweise die konzentrierte Arbeit an einer Präsentation durchaus per Homeoffice stattfinden kann, ist es für einen kreativen Austausch meist effektiver, sich persönlich im Büro zu treffen."

Unternehmen müssen stärker auf Mitarbeiter eingehen

Fest steht bei all dem: In vielen Unternehmen haben sich die Mitarbeiter ans Homeoffice gewöhnt – und der Wunsch, von zu Hause zu arbeiten wird bleiben. Das sieht auch Sven Granse so, der als Führungskräftecoach mit seiner Firma People2Systems seit 25 Jahren Dax-Konzerne und kleinere Unternehmen berät.

"Den meisten Chefs ist längst bewusst, dass es künftig einen größeren Bedarf für mobiles Arbeiten gibt", sagt er. "Was viele aber unterschätzen: Der Hebel lässt sich nach Corona nicht einfach so umlegen." Konkret brauche es Ideen für das Arbeiten in Teams, bei denen einige Kollegen zu Hause sind und andere im Büro. "Das wird nicht leicht, zumal sich die Bedürfnisse der Mitarbeiter stark unterscheiden."

Firmen sollten deshalb besser früher als später mit ihren Angestellten ins Gespräch kommen. "Der Arbeitsalltag wird nach Corona ein anderer sein als vor Corona", so Granse. "Wer sich darauf nicht zügig einstellt, wird mittelfristig als Arbeitgeber weniger attraktiv sein."

Die Ausnahmesituation endet

Ähnlicher Ansicht ist auch Oliver Stettes, Leiter des Kompetenzfeldes Arbeitsmarkt und Arbeitswelt am arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW). "Das Homeoffice während Corona und das Homeoffice nach der Krise werden sich stark unterscheiden", sagte der Ökonom im Gespräch mit t-online. "Denn die Pandemie war für Unternehmen eine vollkommene Ausnahmesituation."

So hätten auch Mitarbeiter im Homeoffice gearbeitet, die noch keinerlei Erfahrung damit gehabt hätten – oder deren Arbeit zu Hause kaum sinnvoll sei. "Unternehmen müssen bewerten, wie effektiv das Arbeiten zu Hause wirklich ist. Und viele Firmen werden sicherlich von der Realität eingeholt werden", sagte er.

Das habe mehrere Gründe: Zum einen nutzen viele Mitarbeiter bei dauerhafter Arbeit von zu Hause flexiblere Arbeitszeiten. "Die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwinden dann zunehmend – und mehr Überstunden sind an der Tagesordnung."

Weniger Dienstreisen – mehr Videoschalten

Aufgrund dieses flexiblen Arbeitens dürfte auch der Erwartungsdruck zunehmen, so der Experte. "Ein weiteres Problem könnte entstehen, wenn in einem Team die Mehrheit der Kollegen im Büro arbeiten will – und nur wenige zu Hause. Dann werden sich die Kollegen der Mehrheit beugen müssen."

Doch nicht nur das Büroleben verändert sich durch Corona. Auch Dienstreisen werden künftig deutlich seltener stattfinden. Von der Allianz , Deutschlands größtem Versicherer, hieß es, die Pandemie habe gezeigt, dass viele Besprechungen virtuell stattfinden könnten – ohne Nachteile für das Geschäft oder die Mitarbeiter. "Diese Erfahrung hat die Allianz dazu bewogen, die Reiserichtlinien gruppenweit anzupassen mit dem Ziel, verzichtbare Geschäftsreisen in erheblichem Maße zu reduzieren."

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Andere Konzerne geben bereits konkrete Zahlen an, wie viel weniger Dienstreisen es nach Corona geben solle. Das Wohnungsunternehmen Deutsche Wohnen erwartet "eine dauerhafte, signifikante Reduzierung von Dienstreisen um mindestens 30 Prozent".

Und Bayer strebt an, "die konzernweiten Reiseaktivitäten nach Corona durch verstärkten Einsatz digitaler Kommunikationsmittel dauerhaft um etwa 50 Prozent zu reduzieren". Durch die "neue Normalität" will der Konzern pro Jahr etwa 200 Millionen Euro einsparen, heißt es.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage an die 30 Dax-Unternehmen
  • Gespräch mit Oliver Stettes
  • Gespräch mit Sven Granse
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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