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Inflation: Darum könnte Putins Krieg in Deutschland alles teurer machen


Darum könnte Putins Krieg in Deutschland alles teurer machen

Von dpa, fls

25.02.2022Lesedauer: 5 Min.
Teurer Sprit (Symbolbild): Die Ölpreise sind im Zuge des Kriegs in der Ukraine bereits stark gestiegen.Vergrößern des BildesTeurer Sprit (Symbolbild): Die Ölpreise sind im Zuge des Kriegs in der Ukraine bereits stark gestiegen. (Quelle: Sebastian Gollnow/dpa-bilder)
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Schon jetzt ist vieles deutlich teurer als noch vor einem Jahr. Doch der Krieg in der Ukraine dürfte die Preise noch einmal schneller antreiben. Worauf sich Verbraucher, Sparer und Anleger jetzt einstellen sollten.

Russlands Krieg gegen die Ukraine dürften mittelfristig auch die Verbraucher in Deutschland zu spüren bekommen: Beim Einkauf im Supermarkt, beim Tanken, beim Shoppen – mehrere Wirtschaftsforschungsinstitut warnen davor, dass die Preise noch einmal schneller anziehen könnten als ohnehin gedacht.

Nachdem das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) bereits am Donnerstag vor einer Inflationsrate in Höhe von sechs Prozent gewarnt hat, sagt nun auch der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser: "Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine drohen die Kosten für Gas und Öl weiter zu steigen und damit viele weitere Preise für die Verbraucher. Eine Fünf vor dem Komma der Inflationsrate im Gesamtjahr 2022 wird gerade wahrscheinlicher als eine Drei."

Schon vor der russischen Eskalation in der Ukraine hatten zahlreiche Experten ihre Erwartungen für die durchschnittliche Inflationsrate für 2022 nach oben korrigiert. Nachdem die Bundesregierung zuletzt noch von einem Zuwachs der Verbraucherpreise in Höhe von 3,6 Prozent ausging, rechnet etwa das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) bereits mit einem durchschnittlichen Anstieg in Höhe von 4 Prozent. Was heißt all das für Verbraucher, für Sparer und für Anleger? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was heißen steigende Rohstoffpreise für mich als Verbraucher?

Die Inflation in Deutschland und im Euroraum wird bereits seit geraumer Zeit von deutlich gestiegenen Energiepreisen im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung angeheizt. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine stiegen die Rohstoffpreise weiter:

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Donnerstag erstmals seit 2014 wieder mehr als 100 Dollar, am Freitag legten die Ölpreise weiter zu. Auch andere Rohstoffe wie Weizen verteuerten sich auf dem Weltmarkt.

Bereits im Januar legten die Preise für nach Deutschland eingeführte Güter so kräftig zu wie seit Oktober 1974 in Zeiten der Ölpreiskrise nicht mehr. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes lagen die Importpreise um 26,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Ob Entlastungen der Regierung ausreichen, ist fraglich

Steigende Rohstoffpreise kommen letztlich auch bei den Verbrauchern an, weil Produzenten höhere Einkaufspreise ganz oder teilweise weitergeben. "Die Inflationsrate wird wohl zumindest kurzfristig noch weiter ansteigen, vor allem über eine weiter steigende Energierechnung für die Verbraucher", sagte DZ-Bank-Chefvolkswirt Michael Holstein. "Das schwächt deren Kaufkraft und tendenziell die Nachfrage von Haushalten nach anderen Gütern und erhöht die Kosten auch für die Unternehmen."

Als Reaktion auf gestiegene Energiepreise hat die Regierungskoalition ein Entlastungspaket beschlossen. So sollen die Bürger von Juli an die Ökostrom-Umlage nicht mehr zahlen. Für Pendler ist ab dem 21. Kilometer eine höhere Pauschale von 38 Cent rückwirkend zum Jahresbeginn vorgesehen. Ob die Maßnahmen ausreichen, ist angesichts der russischen Invasion jedoch umstritten.

Was bedeutet die Inflationsentwicklung für mein Sparguthaben?

Für Sparer sind steigende Teuerungsraten bitter. Nach Berechnungen der zur Commerzbank gehörenden Comdirect verloren Sparer in Deutschland im vergangenen Jahr in Summe 80 Milliarden Euro wegen niedrig verzinster Einlagen. Allein im vierten Quartal 2021 lag der Realzins – also der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate – auf dem Rekordtief von minus 4,93 Prozent.

Auf der Suche nach besser verzinsten Alternativen sollten sich Sparer allerdings nicht von außergewöhnlich hohen Gewinnversprechen blenden lassen. Oft stecke Betrug dahinter, warnt die Finanzaufsicht Bafin: "Das 'sichere, schnelle Geld' gibt es nicht". Investments in Kryptowerte wie Bitcoin, Ether und Co. seien hoch spekulativ und ebenso riskant. Es drohe möglicherweise der Totalverlust des eingesetzten Geldes, warnt die Bafin.

Was wird die Europäische Zentralbank tun?

Andere große Notenbanken wie die US-Fed und die Bank of England haben nach Jahren der Geldflut bereits umgesteuert. Seit der Sitzung des EZB-Rates Anfang Februar herrscht inzwischen auch unter Europas Währungshütern Einigkeit, dass man die hartnäckig hohe Inflation nicht aussitzen kann. Mit einer Anhebung der Zinsen könnte die Europäische Zentralbank (EZB) gegensteuern.

Allerdings haben sich Europas Währungshüter darauf festgelegt, vor einem Zinsschritt zunächst den Ankauf von Staatsanleihen in Milliardenhöhe zu stoppen. Volkswirte rechnen damit, dass der EZB-Rat bei seiner nächsten geldpolitischen Sitzung am 10. März eine Entscheidung in Richtung Ausstieg aus dem ultralockeren Kurs treffen wird.

Große Schritte sollten aber nicht erwartet werden – erst Recht nun nicht, wo die Zuspitzung des Konflikts um die Ukraine als weitere Belastung für die noch von der Pandemie gebremste Wirtschaft hinzukommt.

"Die geopolitischen Spannungen sind aktuell ein sehr bedeutsamer Risikofaktor, vor allem für Europa", sagte EZB-Chefvolkswirt Philipp Lane der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die jüngsten geopolitischen Entwicklungen hätten "nicht nur Auswirkungen auf die Öl- und Gaspreise, sondern auch auf das Vertrauen der Anleger und der Verbraucher, auf den Handel und so weiter", sagte Lane.

Wie sollte ich als Anleger an der Börse reagieren?

Die Aktienmärkte rund um den Globus gingen nach dem Angriff auf die Ukraine auf Talfahrt. "Die schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Es herrscht Krieg in Europa", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners.

Eine oft zitierte Börsenweisheit lautet allerdings: "Politische Börsen haben kurze Beine". Das heißt: Die Politik vermag es nicht, die Kapitalmärkte dauerhaft in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen.

Am Freitag erholte sich der deutsche Aktienmarkt etwas. Stützend wirkten die US-Börsen, die am Vortag zwar zunächst ebenfalls abgesackt waren, dann aber den Weg in die Gewinnzone fanden und knapp unter Tageshoch schlossen.

"Politische Krisen wirken sich in aller Regel belastend auf die Börsen aus. Wie stark und wie lange, hängt vom Verlauf der jeweiligen Krise ab", sagt die Chefin des Deutschen Aktieninstituts, Christine Bortenlänger. Das Aktieninstitut weist immer wieder auf historische Daten hin, wonach sich langer Atem beim Investment in Aktien in der Regel auszahle.

"Die globale Entwicklung zeigt nach oben"

Im Gespräch mit t-online mahnt Joachim Schallmayer, Kapitalmarktstratege der Deka-Bank, auch deshalb zur Ruhe. "Fundamental ist eine weitere Talfahrt im Dax nicht angezeigt und gerechtfertigt. Die globale Entwicklung der Konjunktur zeigt nach oben", sagt er am Donnerstag.

"Für mittel- und langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger gilt jetzt: Vorsichtig agieren, Ruhe bewahren, weder Einzelaktien noch Fondsanteile und ETFs, also börsengehandelte Indexfonds, verkaufen." Was Anleger an der Börse genau erwartet, lesen Sie hier.

Wie sicher ist Gold in Krisenzeiten?

Das Edelmetall gilt vielen Anlegern als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten. Es verliert trotz Preisschwankungen seinen Wert nie ganz. Der Nachteil: Für Gold gibt es weder Zinsen noch Dividenden. Die Rendite lässt sich letztlich nur aus einem steigenden Goldpreis erzielen.

Nachdem verängstigte Anleger den Goldpreis am Donnerstag, dem ersten Kriegstag in der Ukraine, durch Zukäufe deutlich nach oben trieben, ging er am Freitag zunächst wieder leicht zurück. Am frühen Nachmittag lag der Preis für eine Feinunze bei 1.891 US-Dollar und damit wieder weiter entfernt vom Allzeithoch in Höhe von 2.075 Dollar, das im Corona-Sommer 2020 erreicht worden war.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Nachrichtenagentur dpa
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