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Verheerende Folgen: Was ein abruptes Gasembargo für Deutschland bedeuten würde


Ökonomen warnen
Abrupter Lieferstopp für russisches Gas wäre so verheerend wie Corona

Von rtr, fls

Aktualisiert am 09.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein Gazprom-Arbeiter dreht an einem Gashahn: Deutschland ist weiter stark auf russisches Gas angewiesen.Vergrößern des BildesEin Gazprom-Arbeiter dreht an einem Gashahn: Deutschland ist weiter stark auf russisches Gas angewiesen. (Quelle: imago-images-bilder)
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Kommt Deutschland ohne Gas aus Russland aus? Unter Ökonomen ist die Frage umstritten. Jetzt ist eine neue Studie erschienen – der zufolge hätte ein Gasembargo schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft.

Ein abruptes Ende russischer Gaslieferungen würde die deutsche Wirtschaft einer neuen Studie zufolge so stark treffen wie die Corona- oder die Finanzkrise. Die Produktion in Deutschland würde in den ersten zwölf Monaten um 114 bis 286 Milliarden Euro einbrechen.

Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Untersuchung des Wissenschaftlers Tom Krebs von der Universität Mannheim hervor, die das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) gefördert hat. Der Einbruch der Wirtschaft entspräche demnach einem Verlust von rund drei bis acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Zusätzlich könnten die Verbraucher wegen steigender Energiepreise weniger für andere Güter ausgeben, und die Unsicherheit könnte zunehmen, was die Wirtschaftsleistung um weitere zwei bis vier Prozent reduzieren würde. Damit wäre durch ein kurzfristiges Erdgas-Embargo ein wirtschaftlicher Einbruch auf das Niveau des Corona-Jahres 2020 oder der Finanzkrise im Jahr 2009 zu erwarten, schreibt der Professor für Volkswirtschaftslehre.

Ökonomen-Streit ums russische Gas

Krebs' Studie ist die vierte größere Analyse zu den potenziellen Auswirkungen eines Gasembargos. Zuvor hatten zahlreiche Ökonomen über das Thema gestritten, auch die Bundesbank gab zuletzt eine Einschätzung zu den Folgen ab. Eine eindeutige Prognose ließ sich aus den unterschiedlichen Berechnungen nicht ableiten, da es für ein solches Szenario keinen Präzedenzfall gibt und alle Experten mit Annahmen arbeiteten.

Während Volkswirte um den in den USA lehrenden Ökonomen Rüdiger Bachmann zu dem Schluss kamen, dass ein Gasembargo für die deutsche Wirtschaft durchaus verkraftbar wäre, hielt unter anderem der Direktor des IMK, Sebastian Dullien, dagegen und warnte wie Krebs vor einem starken Einbruch der Wirtschaftsleistung. Ihm und anderen Kritikern eines schnellen Gasstopps warfen andere Experten daraufhin vor, Lobbyarbeit im Sinne der Unternehmen zu machen, bei denen ein Gasstopp Arbeitsplätze bedrohe.

Derlei Anschuldigungen dürfte Krebs als unabhängiger VWL-Professor an der Uni Mannheim kaum erfahren – trotz der Förderung seiner Arbeit durch das IMK. In seiner Studie geht er sogar noch einen Schritt weiter und warnt: Es "könnte auch zu einer Wirtschaftskrise führen, wie sie (West-)Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg nicht erlebt hat". In der deutschen Industrie wird Erdgas den Angaben nach hauptsächlich in diesen sechs Zweigen genutzt:

Schwerwiegende soziale Folgen erwartet

Chemie, insbesondere Grundstoffchemie, Metallerzeugung und -bearbeitung sowie Gießerei, Glas und Keramik, Steine und Erden, Ernährung, das Papiergewerbe und der Maschinen- und Fahrzeugbau. "Für diese Industriezweige ist Erdgas ein essenzieller und schwer ersetzbarer Inputfaktor im Produktionsprozess", schreibt Krebs.

Die sozialen Folgen einer derart zugespitzten Energiekrise wären mit hoher Wahrscheinlichkeit gravierender als 2009 oder 2020, schätzt der Ökonom. So stehe die deutsche Wirtschaft nach zwei Pandemie-Jahren durch globale Lieferkettenprobleme sowie den Transformationsdruck im Zeichen des Klimawandels ohnehin unter Stress.

Das könnte zu vermehrten Insolvenzen oder Produktionsverlagerungen führen und zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Möglichkeiten der Wirtschafts- und Geldpolitik, Gegensteuer zu geben, seien dagegen angesichts schon stark erhöhter Ausgaben zur Abfederung der Corona-Krise und der hohen Inflation zudem sehr eingeschränkt. Die Preisschocks bei Energie und Nahrungsmitteln träfen zudem "überwiegend die unteren und mittleren Einkommen, sodass soziale Spannungen verschärft werden".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Studie des Ökonomen Tom Krebs: "Auswirkungen eines Erdgasembargos auf die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland"
  • Nachrichtenagentur Reuters
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