Finanzwissen Was sind latente Steuern? Einfach erklärt

Es gibt zwei Arten von latenten Steuern. Doch was steckt überhaupt hinter dem Begriff? Finden Sie im Ratgeber eine Erklärung.
Latente Steuern sind zukünftige Steuerlasten oder Steuervorteile, die sich aus vorübergehenden Unterschieden zwischen der Handelsbilanz und der Steuerbilanz eines Unternehmens ergeben. Sie werden in der Bilanz angegeben und dienen dazu, ein vollständigeres und realistischeres Bild der finanziellen Lage des Unternehmens zu zeigen. Welche Arten latenter Steuern es gibt und weshalb sie wichtig sind, erfahren Sie hier.
Was latente Steuern sind: Erklärung und Einordnung des Begriffs
Es gibt zwei Arten von latenten Steuern:
- Aktive latente Steuern: Diese stellen einen zukünftigen Steuervorteil dar und entstehen, wenn der Gewinn in der Handelsbilanz niedriger ist als in der Steuerbilanz. Sie können als eine Art Forderung gegenüber dem Finanzamt verstanden werden.
- Passive latente Steuern: Diese repräsentieren eine zukünftige Steuerlast und entstehen, wenn in der Handelsbilanz ein höherer Gewinn als in der Steuerbilanz ausgewiesen wird. Sie zeigen künftige Steuernachzahlungen an.
Die Berechnung latenter Steuern erfolgt anhand der Differenzen zwischen den Wertansätzen in der Handels- und Steuerbilanz, wobei in der Regel ein Steuersatz von 30 Prozent angewendet wird. Latente Steuern werden auf speziellen Konten erfasst und in der Bilanz ausgewiesen.
Der Zweck latenter Steuern ist es, die Unterschiede zwischen dem handelsrechtlichen und dem steuerlichen Gewinn auszugleichen und somit eine genauere Darstellung der finanziellen Situation des Unternehmens zu ermöglichen.
- Lesen Sie auch: 15 Tipps: Das können Sie von der Steuer absetzen
- Staatliche Einnahmen: So hoch fällt die Einkommensteuer für Sie aus
Welche Auswirkungen haben latente Steuern auf die Unternehmensbilanz?
Latente Steuern haben mehrere wichtige Auswirkungen auf die Bilanz eines Unternehmens:
- Bilanzausweis: Latente Steuern werden in der Bilanz ausgewiesen und beeinflussen damit das Nettovermögen des Unternehmens. Aktive latente Steuern erscheinen als Forderungen, während passive latente Steuern als Verbindlichkeiten dargestellt werden.
- Ergebnisbeeinflussung: Die Veränderung latenter Steuern wirkt sich auf das in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesene Ergebnis aus. Dies kann zu einer Erhöhung oder Verringerung des Jahresüberschusses führen.
- Finanzanalyse: Latente Steuern fließen in die Berechnung des Nettovermögens ein und beeinflussen somit die Bewertung der finanziellen Leistungsfähigkeit des Unternehmens.
- Solvenzkapitalanforderungen: Bei der Bestimmung der Kapitalanforderungen für die Solvenz spielen latente Steuern eine Rolle. Sie können unter bestimmten Bedingungen die Solvenzkapitalanforderungen reduzieren und sich erheblich auf den Solvabilitätskoeffizienten auswirken.
- Ausschüttungssperre: Für aktive latente Steuern gilt eine Ausschüttungssperre. Wenn sie höher sind als die passiven latenten Steuern, darf das Unternehmen die Differenz nicht an Gesellschafter oder Aktionäre ausschütten.
- Periodengerechte Darstellung: Latente Steuern tragen dazu bei, eine genauere und periodengerechte Darstellung der finanziellen Situation des Unternehmens zu ermöglichen, indem sie zukünftige Steuerbelastungen oder -entlastungen berücksichtigen.
- Saldierung: In der Bilanz können aktive und passive latente Steuern saldiert werden, was sich auf die Bilanzsumme auswirken kann.
Durch diese Auswirkungen beeinflussen latente Steuern die Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens und sind somit ein wichtiger Faktor für die Bilanzanalyse und -interpretation.
Wie können Unternehmen die Auswirkungen von latenten Steuern minimieren?
Unternehmen können die Auswirkungen von latenten Steuern durch verschiedene Strategien minimieren. Sie sollten temporäre Differenzen zwischen Handels- und Steuerbilanz frühzeitig identifizieren, um deren Auswirkungen besser steuern zu können. Die langfristige Steuerplanung sollte die Effekte latenter Steuern berücksichtigen, um die Steuerlast zu minimieren und die Liquidität zu verbessern.
Eine genaue Aufzeichnung aller temporären Differenzen und der daraus resultierenden latenten Steuern ist entscheidend. Eine klare Darstellung der latenten Steuern erhöht das Vertrauen der Investoren und verbessert die Einschätzung der langfristigen Profitabilität.
Erhalten Sie Antworten aus Tausenden t-online-Artikeln.
Antworten können Fehler enthalten und sind nicht redaktionell geprüft. Bitte keine personenbezogenen Daten eingeben. Mehr Informationen. Bei Nutzung akzeptieren Sie unsere Datenschutzhinweise sowie unsere t-online-Assistent Nutzungsbedingungen.
Unternehmen müssen potenzielle Änderungen in der Steuergesetzgebung oder bei Steuersätzen beobachten, da diese die Bewertung latenter Steuern beeinflussen können. Bei der Gewinnausschüttung sollten Sie die Ausschüttungssperre für aktive latente Steuern berücksichtigen.
Bei Unsicherheiten bezüglich der Behandlung latenter Steuern sollten Unternehmen fachkundige Beratung in Anspruch nehmen. Firmen, die international tätig sind, müssen außerdem die Unterschiede zwischen HGB und IFRS bei der Bilanzierung latenter Steuern berücksichtigen.
- Lexware: "Latente Steuern"
- Eigene Recherche