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Ukraine-Krieg: Deshalb geht der Heizölpreis durch die Decke


"Unsicherheit am Markt"
Deshalb geht der Heizölpreis durch die Decke

Von Frederike Holewik

Aktualisiert am 11.03.2022Lesedauer: 4 Min.
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Eine Hand dreht an einem Thermostat (Symbolbild): Der Krieg in der Ukraine lässt die Ölpreise in die Höhe schnellen, das merken auch Heizöl-Kunden.Vergrößern des Bildes
Eine Hand dreht an einem Thermostat (Symbolbild): Der Krieg in der Ukraine lässt die Ölpreise in die Höhe schnellen, das merken auch Heizöl-Kunden. (Quelle: imago-images-bilder)

Der Ölpreis ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine deutlich gestiegen, doch der Preis für Heizöl hat noch drastischer zugelegt. t-online erklärt, woran das liegt und worauf sich Kunden einstellen müssen.

Heizung runterdrehen, Auto stehen lassen: Das fordern Politiker wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit Blick auf die Energielieferungen aus Russland. Der Kauf von Heizöl und Benzin, so die Argumentation, unterstütze Putins Angriffskrieg auf die Ukraine. Wie viel das persönliche Energiesparen für den Frieden bringen kann, ist ungewiss. Doch für viele ist es auch längst zu einer Geldfrage geworden.

Denn seit Putins Einmarsch in die Ukraine herrscht große Unsicherheit an den Märkten und die treibt vor allem die Energiepreise in die Höhe. Vor allem für Heizöl müssen Kunden seit zwei Wochen deutlich tiefer in die Tasche greifen.

In den vergangenen Jahren lag der Preis für 100 Liter zwischen 37 und 65 Euro, in dieser Woche stieg er zwischenzeitlich auf rund 200 Euro. Das ist deutlich mehr als die Preissteigerungen beim Rohöl. t-online erklärt, woran das liegt.

Wie setzt sich der Heizölpreis zusammen?

Der Heizölpreis setzt sich aus vier Bestandteilen zusammen. Den größten Anteil machen die Produktbeschaffungskosten aus. Darin macht sich auch der Anstieg der Rohölpreise bemerkbar.

Darüber hinaus kommen die Mineralölsteuer und die Mehrwertsteuer hinzu.

Zusätzlich gibt es den sogenannten Deckungsbetrag. Im Deckungsbetrag sind Kosten für Lagerhaltung, Transport und gesetzliche Bevorratung enthalten, sowie die CO2-Abgabe. Diese beträgt seit 1. Januar 2020 pro Liter Heizöl 8 Cent.

Steigt der Preis weiter?

"Der Heizölpreis hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst einmal vom Ölpreis selbst, der in den vergangenen zwei Wochen drastisch gestiegen ist", sagt Thilo Schaefer, Energieexperte am arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW), t-online.

Dieser befindet sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Aufwärtstrend und erreichte teils Mehrjahreshochs. Doch am Mittwoch gab der Kurs deutlich nach – bislang macht sich das aber weder beim Heizöl noch an den Tankstellen bemerkbar. Lesen Sie hier, warum das Tanken nicht günstiger wird.

Schaefer macht dafür vor allem eines verantwortlich: "Dann gibt es aktuell eine spezifische Nachfrage nach Heizöl. Zum Ende der Heizperiode sind bei vielen Hausbesitzern die Tanks leer." Diese erhöhte Nachfrage habe Auswirkungen auf den Preis und treibe die Kosten beim Heizöl noch einmal höher als beim Rohöl.

"Der dritte Faktor ist Unsicherheit", führt Schaefer aus. Da niemand genau sagen könne, wie sich die Lage in der Ukraine entwickle und ob weitere Sanktionen gegen Russland auch die Energieversorgung einschränken könnten, herrscht viel Bewegung an den Börsen. "Die extreme Volatilität ist Ausdruck der Unsicherheit am Markt", so Schaefer.

Was heißt das für Kunden?

Das ist noch offen. Kurzfristig bedeutet es aber vor allem: hohe Preise für Heizöl. "Viele Kunden stehen nun vor der Frage: War das bereits der Peak oder gar erst der Anfang?", sagt Schaefer.

Doch darauf gebe es aktuell keine verlässliche Antwort. Die weitere Preisentwicklung hänge nun davon ab, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickle, aber auch, wie die Märkte auf die aktuelle Situation reagieren.

Der Branchenverband der Mineralölwirtschaft En2x rechnet aktuell damit, dass die globalen Öl- und Produktmärkte in nächster Zeit angespannt bleiben.

Wie hoch ist die Abhängigkeit von Russland?

Im vergangenen Jahr betrug der russische Anteil am in Deutschland verarbeiteten Rohöl 34 Prozent. Darüber hinaus wurde auch Diesel und Heizöl aus Russland importiert. Doch Experten halten es für möglich, auf andere Lieferungen aus anderen Ländern umzusteigen. Denn zum einen gibt es in einer Reihe anderer Staaten Ölvorkommen und zum anderen ist für die Lieferung keine besondere Infrastruktur nötig.

Das sieht bei den Gaslieferungen anders aus. Hier steuert Russland über die Hälfte der benötigten Energiequelle bei, zudem ist die Nutzung der Pipelines deutlich schwerer zu ersetzen. Lesen Sie hier mehr dazu.

Vonseiten der Unternehmen gebe es Bestrebungen, sich von Russland unabhängiger zu machen. "Die Mineralölwirtschaft in Deutschland hat bereits die Reduzierung von Importen an russischem Rohöl als auch an Mineralölprodukten eingeleitet", heißt es vom Branchenverband En2x. Dabei werde darauf geachtet, die inländische Versorgung weiter aufrechtzuerhalten.

Was tut die Politik?

Ob Deutschland sich einem Embargo für Energieprodukte anschließen soll, ist bisher in der Politik umstritten. Doch auch ohne völlige Abkehr von russischer Energie spüren die Verbraucher bereits die deutlichen Preissteigerungen. Mehrere Bundesländer fordern daher von der Bundesregierung Maßnahmen zur Entlastung.

Deutschland brauche "eine wirkungsvolle, effektive Energiepreisbremse", sagte der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, am Freitag im Bundesrat. "Die Energiepreise sind Hauptinflationstreiber und für viele Menschen inzwischen zu einem handfesten Problem geworden."

Konkret forderte Wüst "eine Senkung der Stromsteuer, eine Absenkung der Steuersätze auf Heizöl, Erdgas, Diesel und Benzin und eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Erdgas, Elektrizität und Fernwärme".

Mehrere Politiker der Ampel-Regierung forderten zuvor bereits eine stärkere Diversifizierung der Energiequellen. So sprach sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zuletzt für eine Beschleunigung beim Bau von LGN-Terminals und dem Ausbau von Windenergie aus. Dennoch stellt das erst eine mittelfristige Lösung dar.

Der Branchenverband En2x will die Bundesregierung dabei unterstützen. "Wir stimmen mit der Bundesregierung überein, dass jetzt erst recht eine große Energievielfalt mit Fokus auf Klimaschutz der richtige Weg ist", sagt Hauptgeschäftsführer Christian Küchen t-online.

"Dazu zählen Produktion und Import von grünem Wasserstoff für Industrie, Lkw und Schiffe, mehr Biokraftstoffe für herkömmliche Pkw und Nutzfahrzeuge sowie mehr Ladesäulen für E-Autos. Die Unternehmen der bisherigen Mineralölwirtschaft stehen zu dieser Transformation bereit", so Küchen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Thilo Schaefer (IW)
  • Statement von Christian Küchen (En2x)
  • Website von En2x: Preiszusammensetzung
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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