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Mateschitz' Thailand-Connection: Die wahren Herrscher über Red Bull


Mateschitz' Thailand-Connection
Die wahren Herrscher über Red Bull

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 25.10.2022Lesedauer: 4 Min.
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Chalerm Yoovidhya und seine Frau Daranee (links): Der Erbe des thailändischen Red-Bull-Mitgründers hält nach dem Tod von Dietrich Mateschitz die Fäden des Unternehmens in der Hand. (Quelle: Bryn Lennon/Getty Images)

Nach dem Tod von Dietrich Mateschitz rückt sein Sohn Mark in den Fokus – auch an die Konzernspitze? Der Schlüssel liegt bei der zweitreichsten Familie Thailands.

Bislang ist er zuständig für das "Hoch des Tages", nun geht es darum, ob ihm auch Flügel verliehen werden: Mark D. Mateschitz ist der einzige Sohn des verstorbenen Red-Bull-Gründers Dietrich Mateschitz und sein potenzieller Nachfolger. Der Chef der ältesten steirischen Heilquelle Thalheimer Heilwasser, für das mit dem "Hoch des Tages" geworben wird, könnte nun an die Spitze des Dosen- und Sport-Imperiums fliegen – wäre die Gründungsgeschichte von Red Bull nicht so kompliziert. Denn Red Bull ist mit einer thailändischen Familie verflochten, die in der Vergangenheit noch lautere Boykottaufrufe auslöste als der Red Bull-Gründer selbst.

Es war 1982, als Dietrich Mateschitz, Marketingmanager des Zahnpasta-Herstellers Blendax, auf einer Dienstreise nach Thailand Jetlag-geplagt angeblich eine Dose des heimischen Wachbleib-Drinks "Krating Daeng" leerte. Dieser war sechs Jahre zuvor als Erfrischungsgetränk für Arbeiter auf dem Land kreiert worden, und Mateschitz erkannte sein Potenzial, es als In-Getränk für den westlichen Markt zu adaptieren.

Den thailändischen Namen "roter Stier" übersetzte er wörtlich, das Logo übernahm er, ließ das Rezept anpassen – und legte gemeinsam mit den thailändischen Eigentümern von Krating Daeng los. Allerdings bekamen die Lizenzgeber aus Thailand 51 Prozent – 49 Prozent davon hält die Familie Yoovidhya mit ihrer TCP-Group, weitere zwei Prozent besitzt ein Familienmitglied.

Thailänder halten 51 Prozent

Mit dem Tod von Mateschitz rückt nun die Yoovidhya-Familie auch im Westen in den Fokus. In Thailand war sie bereits in den vergangenen Jahren offensiver aufgetreten. Erst im Sommer hatte sie eine neue Unternehmensstrategie ausgegeben: "Energizing a Better World for All", also etwa "Energiegeladen für eine bessere Welt für alle". 340 Millionen Dollar will die Firmenleitung für Investitionen in die Hand nehmen, neue Produkte unter der ursprünglichen und der "Red Bull"-Marke auf den Markt bringen, das Image modernisieren, wie die FAZ berichtete. Die Thailänder wollen stärker selbst Akzente setzen.

Und das können sie auch. Denn mit ihren insgesamt 51 Prozent bestimmen sie, wer der Spitze der mit Mateschitz gegründeten Red Bull GmbH vorsteht. Das Handelsblatt berichtete 2017, dass der Gesellschaftervertrag damals vorsah, dass die Thailänder sogar einer Weitergabe der Anteile zustimmen müssen, die Mateschitz' "Distribution & Marketing GmbH" an Red Bull hält.

Eine große Hürde für Mark Mateschitz. Der österreichische Sender Puls24 berichtet, die Yoovidhyas hätten angeblich bereits verhindert, ihm eine leitende Funktion im Red-Bull-Mutterkonzern zu überlassen. Er ist der Sohn von Dietrich Mateschitz aus der Beziehung mit einer früheren Skilehrerin. Seine Mutter und er stehen auch an der Spitze einer Stiftung "Wings for life" zur Verbesserung der Situation Querschnittsgelähmter.

Boykott-Kampagne nach Justizentscheildung

Die Eigentümerfamilien in Österreich wie in Thailand werden in der Öffentlichkeit kontrovers gesehen – und die andere Seite hat darauf jeweils wenig Einfluss. Das unter Fans hochumstrittene Engagement in Fußballklubs, die Dietrich Mateschitz als Marketingvehikel für die Brause nutzte, ist zwar Sache des Konzerns. Bei Mateschitz' Medienaktivitäten konnten die Thailänder aber nicht mitreden. Dem verstorbenen Milliardär wurde immer wieder vorgeworfen, mit dem Sender Servus TV auch eine Plattform für Positionen vom rechten Rand und Verschwörungsideologen geschaffen zu haben.

In Thailand hat der Ärger für die Eigentümer dagegen vor allem mit den Eskapaden eines der Erben zu tun. Dort gab es eine Boykottkampagne gegen Red Bull, die den Unmut im Westen über den österreichischen Firmenchef weit in den Schatten stellte. Das Unternehmen ging deshalb sogar öffentlich auf Distanz zu Vorayut "Boss" Yoovidhya, dem Enkel des Gründers.

Vorayut Yoovidhya hatte 2012 mit seinem Ferrari einen Polizisten auf einem Motorrad erfasst, mitgeschleift und war dann mit dem beschädigten Wagen einfach in die heimische Garage gefahren. Erst ließ er einen Mitarbeiter behaupten, gefahren zu sein, dann ignorierte er Vorladungen und setzte sich ab. Als 2020 alle Vorwürfe fallen gelassen wurden, tobte die Öffentlichkeit in Thailand. #BoycottRedBull flutete die sozialen Medien. Die Todesfahrt jährte sich vor einigen Wochen im September zum zehnten Mal.

Nach der Entscheidung der Justiz 2020 meldete sich sogar Amnesty International zu Wort und kritisierte, dass in dem Land für die Reichen und Einflussreichen offenbar andere Gesetze gelten. "Forbes" schätzt das Vermögen der Yoovidhyas auf 27 Milliarden Dollar, sie ist damit die zweitreichste Familie des Landes. Spross Vorayut Yoovidhya postet als Jetsetter Bilder von Urlauben an Traumständen, in Luxus-Skiressorts und von den Partys am Rand von Formel-1-Rennen. Vielleicht ist er da sogar Mateschitz begegnet.

Neuer Fahndungsaufruf

Um den Proteststurm zu besänftigen, nachdem die Justiz ihm den Persilschein ausgestellt hatte, erklärte TCP, Vorayut "Boss" Yoovidhya sei alles andere als der Chef im Unternehmen: Der Enkel des Gründers sei "nur" der Neffe des jetzigen TCP-Firmenchefs Chalerm Yoovidhya, in die Geschäfte selbst sei er gar nicht eingebunden.

Das Büro des Premierministers ordnete unter dem großen politischen Druck schließlich eine Überprüfung des Falls an. Tatsächlich wurde er neu aufgenommen und eine "Red Notice" bei Interpol eingestellt, ein weltweites Fahndungsgesuch. Denn Vorayut Yoovidhya ist inzwischen untergetaucht. In der aktuellen öffentlichen Datenbank befindet sich der Erbe allerdings nicht unter den 13 dort aufgeführten Thailändern. Damit ist unklar, wie intensiv überhaupt nach ihm gefahndet wird.

Bei der Suche nach einem Nachfolger für Dietrich Mateschitz ist er zumindest keine Konkurrenz für dessen Sohn. Mark Mateschitz muss nur den Rest der Familie Yoovidhya überzeugen.

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