Deutsche Modemarke schließt alle Filialen Sie übernehmen jetzt Gerry Weber

Gerry Weber macht alle Geschäfte dicht. Das wurde am Freitag bekannt. Die spanische Victrix Gruppe übernimmt zumindest die Marke. Wer steckt dahinter?
Die dritte Insolvenz war zu viel. Der ostwestfälische Modehersteller Gerry Weber schließt alle Geschäfte in Deutschland. Die gleichnamige Marke bleibt jedoch am Leben und wird von der spanischen Unternehmensgruppe Victrix übernommen.
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Die spanischen Käufer sehen laut eigenen Angaben ein starkes Potenzial in der Marke Gerry Weber. Wofür steht die Unternehmensgruppe? Was steckt hinter dem Namen Victrix? Und wie planen die Spanier die Zukunft von Gerry Weber?
Katalanische Unternehmensgruppe kauft Gerry Weber
Die Unternehmensgruppe mit vollständigem Namen Puntos de Género Victrix wurde 1976 als Familienunternehmen in Spanien gegründet. Der Hauptsitz befindet sich in der Stadt Mataró nordöstlich von Barcelona in der Region Katalonien. Derzeitiger Geschäftsführer ist Alberto Salvano.
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Die wichtigste Marke im Portfolio der Spanier ist Punt Roma. Die Firma vertreibt seit 1997 Frauenmode, mittlerweile laut Unternehmensangaben in mehr als 400 Geschäften weltweit. Etwa die Hälfte der Filialen befinden sich in Spanien, Portugal, Frankreich und Andorra. Weitere rund 250 Geschäfte gibt es verteilt auf 32 Länder auf allen Kontinenten.
Laut dem spanischen Handelsregister hat Victrix im Jahr 2023 rund 72,7 Millionen Euro Umsatz gemacht, ein Plus von etwa vier Prozent im Vorjahresvergleich. Gut 61 Prozent davon erwirtschaftete die Gruppe mit Exporten, die vor allem in die EU gingen. Laut Unternehmensangaben sind etwa 1.200 Mitarbeiter bei Victrix beschäftigt.
Hunderte Mitarbeiter bei Gerry Weber betroffen
Die Spanier sind über die Marke Gerry Weber hinaus offenbar nicht weiter am Unternehmensbesitz interessiert. Die Gerry-Weber-Zentrale im westfälischen Halle mit rund 280 Beschäftigten wird ebenso aufgegeben wie die deutschen Filialen, in denen ebenfalls rund 280 Mitarbeiter tätig sind. Im Ausland hatte die Firma bislang weitere 400 Beschäftigte, etwa in Österreich.
Der Online-Shop ist bereits zu – ob er jemals wieder startet, ist Sache des neuen Eigentümers. Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang Juni – bislang befindet es sich nur in einem vorläufigen Stadium – dürfte den Mitarbeitern gekündigt werden.
Separat zum deutschen Mutterkonzern laufen Insolvenzverfahren ausländischer Töchter. Die Niederlande nehmen in der Neuaufstellung eine Sonderrolle ein. Dort hatte Gerry Weber seine Standorte bereits dichtgemacht. Dort wurde unlängst vereinbart, dass eine Partnerfirma von Victrix mindestens acht Geschäfte schon bald wieder öffnet und dadurch mindestens 30 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Den Shops dürfte aber ein anderer Anstrich verpasst werden als bislang.
Wo Gerry Weber künftig zu haben sind
Die noch gut 40 Shops und Outlets von Gerry Weber in Deutschland sowie weitere Shops in anderen Staaten sollen in den kommenden Monaten geschlossen werden – und zwar "nach den üblichen Abverkaufsmaßnahmen", wie die Firma verlauten ließ. Der neue Markeneigentümer möchte die Gerry-Weber-Damenmode in Deutschland künftig über Handelspartner verkaufen, die auch andere Marken im Sortiment haben.
Mode von Gerry Weber soll künftig im Einzelhandel ohne Unterbrechung angeboten werden, aber nicht mehr in den eigenen Firmenshops.
- Internetauftritt der Gruppe Victrix
- der-indat.de: "Die VICTRIX Gruppe, Muttergesellschaft von PUNT ROMA, plant den Neustart der Marke GERRY WEBER"
- Nachrichtenagentur dpa