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Nordkorea-Talk bei "Maybrit Illner": "Bomben abwerfen hilft nicht"


Donald Trump und der "Schlachter von Pjöngjang"

t-online, Marc L. Merten

Aktualisiert am 01.09.2017Lesedauer: 4 Min.
Maybrit Illner diskutierte mit ihren Gästen über die Krise auf der koreanischen Halbinsel.Vergrößern des BildesMaybrit Illner diskutierte mit ihren Gästen über die Krise auf der koreanischen Halbinsel. (Quelle: ZDF)
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In etwas mehr als drei Wochen wählt Deutschland. Maybrit Illner hätte einen der größten internationalen Konflikte zum Thema deutscher Politik machen können. Stattdessen verkam der Talk über den Korea-Konflikt zu einer weiteren inhaltsleeren Diskussion über Donald Trump.

Die Gäste

  • Constanze Stelzenmüller (Politikwissenschaftlerin)
  • Peter Rough (Politikberater und Trump-Unterstützer)
  • Ska Keller (Bündnis90/Die Grünen)
  • Klaus von Dohnanyi (SPD)
  • Hans-Lothar Domröse (General der Bundeswehr a.D.)

Das Thema

Eigentlich lautete das Thema "Kims Raketen, Trumps Provokation – droht der Welt ein neuer Krieg?". Illner hätte im ZDF eine Diskussion antreiben können, wie der Konflikt die künftige Bundesregierung beschäftigen könnte, was dies für das deutsche Militär, die deutsche Diplomatie, Wirtschaft und Außenpolitik bedeuten könnte. Welche Rolle spielen Russland und China? Wie wirkt sich die Bedrohung auf die Europäische Union aus? Wie steht Deutschland aktuell zu Südkorea und zu Japan?

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Stattdessen ging es einmal mehr um Donald Trump und wie er mit Kim Jong Un umzugehen gedenkt. Als ob das einer wüsste! Und weil es keiner wusste, schwenkte Illner im letzten Drittel des Talks zu Afghanistan und machte ihre Sendung endgültig irrelevant.

Die Fronten

Die einzige Front, die es am Donnerstagabend gab, hatte wenigstens einen amüsanten Touch: Constanze Stelzenmüller und Klaus von Dohnanyi trugen ihre kleine Fehde über die ganze Sendung hinweg aus. Von Dohnanyi verglich den Korea-Konflikt mit der deutschen Wiedervereinigung, Stelzenmüller widersprach, weil Südkorea keine offensive Friedensbewegung betreiben würde wie Westdeutschlands einst.

Später ging es um China, um den angedrohten Handelskrieg, den das Reich der Mitte plant, und um die Frage, ob Peking überhaupt ein Interesse habe, Süd- und Nordkorea zu einem Frieden zusammenzubringen. Stelzenmüller referierte, und was machte von Dohnanyi? Er stimmte ihr immer wieder lauthals zu. "Richtig!" ertönte es. "Genau!" war aus dem Off zu hören, und als Stelzenmüller zum Schluss kam, hörte man eine knöcherne Hand auf den Tisch klopfen. "Das ist der Punkt", rief der SPD-Politiker aus. Schön, wenn sich zwei Menschen in ihren Gegensätzen einig sein können.

Virtueller Gast des Abends

Weil fünf Gäste am Tisch nicht reichten, um die Nordkorea-Diskussion wenigstens 40 Minuten am Leben zu erhalten, hatte sich Illner noch einen weiteren Gast virtuell ins Studio gebeamt. Die Allzweckwaffe der CDU für jedweden Polit-Talk, Peter Altmaier, wurde aus Frankfurt zugeschaltet, um zusammenzufassen, was seine Vorredner ohnehin schon gesagt hatten: "Die rhetorische Eskalation der letzten Wochen hat den Konflikt einer Lösung nicht näher gebracht. Nordkorea ist ein Unrechtsstaat. Dort leben die Menschen in Unfreiheit. Dieser Konflikt kann nicht militärisch gelöst werden. Wir haben in Libyen gesehen, was passieren kann, wenn man das versucht. Das heißt nicht, dass man sich nicht vorbereiten muss, sich zu verteidigen. Ich glaube, dass die chinesische Führung in den letzten Tagen ein Zeichen gegeben hat, um eine diplomatische Strategie zu ermöglichen."

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Altmaier durfte noch erwähnen, dass die USA zurzeit zu sehr mit sich selbst beschäftigt seien und Europa deshalb selbst nach sich schauen müsse. Sätze, die man in den vergangenen Monaten so häufig gehört hat.

Moderatoren-Frage des Abends

Maybrit Illner ruderte nach gut einer halben Stunde mit den Armen. Es schien, als habe Klaus von Dohnanyi etwas gesagt, das sie aufgewühlt hatte. Doch die Moderatorin schien schlicht gemerkt zu haben, dass ihr der Talk inhaltlich völlig abhanden gekommen war. "Können wir noch mal fragen: Wohin führt das?", warf sie ein und offenbarte doch nur, dass dieser Talk zu nichts anderem führte als zur Debatte, ob Donald Trump noch alle Haare an der richtigen Stelle hat oder ob Kim Jong Un der Bösewicht sei. Peter Rough erklärte: "Wir dürfen nicht Ursache und Wirkung verwechseln und den Schlachter von Pjöngjang und den demokratisch gewählten US-Präsidenten nicht auf die gleiche Stufe stellen." Es wurde an diesem Abend eben nicht viel tiefgründiger.

Tiefpunkt des Abends

Wer am Donnerstagabend vor dem heimischen Fernseher nach gut zwei Dritteln der Sendung kurz in der Küche oder Badezimmer verschwunden war, der wunderte sich, ob es sich nach der Rückkehr noch um den gleichen Talk handelte. Die Gesichter waren die gleichen, doch plötzlich ging es nur noch um Trump – und zwar um dessen Afghanistan-Politik. Nordkorea war plötzlich kein Thema mehr. Warum, wusste keiner so genau. So durfte Ska Keller aber immerhin noch etwas beitragen. "Bomben abwerfen hilft nicht", sagte die Grünen-Politikerin. "Damit erntet man nur mehr Terroristen." Spätestens jetzt war klar: Mehr als Stammtisch-Weisheiten waren an diesem Abend nicht zu erwarten.

Was offen bleibt

Der Talk im ZDF brachte wenig Erhellendes, vor allem ließ er nahezu gänzlich außen vor, was der Korea-Konflikt für die künftige Bundesregierung bedeuten könnte. Wenigstens General Hans-Lothar Domröse machte einen kurzen Moment Hoffnung, als er sagte: „Ich schließe aus, dass es zum Waffenkampf kommen wird.“ Es wäre ein schönes Schlusswort gewesen. Doch gesagt hatte er es zu Beginn der Sendung.

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