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"Anne Will"-Talk zur WM 2018 – Stoiber: "Russland ist Teil des Problems"


"Anne Will" zur WM in Russland
Stoiber: "Putin ist kein Mittelstürmer"

Nico Damm

Aktualisiert am 04.06.2018Lesedauer: 3 Min.
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Edmund Stoiber (CSU), ehemaliger Bayerischer Ministerpräsident, zu Gast bei "Anne Will". Thema der Talkrunde: "Putins WM - die Welt zu Gast bei Ex-Freunden?"Vergrößern des Bildes
Edmund Stoiber (CSU), ehemaliger Bayerischer Ministerpräsident, zu Gast bei "Anne Will". Thema der Talkrunde: "Putins WM – die Welt zu Gast bei Ex-Freunden?" (Quelle: imago-images-bilder)

Sollen Politiker die WM in Russland boykottieren? Die Frage spaltet – und auch bei "Anne Will" waren sich nicht einmal Parteikollegen einig. Zwei ehemalige Spitzenpolitiker bilden eine überraschende Allianz.

Die Gäste:

Edmund Stoiber (CSU), Ehemaliger bayerischer Ministerpräsident

• Norbert Röttgen (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestags

• Rebecca Harms (Die Grünen/EFA),Mitglied des Europäischen Parlaments

• Gregor Gysi (Die Linke), Mitglied des Deutschen Bundestages und

Präsident der Europäischen Linken

• Arne Friedrich, Ehemaliger Fußball-Nationalspieler

Die Fronten:

Wenige Wochen vor der Fußball-Weltmeisterschaft ringen Politiker um ihr Verhältnis zu Russland. Die Regierungen von Großbritannien und Island bleiben dem Event fern. Der Bundespräsident wird wohl kommen, Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich noch nicht entschieden. Aber wie politisch ist überhaupt der Sport?

Für Ex-Nationalspieler Friedrich war die Sache klar: "Ich finde, dass die WM die Bühne der Sportler ist und nicht der Politik." Soll Merkel nach Russland kommen? "Ich persönlich würde es mir wünschen." Schließlich komme sie, um die Mannschaft zu unterstützen. Dass Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff den Spielern einen Verhaltensleitfaden an die Hand geben will, hielt Friedrich für richtig. "Sie wollen keinen Maulkorb verhängen, aber eine Richtlinie in die Hand geben."

Hier war Friedrich auf einer Linie mit Edmund Stoiber, der die WM in erster Linie als sportliches Ereignis verstand. Das Fernbleiben von Würdenträgern brandmarkte er als "Symbolpolitik". "Ich weiß nicht, was es bringen soll, wenn man nicht hinfährt", so Stoiber. Der Westen brauche Russland, etwa zur Vermittlung im Konflikt mit dem Iran. "Russland ist Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung."

Auch Röttgen plädierte dafür, das Turnier nicht zu boykottieren. Allerdings aus strategischen Gründen: "Zu Putins Macht zählt das Opfernarrativ. Ein Boykott würde ihm in die Karten spielen." Sanktionen müssten mit klaren Forderungen verknüpft sein. "Worauf sollte Putin antworten? Es gibt ja keine Forderungen."

Einzig Harms forderte einen Boykott durch die Bundesregierung. Die Besetzung der Krim, der Ukraine-Konflikt, politische Morde: Gründe gibt es für die Grünen-Politikerin genug. Reden könnten Diplomaten auch anderswo. Auch Merkel sei kürzlich in Moskau gewesen, um Putin zu treffen. "Man braucht die Tribüne der WM nicht, um Politik zu machen." Die Tribüne des Turniers sei für Putin "ein Ort, der für ihn von ungeheurer Bedeutung ist".

Aufreger des Abends:

Größter Streitpunkt des Abends: Die Grundhaltung gegenüber Russland. In dieser Sache bekamen sich vor allem Harms und Röttgens als Putin-Kritiker auf der einen sowie Gysi und überraschend auch Stoiber auf der anderen Seite in die Haare.

Gysi verurteilte zwar die Krim-Besetzung als völkerrechtswidrig, verteidigte aber Russland unter anderem im Fall des vergifteten Doppelagenten Skripal: "Da ist nichts bewiesen, und schon gibt es Sanktionen." Frieden und Sicherheit lasse sich in Europa nicht ohne Russland realisieren. Immer wieder verwies er auf andere Länder wie die USA oder China, deren Angriffskriege oder Völkerrechtsverletzungen nicht sanktioniert würden.

Röttgen hielt dagegen, Russland zeige in den vergangenen Jahren ein Muster: "Gewaltanwendung außerhalb seiner Grenzen, Unterdrückung innerhalb seiner Grenzen." Für Harms war schon die Vergabe der WM an Russland falsch. Sie hob hervor, Russland habe eine problematische Rolle in Syrien gespielt und verhindere aktiv die Arbeit kritischer Journalisten und Menschenrechtsaktivisten. "Man muss auch Hoffnung schaffen für die, die sich trauen, etwas gegen Putin zu sagen."

Dagegen spricht sich Stoiber aus. "Die WM kann genutzt werden, um die Entfremdung zwischen Russland und dem Westen abzubauen." Hier zeigt sich der ehemalige CSU-Spitzenpolitiker auch selbstkritisch. "Ich war neben Franz-Josef Strauß mit der härteste Kalte Krieger", sagte er. Und was habe es gebracht?

"Die Entspannungspolitik hat viel mehr zur Wiedervereinigung beigetragen." Deshalb habe es ein Umdenken bei ihm gegeben. Gegenüber Harms merkte er noch an: "Die WM Putin-Spiele zu nennen, halte ich für falsch. Sie tun ja fast so, als würde Putin noch als Mittelstürmer mitlaufen." Im Studio mischte sich daraufhin Beifall mit Gelächter.

Faktencheck:

Gregor Gysi behauptete in der Sendung, es gebe keine Beweise, dass Russland hinter der Vergiftung des russischen Doppelagenten Sergei Skripal im englischen Salisbury stecke. Das ist richtig. Selbst das britische Militärlabor Porton Down konnte nicht feststellen, woher das verwendete Gift stammt.

Auch der BND-Chef Gerhard Schindler hält die Belege für "nicht so robust". Laut Medienberichten waren zahlreiche westliche Länder schon seit vielen Jahren im Besitz kleiner Proben des Kampfstoffs. Somit zählt eine Vielzahl von Geheimdiensten zum möglichen Kreis der Täter.

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