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Tagesanbruch: Merkel kurz bei Trump, Nordkorea, Verstappen


Tagesanbruch
Was heute Morgen wichtig ist

Meinung von Florian Harms

27.04.2018Lesedauer: 6 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Angela Merkel und Donald TrumpVergrößern des Bildes
Quelle: Jonathan Ernst/Reuters-bilder

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

Die Abgeordneten des Deutschen Bundestags reisen in Sitzungswochen aus ganz Deutschland an, um im Reichstag in Berlin über Gesetze zu diskutieren und diese dann zu verabschieden. Gestern haben sie beschlossen, die Bundeswehreinsätze in Mali und Somalia zu verlängern. Heute Abend reisen die Parlamentarier zurück in ihre Wahlkreise. Viele mit der Bahn, manche mit dem Auto, einige auch mit dem Flugzeug. Geht ziemlich schnell. Zwei, drei Stunden, aber kaum mehr als fünf, dann sind sie in der Regel daheim.


Nun stellen Sie sich bitte vor, Sie kommen nach einer anstrengenden Dienstreise zum Flughafen. Hallo, sagt Ihnen ein freundlicher Mensch von der Airline, nehmen Sie Platz, morgen geht's wahrscheinlich schon los. Oder in fünf Tagen, aber später wirklich keinesfalls. Sie zucken mit den Schultern. Klar, das kostet Ihren Arbeitgeber ein Vermögen, macht einen Strich durch alle Ihre Pläne, und die Familie zu Hause ärgert sich schwarz. Aber Sie kennen das ja schon, ist schließlich bei jedem vierten Flug so.


Absurd? Willkommen bei der Bundeswehr. Technische Defekte seien schuld, sagt das Verteidigungsministerium, wenn Soldaten aus Afghanistan oder Mali zurückkommen sollen und die Luftfahrt wieder mal zum Abenteuer wird. Von der SPD kommt nun der Vorschlag, die Soldaten sollten doch auf zivile Airlines umgebucht werden. Im Unterschied zum maroden Gerät der Truppe fliegen die nämlich. Gestern habe ich an dieser Stelle geschrieben: Müsste ich alles aufzählen, was bei der Bundeswehr kaputt ist, wäre ich abends noch dabei. Ich vergaß zu ergänzen: Mit der Luftwaffe müsste man fliegen. Dann hat man die Zeit. mehr

Der NSU-Prozess in München zählt jetzt schon zu den längsten Verfahren der Bundesrepublik. Gestern haben die Wunschverteidiger der Angeklagten Beate Zschäpe ihre Plädoyers gehalten. Maximal zehn Jahre Haft seien Strafe genug, sagen sie. Für die Morde und die Bombenanschläge der Rechtsterroristen Böhnhardt und Mundlos sei sie nicht verantwortlich, sagen sie. Obwohl sie jahrelang zum Kern der Terrorgruppe gehörte.


Was die Mordserie für die Hinterbliebenen der Opfer bedeutet, gerät angesichts des Rummels um das Terrortrio manchmal in den Hintergrund, und das ist schlecht. Meine Kollegen Rüdiger Schmitz-Normann und Jonas Mueller-Töwe haben deshalb schon vor einiger Zeit mit dem Sohn des ersten Mordopfers gesprochen: Abdulkerim Şimşek berichtet, wie seine Familie durch die Hölle ging. Ein Interview, das den Hintergrund in den Vordergrund rückt. mehr

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WAS STEHT AN?

Tagelang wurde Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Washington ein roter Teppich nach dem anderen ausgerollt. Bundeskanzlerin Angela Merkel muss heute bei ihrem Besuch in der US-Hauptstadt eher mit einem Fußabstreifer Vorlieb nehmen. Gerade mal drei Stunden seiner Zeit gönnt ihr Präsident Trump. mehr


Das sei alles überhaupt kein Problem, flöten die Strippenzieher im Kanzleramt, das sei völlig normal bei einem Antrittsbesuch, man arbeite mit der amerikanischen Seite völlig prima zusammen. Das ist natürlich völliger Quatsch. Die Bundesregierung hat im Umgang mit Donald Trump schwere Fehler gemacht, kommentiert unser US-Korrespondent Fabian Reinbold völlig zu Recht, und das gefährdet jetzt deutsche Interessen.


Anders als Macron hat Merkel sich nie bemüht, einen persönlichen Draht zu Trump zu finden (ebenso wenig übrigens wie zu Wladimir Putin), das deutsch-amerikanische Verhältnis ist auf einem Tiefpunkt, und das kann nun für Deutschland richtig gefährlich werden: beim Handel, bei der Verteidigung, in der Iran- und der Russland-Politik.


Wie kommt die Kanzlerin da raus? Merkel muss einen neuen Kurs einschlagen, schreibt unser Korrespondent, und endlich mal anerkennen: Bei all seinem Irrsinn hat Trump in manchen Dingen einfach recht. mehr


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Panmunjom ist ein schauderhafter Ort, schreibt mein Kollege David Ruch. Bis an die Zähne bewaffnete Wachposten des Nordens beäugen misstrauisch die bis an die Zähne bewaffneten Wachposten des Südens – und umgekehrt. Die Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea verläuft mitten durch die UN-Baracken, die dort in den Fünfzigerjahren für Verhandlungen errichtet wurden. Verhandelt haben die beiden verfeindeten Staaten immer wieder mal, aber nie fruchtete das, wie meine Kollegen Martin Trotz und Arno Wölk in ihrem aufschlussreichen Video erklären. mehr


Diesmal soll es anders sein. In den Baracken haben sich heute Südkoreas Präsident Moon Jae In und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die Hand gegeben und sollen bei kalten Buchweizennudeln in mild-würziger Brühe über einen dauerhaften Frieden sprechen. Das ist wahrlich ein historisches Ereignis.


Wie kam es dazu? Wer viel Nachrichten liest und guckt, konnte zuletzt den Eindruck bekommen, der Durchbruch sei Donald Trump zu verdanken. Seine Drohungen hätten Kim Jong Un zum Einlenken bewegt. Aber das ist allenfalls ein sehr kleiner Grund. Die beiden sehr viel wichtigeren Gründe sind wohl:


• Erstens hat Kim Jong Un längst erreicht, was er wollte: Nordkorea ist zur Atommacht aufgestiegen und kann seine Gegner abschrecken. Ein Schicksal wie Saddam Hussein oder Muammar al-Gaddafi wird Kim daher wohl erspart bleiben.

• Zweitens tragen die monatelangen diplomatischen Anstrengungen der südkoreanischen Regierung endlich Früchte. Deshalb heißt der entscheidende Akteur bei diesem historischen Prozess nicht Donald Trump, sondern Moon Jae In.


Gleichwohl dient das heutige Treffen auch als Testlauf für die Begegnung zwischen Kim und Trump Anfang Mai oder Ende Juni. Ob es dann auch kalte Buchweizennudeln in mild-würziger Brühe gibt?


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Lewis Hamilton nannte ihn einen Schwachkopf, Sebastian Vettel beschuldigte ihn, das Rennen ihn China zerstört zu haben: Keine Frage, Max Verstappen hat auf der Piste viele Rivalen. Mit seinem riskanten (oder genialen?) Fahrstil mischt er die Formel 1 auf. Vor dem Großen Preis von Aserbaidschan am Sonntag hat sich unser Reporter Tobias Ruf auf Spurensuche begeben. Gemeinsam mit dem ehemaligen Formel-1-Fahrer Marc Surer erklärt er das Phänomen Max Verstappen: Wie das Ausnahmetalent schon als Siebenjähriger die Konkurrenz düpierte, welche Rolle sein Vater dabei spielte und wie Verstappen abseits der Rennstrecken tickt: Das lesen Sie heute Vormittag auf unserer Seite.


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Ich freue mich sehr auf die Fußball-WM, aber ich sorge mich um Jerome Boateng. Kann der Bayern-Riese trotz seiner Verletzung im Spiel gegen Real Madrid mit nach Russland fahren? Lars Stindl dagegen hat gute Chancen auf die WM: Seit seinen starken Leistungen beim Confed Cup hat der Nationalstürmer keine Nominierung verpasst, Joachim Löw schwärmt von ihm in den högschden Tönen. Im Gespräch mit meinem Kollegen Benjamin Zurmühl gibt Lars Stindl das Lob an den Bundestrainer zurück: "Er wählt immer einen guten Mix aus den Persönlichkeiten, die zur Nationalmannschaft dazukommen, und findet ein perfektes Spielsystem für diese Typen." Welchen Stellenwert der Bundestrainer in Stindls Laufbahn hat und warum er sich ein Karriereende in Gladbach vorstellen kann, lesen Sie heute Vormittag auf unserer Seite.


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WAS LESEN?

Während der Koalitionsverhandlungen wusste die Öffentlichkeit zu jeder Zeit ziemlich genau, was die SPD wollte – und nie wirklich, was die CDU wollte. Als der Koalitionsvertrag stand, verbreitete sich schnell die Deutung: Die SPD habe sich durchgesetzt. Beste Voraussetzungen für die SPD, um in der neuen Regierung aufzufallen und das Profil der Partei zu schärfen. Sollte man meinen. Doch das Gegenteil geschieht: Seit sieben Wochen ist die Regierung im Amt – und die Union dominiert unangefochten die Agenda. Gerade mal ein Thema hat die SPD durchgesetzt. Unser Parlamentsreporter Jonas Schaible hat analysiert, woran das liegt. mehr


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Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Ob sich der bayerische Freistaat über solche Slogans freut? Neuerdings vielleicht ein bisschen weniger, denn eine Gruppe Studierender, angehende Juristen, zieht in praktischer Anwendung des Erlernten vor den Bayerischen Verfassungsgerichtshof und verklagt das Land wegen seines übergriffigen Polizeigesetzes. Darin ist von "drohender Gefahr" die Rede und "gefährlichen Orten", von "Präventivhaft", Aufenthaltsverboten und -geboten.


Was all das verbindet: Man braucht gegen kein Gesetz, keine Vorschrift zu verstoßen, um zum Ziel polizeilicher Maßnahmen zu werden. Ebenfalls Teil des gemeinsamen Nenners: unklare Definitionen, schwammige Begriffe, weite Auslegungsspielräume für die Beamten. Aber was Recht ist, bestimmt in einem Rechtsstaat nicht die Polizei. Nicht nur werdende Juristen ziehen die Augenbrauen hoch, auch Dozenten beteiligen sich an der Klage. Wir dürfen gespannt sein, ob die bayerische Landesregierung dabei fürs Leben etwas lernt. mehr

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WAS FASZINIERT MICH?

Das deutlich artikulierte Sprechen einzelner Buchstaben gehört zu den faszinierendsten Dingen, die ich diese Woche gesehen habe. Und ein paar Ziffern gibt es noch dazu. Toll! sage ich. Was ist denn mit dem los?, sagen Sie, aber gleich sagen Sie das nicht mehr. Denn dann schauen Sie dem Sprecher in den Kopf. Einmal zum MRT bitte, und dann bitte: "Aaaah!", "Eeee!", "Iiii!" ... mehr


Ich wünsche Ihnen einen frohen Freitag und dann ein schönes Wochenende. Am Montag schreibt hier mein Stellvertreter Jan Hollitzer, am 1. Mai pausiert der Tagesanbruch, und am Mittwoch bin ich dann wieder für Sie da.

Ihr Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: harms.chefredaktion@t-online.de

Mit Material von dpa.

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