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Tagesanbruch: Cool Britannia – nur noch sieben Monate bis zum Brexit


Tagesanbruch
Was heute Morgen wichtig ist

MeinungVon Ruediger Schmitz

27.08.2018Lesedauer: 12 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Theresa MayVergrößern des Bildes
Theresa May (Quelle: imago)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

Zu den menschlichen Eigenschaften gehört es, gut verdrängen zu können. Wir sehen das Unwetter am Horizont und denken: Das wird schon gut gehen. Deshalb laufen viele Appelle an den gesunden Menschenverstand ins Leere, ob es nun um Ernährung, Gesundheit, Migration oder Klimawandel geht. Mit Karl Valentin verweisen wir gerne darauf, dass Prognosen eine schwierige Sache sind – insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen.

Auch beim Brexit ist das so. Wir sehen die Lawine kommen, aber sitzen weiter auf dem Felsvorsprung und bewundern die Aussicht. Seit jenem Wochenende im Juni 2016, als die Ergebnisse der Brexit-Abstimmung unser Weltbild auf den Kopf stellten, ist klar, dass die Briten die EU verlassen werden. Nach dem offiziellen Austrittsgesuch im März 2017 haben sie jetzt zwei Jahre Zeit für den Austritt, im März 2019 soll er vollzogen sein. Mit Hochdruck müssten die Briten zu Ergebnissen kommen. Doch die Verhandlungen mit der EU treten auf der Stelle.

Um Souveränität zu demonstrieren, hat Brexit-Minister Dominic Raab nun Notfallpläne vorgestellt, falls kein Abkommen zustande kommt. 80 Papiere sollen den Unternehmen und Bürgern Handreichungen für Vorbereitungen geben, falls die Gespräche scheitern und bis zum Austrittstermin keine gesetzlichen Einigungen mit der EU vorliegen.

Die Papiere sollen die Briten überzeugen, dass der May-Plan für einen weichen Brexit besser ist als ein ungeordneter Brexit. Und gleichzeitig Brüssel signalisieren, dass die Briten im Zweifel die Verhandlungen platzen lassen.

Allerdings offenbaren die Papiere eher Hilflosigkeit als Souveränität. Unternehmen werden auf 148 Seiten unter anderem gewarnt, dass der zollfreie Warenverkehr zwischen der EU und Großbritannien im Fall eines No-Deal-Szenarios endet. Neue Vorschläge, wie dann Kontrollen zwischen den Grenzen, beispielsweise zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland, verhindert werden sollen, gibt es aber keine. Britische Finanzdienstleister hätten dann nicht mehr das Recht, ihre Waren in der EU anzubieten. Und bargeldloses Bezahlen in Euro würde für britische Kunden wahrscheinlich teurer. EU-Standards für Lebensmittel, Medikamente und Arbeitnehmerrechte sollen vorübergehend weiter gelten, sagte Raab.

Nur noch sieben Monate bleiben den Briten, um sich auf den Fall der Fälle vorzubereiten. Von 80 "technical notes" liegen bisher erst 25 vor. Der Rest soll bis Ende September folgen. Das hat schon etwas von Cool Britannia, wie eine ganze Nation ihre Hausaufgaben nicht macht und der Brexit-Katastrophe entgegen schlendert.

Auch auf dieser Seite des Ärmelkanals sollten wir die Schadenfreude herunterschrauben. Die Briten sollen mal machen, ist ja deren Schuld, werden schon sehen, was sie davon haben: So einfach ist es nicht. Von einem ungeordneten Brexit wären wir ebenso betroffen wie die Briten. Schließlich leben wir in einer globalisierten Welt. Das ändert sich auch durch einen Brexit nicht.

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WAS WAR?

Am Freitagmorgen kamen viele Mitarbeiter besorgt in die Redaktion. Sie hatten nachts und am frühen Morgen den Brandgeruch gemerkt, der über der Stadt lag. Der Wind hatte den Qualm von den heftigen Bränden südlich von Berlin bis in die City getragen.

Unser Reporter Lars Wienand ist sofort zu den Brandbekämpfern gefahren. Er war ganz nah dran – am Feuer, am Qualm, an den Freiwilligen, die Verpflegung brachten, an den Wasserentnahmestellen, bei den erschöpft auf dem Waldboden liegenden Feuerwehrleuten. "Um zwei Uhr bin ich wieder da", heißt seine Reportage über die Helden von Treuenbrietzen und ihren Kampf gegen das Feuer.

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Ein Mann hat bei einem Videospiel-Turnier in Jacksonville das Feuer eröffnet und zwei Menschen getötet. Auch der mutmaßliche Schütze selbst ist tot, wie die Polizei am Sonntagabend (Ortszeit) mitteilte. Der Mann habe sich erschossen, sagte Sheriff Mike Williams. Noch gibt es keine Angaben zu dem Motiv des mutmaßlichen 24-jährigen Schützen.

Der Bundesstaat Florida war erst am 14. Februar Schauplatz eines Blutbades mit 17 Toten geworden. An der Marjory Stoneman Douglas Highschool in Parkland erschoss ein 19-Jähriger damals 14 Jugendliche und 3 Erwachsene. Nach der Tat kam es landesweit zu zahlreichen Demonstrationen.

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Der Balkankrieg in den Neunzigerjahren hat Europa verändert. Die Folgen sind heute noch überall spürbar. Er hat uns Gewalt und Kriegsverbrechen wieder ganz nahe gebracht. Das hat unsere Gesellschaft beeinflusst, Fragen nach den Zuständigkeiten und Befugnissen internationaler Gerichtshöfe aufgeworfen und nach unserer Mitverantwortung.

Auch die Waffen, mit denen dieser Krieg geführt wurde, sind nicht einfach verschwunden. Sie wurden nach dem Krieg nicht nur bei Gewalttaten, sondern auch bei Terroranschlägen eingesetzt. Kurz vor dem Bataclan-Massaker in Paris im November 2015 beispielsweise wurde bei Rosenheim der Fahrer eines Fahrzeugs aus Montenegro gestoppt, der mit acht Kalaschnikows, Handgranaten und 200 Gramm TNT-Sprengstoff wohl unterwegs nach Paris war.

Laut Interpol lagern immer noch mehr als vier Millionen Schusswaffen in den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens. Zum Großteil stehen sie zwar nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts noch unter staatlicher Aufsicht. Die Bundesregierung hat allerdings schon vor Jahren Zweifel an den dortigen Sicherheitsstandards geäußert.

Das BKA dringt nun bei der EU-Kommission darauf, die immensen Waffenbestände aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens aufzukaufen, um den illegalen Waffenhandel zu bekämpfen. "Es geht um Tonnen", sagt Christoph Becker vom BKA-Referat für die Bekämpfung der Waffen- und Sprengstoffkriminalität. "Wenn diese Bestände nicht überwacht oder vernichtet werden, könnten sie in den illegalen Kreislauf gelangen."

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Das BKA hat nun über die europäische Polizeizusammenarbeit angeregt, die Initiative zu einem Ankaufprogramm zu ergreifen. Derzeit befinde sich das BKA in Gesprächen mit Ministerien, anderen Regierungen und Behörden. Über die Pläne berichten wir unter Berufung auf Angaben des BKA exklusiv.

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Was bleibt nach einer Woche von dem Skandal um das ZDF-Team, das in Dresden von Polizisten daran gehindert wurde, auf einer Pegida-Demo zu filmen?

Zum einen, dass die Polizei nicht der rechte Arm der Pegida ist. Sie verbot nämlich auch einem Demonstranten, das ZDF-Team zu filmen, wie mein Kollege Lars Wienand herausfand.

Was wohl beides nicht gerechtfertigt ist. Aber eine Unkenntnis der gesetzlichen Vorschriften rechtfertigt noch lange keinen rechten Generalverdacht der sächsischen Polizei, Stichwort Pegizei. Auch wenn es noch so schön plakativ ist.

Zweitens die Frage: Wie rechts darf ein Mitarbeiter des Staates sein? Was darf er privat, was darf er bei der Ausübung seines Berufes? Das betrifft nicht nur die Polizisten, sondern in diesem Fall auch den LKA-Mitarbeiter, der die Polizei auf die Journalisten, nun ja, hetzte. Die juristischen Antworten darauf sind relativ eindeutig.

Drittens ist noch einmal klar geworden, dass es nicht "die Polizei" gibt. Es gibt nur einzelne Polizisten mit persönlichen Überzeugungen – die bei jedem Einsatz aufs Neue hinterfragt werden. Das gilt nicht nur für den Vorfall in Dresden, sondern auch bei Einsätzen im Zusammenhang mit Flüchtlingen. Dabei lässt die Regierung sie teilweise alleine, gibt und lebt ihnen keinen einheitlichen Wertekanon vor.

"Man darf den Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten in Deutschland keinen Pauschalvorwurf machen", schreibt Konstantin Kuhle, innenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, in seinem Gastbeitrag für t-online.de. "Sie garantieren jeden Tag die Sicherheit der Bevölkerung und schützen sogar die Freiheit derjenigen, die sie bespucken und bewerfen. Die Ausbildung von Polizeibeamten enthält mittlerweile viele Elemente der Deeskalation und Selbstreflexion. Und doch machen sich bei manchen Beamtinnen und Beamten Frustration und Resignation breit".

Kuhle fordert von der Regierung, das Vertrauen in die Demokratie wieder zu stärken. Seinen Beitrag lesen Sie hier.

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Seit in Italien eine populistische Regierung an der Macht ist, fährt das Land einen strikten Anti-Migrationskurs. Die Regierung will im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge nur noch an Land lassen, wenn ihre Aufnahme in der EU vorab geklärt ist. Erst wurde zivilen Rettungsschiffen mit geretteten Migranten an Bord die Einfahrt in Häfen verwehrt, dann wurden auch Militär oder Handelsschiffe teils tagelang im Mittelmeer blockiert.

Auch die fast 200 Flüchtlinge auf dem Rettungsschiff "Diciotto" durften bis auf wenige Ausnahmen nicht an Land. Das Schiff der italienischen Küstenwache saß in Catania fest, bei katastrophalen Bedingungen an Bord. Die Gesundheitsbehörde registrierte mehrere Tuberkulose-Verdachtsfälle. 13 Menschen sind bereits im Krankenhaus.

Jetzt hat die italienische Justiz Ermittlungen gegen Innenminister Matteo Salvini eingeleitet – wegen "Freiheitsberaubung, illegaler Festnahme und Machtmissbrauchs". Salvini bezeichnet das Ganze als Skandal – er mache nichts anderes, als die Interessen seines Landes zu vertreten.

In Wahrheit sind die Ermittlungen ein Hoffnungsschimmer. Populistische Versprechungen sind deswegen so erfolgreich, weil sie Einfachheit vorspiegeln, wo die Dinge in Wirklichkeit sehr komplex sind. Das Problem lässt sich nicht einfach lösen. Und schon gar nicht, indem einzelne Länder sich isolieren und Flüchtlinge als politische Schacherware benutzen.

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Als am Freitag die Nachricht kam, dass der republikanische Senator John McCain die Behandlung an seinem Hirntumor einstellt, war die Betroffenheit in der Redaktion groß. Die meisten wussten, was das bedeutet. Am Samstag ist der 81-Jährige im Kreis seiner Familie gestorben.

McCain ist gegangen, wie er gelebt hat: zu seinen Bedingungen. Unser Kolumnist Gerhard Spörl kennt als ehemaliger USA-Korrespondent den Republikaner aus höchstem Militär-Adel sehr gut und beschreibt, warum sein Tod einen großen Verlust für die USA darstellt – und warum Donald Trump auf seiner Beerdigung unerwünscht ist.

"McCain war ein Politiker der Republikaner, der nicht im eigenen Saft schmorte und seinem Präsidenten blind ergeben war, sondern Freunde und Verbündete unter den Demokraten fand. Mit John Kerry, der unter Obama Außenminister war, bereitete er die Versöhnung mit Vietnam vor, eine große Leistung, politisch sowieso, aber auch persönlich."

Spörls komplette Würdigung lesen Sie hier.

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Einmal im Jahr ist das beschauliche Örtchen Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming die Mitte der Finanzwelt: nämlich wenn sich die Notenbanker Ende August zu ihrem legendären Branchentreff zusammenfinden. An den Finanzmärkten werden die Signale des Gipfeltreffens sehr genau beobachtet.

Auch wenn Sie kein Banker sind, sind Sie davon wahrscheinlich betroffen: Denn die aktuelle Niedrigzinsphase frisst kräftig an unseren Ersparnissen. Eine Studie der Allianz belegt einen Kaufkraftverlust von 85 Milliarden Euro – allein in diesem und im nächsten Jahr.

Meine Kollegin Sabrina Manthey schlüsselt für Sie auf, wie die Zinsentscheidungen und der abnehmende Wert Ihrer Ersparnisse zusammenhängen.

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Die Bundesliga-Saison läuft, und schon beginnen auch die Diskussionen um den Videobeweis wieder. Der erste Spieltag wurde überschattet von vielen umstrittenen Entscheidungen – da fiel es schwer, den Überblick zu behalten. Aus einer Gelben Karte wurde nach dem Studium der TV-Bilder eine Rote und aus einer Roten eine Gelbe.

Schalke-Manager Christian Heidel nannte es "Tohuwabohu", Nürnbergs Trainer Michael Köllner "Humbug" und unser Kolumnist Stefan Effenberg als Gast im "Sport-1-Doppelpass" "gravierend". Er sagt: "Man muss die Qualität der Schiedsrichter insgesamt hinterfragen – ganz klar."

Falls Sie auch durcheinander gekommen sind, hat David Digili für sie die größten Aufreger des Wochenendes noch einmal zusammengefasst. Das Thema wird uns sicherlich in dieser Woche weiter begleiten. Wir sind gespannt, wie die Schiedsrichter auf das Desaster reagieren.

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Häufig kommt es ja anders wie man denkt. Oder Moment, warten Sie, es heißt doch: … kommt es anders als man denkt? Nein, heißt es nicht vielmehr: … anders als wie man denkt? Oder wie nun? Verwirrt Sie das jetzt, oder eher nicht?

Vielleicht gehören Sie auch zu denjenigen, die der Meinung sind, die Wörter 'wie' und 'als' sind bei Vergleichen sowieso beliebig austauschbar, ist doch eh alles eine Soße. In jedem Fall empfehle ich Ihnen sicherheitshalber die neue Sprachkolumne meiner Kollegin Stefanie Schlünz, sie hat sich die Regeln einmal genauer angesehen.

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WAS STEHT AN?

Von Larry Thompson hängt Volkswagens Zukunft ab. Der Top-Jurist war US-Vizejustizminister, ist heute noch Vizepräsident und oberster Rechtsberater von PepsiCo – der Limo-Gigant weist einen jährlichen Umsatz von 63 Mrd. US-Dollar aus. Man darf also sagen: Das Urteil des 72-Jährigen hat Gewicht.

Seit dem Diesel-Skandal steht der Konzern unter Aufsicht des US-Justizministeriums. Und die Behörde hat Thompson als Teil des Milliardenvergleichs für zunächst drei Jahre zum Kontrolleur ernannt – mit weitgehenden Vollmachten: In Wolfsburg soll es keine Tür geben, die ihm versperrt bleibt. Thompson soll sich ein genaues Bild des Konzerns machen und entscheiden: Haben die Wolfsburger ihre Lektion gelernt? Sind die vielen kleinen Schummeleien und großen Betrügereien wirklich Geschichte?

Oder geht doch alles weiter wie bisher, dem nächsten Skandal entgegen? Von Thompsons Einschätzung hängt ab, ob die US-Justiz doch noch einmal zuschlägt – dann aber mit einer Härte, die den Konzern ernsthaft ins Taumeln bringen könnte. Seine ersten Eindrücke? Ein Desaster: Kein ernsthafter Wille zum Wandel sei erkennbar, sagte er im April.

Heute legt Larry Thompson seinen ersten Bericht vor. Man wird ihn nicht nur in Wolfsburg mit Spannung erwarten. Wir halten Sie auf dem Laufenden, ob die Topmanager und Vorstände es weiter schaffen, die Schuld am Dieselbetrug auf die unteren Management-Ebenen zu schieben.

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Beim Wort 'Ramstein' denken die Jüngeren unter uns an eine deutsche Pyro-Band mit stark tätowiertem Frontmann. Die Band hat sich nach einer Katastrophe benannt, ursprünglich hießen sie "Rammstein Flugschau", nur wegen eines Fehlers von Sänger Till Lindemann werden sie mit doppeltem 'm' geschrieben.

Die Flugschau fand 1988 in Ramstein statt, einer US-Flugzeugbasis, zehn Kilometer vor Kaiserslautern. Bei strahlend blauem Himmel kollidierten am Ende der Schau drei Maschinen der italienischen Staffel Frecce Tricolori, eines der brennenden Wracks rutschte über die Landebahn aufs Publikum zu und riss den Stacheldrahtzaun mit sich, der die Fans davon abhalten sollte, auf die Bahn zu laufen. Eine 800 Grad heiße Feuerwalze aus brennendem Kerosin raste mitten in die Zuschauer hinein.

Amerikanische Soldaten riegelten das Gelände ab, verwehrten den meisten deutschen Rettungstruppen den Zugang zum Gelände. Verletzte wurden mit Transporthubschraubern und Bussen in die umliegenden Krankenhäuser gebracht, statt vor Ort eine Erstversorgung durchzuführen. Noch Stunden später irrten US-Busse durch Rheinland-Pfalz, mit halb verbrannten Schwerverletzten an Bord, auf der Suche nach Krankenhäusern. 70 Menschen starben bei der Katastrophe, 450 wurden zum Teil schwer verletzt.

Rückblickend gehört die Tragödie zu den Ereignissen, die die Unschuld der golden glänzenden Dekaden der Siebziger- und Achtzigerjahre beendete. Der Flugbetrieb der Air Base wurde zwei Tage später wieder aufgenommen. Der Abschlussbericht des Bundestags bescheinigte den Amerikanern, alles richtig gemacht zu haben. Die Opfer und ihre Angehörigen wurden nie für ihre seelischen Traumata entschädigt. Morgen jährt sich die Katastrophe zum 30. Mal.

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Was war für Sie das bewegendste Sportereignis in diesem Jahr? Die Fußball-WM wohl eher nicht – wenn dort Tränen flossen, dann eher aus Wut oder Enttäuschung und nicht vor Rührung. Die 280 Sekunden lange Goldkür von Aljona Savchenko und Bruno Massot dagegen, mit der sie die Zeit anhielten und olympisches Gold holten, war Gefühlskino vom allerfeinsten.

Selbst Monate später, genauer gesagt am vergangenen Freitag, führte der Clip in unserer Redaktion bei dem ein oder anderen Betrachter noch zu verdächtig feuchten Augen – besonders bei der Szene nach der Kür, als sich beide Eiskunstläufer, emotional und körperlich völlig erschöpft, aufs Eis warfen.

Gerade diese Geste, an die sie sich übrigens nicht mehr erinnern kann, hätte sie fast die Medaille gekostet, verriet Aljona Savchenko bei ihrem Besuch in unserer Redaktion. 45 Minuten lang beantwortete sie die Fragen aller Kollegen und sprach offen über ihre Zukunftspläne, die Goldkür und die Eifersucht der Partner von Massot und ihr – anschließend gab sie meinen Kollegen Martin Trotz, Florian Wichert und Arno Wölk ein Interview.

Das komplette Gespräch veröffentlichen wir im Lauf der Woche – auch als Video. Einen Teil haben wir schon vorab auf der Seite. Darin ist unter anderem zu sehen, wie sie durch unseren Empfangsbereich tanzt. Ohne Eis geht das auch.

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WAS LESEN & ANSCHAUEN?

Eine der schönen Seiten des Journalistenberufes ist es, dass er Einblick gewährt in völlig unterschiedliche Lebenswelten. Ob das nun Politiker sind, Polizisten, Feuerwehrleute, Sportler – oder Größen aus der sogenannten Halbwelt.

Karl-Heinz "Kalle" Schwensen ist Hamburgs Vorzeige-Zwielichtgestalt und im Drama "So was von da" gerade im Kino zu sehen. Der Mann mit der Sonnenbrille kennt die Reeperbahn seit Jahrzehnten, am Donnerstag wird Schwensen 65 Jahre alt.

Wir haben ihn in Hamburg getroffen. Und ein langes Gespräch geführt, in dem es nicht nur um seine Sonnenbrille, die Posse um seinen Führerschein und sein Leben auf dem Kiez geht, um Keith Richards, Messerstechereien und die Regeln der Halbwelt – sondern auch um die MeToo-Debatte und sexuellen Missbrauch, die AfD und die Flüchtlinge, Merkel und die Scheinheiligkeit der Medien. Der Mann hat zu allem und jedem eine Meinung: klare Kante aus dem Hamburger Kiez. Lesen Sie selbst.

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Diese Woche hat gute Chancen, zur Michael-Jackson-Gedächtniswoche zu werden. Am Mittwoch wäre das Musik- und Tanzgenie 60 Jahre alt geworden. Seinerzeit fand ich es peinlich, als der überaus erfolgreiche Musiker sich PR-trächtig in "They don't care about us" einseitig mit den Entrechteten dieser Welt verbündete – und in einem Videoclip aus dem Gefängnis sich stellvertretend mit den Gefangenen dort solidarisierte.

Heute finde ich es bemerkenswert, dass ein überaus erfolgreicher Musiker seinen Ruhm dazu nutzte, um für diejenigen zu kämpfen, die im Leben weniger Chancen hatten als er. 1996 war das, 13 Jahre später starb Jackson, im Alter von 50. In den letzten Lebensjahren musste er mit Anschuldigungen leben, Kinder missbraucht zu haben. Die Vorwürfe wurden nie vollständig aufgeklärt.

ProSieben hat sein Abendprogramm auf den King of Pop eingestellt, in Berlin startet am gleichen Abend das Musical "Beat it". Zur Einstimmung hier der Clip zum angesprochenen "They don't care about us", in der grandiosen brasilianischen Version. Es macht noch einmal deutlich, was ein Mensch, mit einem Übermaß an Talent als Komponist, Tänzer, Sänger und Performer gesegnet, der Welt geben kann.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Reden hilft, heißt es, insbesondere im Zwischenmenschlichen. Vor allem dann, wenn es darum geht, dem anderen zu sagen, was einem guttut. Aber wie ist das zwischen Mensch und Tier, wo zumindest einem der Beteiligten nur eingeschränkte Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zur Verfügung stehen? Ganz einfach. Sprache besteht aus mehr als Worten. Und einige sind geschickter darin als andere, die Möglichkeiten der nonverbalen Kommunikation zu nutzen. Sehen Sie hier.

Morgen lesen Sie den Tagesanbruch wieder wie gewohnt von Florian Harms. Ich wünsche Ihnen einen schönen Montag und einen guten Start in die Woche.

Ihr Rüdiger Schmitz-Normann
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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