Newsblog zum Ukraine-Krieg Russische Angriffe töten fünf Zivilisten in der Nordukraine

Russische Angriffe töten fünf Menschen in der Region Tschernihiw. Die Ukraine setzt auf Waffenproduktion im Ausland. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
- Fünf Tote bei russischen Angriffen auf Priluki
- Stromausfälle nach ukrainischen Angriffen
- Selenskyj erwägt Einsatz von Privatarmeen
- Ukraine setzt auf Waffenproduktion im Ausland
- Neue Videoaufnahmen enthüllen: Russische Bomber standen wohl kurz vor Angriff
- Großbritannien will Ukraine 100.000 Drohnen liefern
- Russische Besatzer: Strom in der Südukraine ausgefallen
Fünf Tote bei russischen Angriffen auf Priluki
Bei russischen Drohnenangriffen im Norden der Ukraine sind nach Behördenangaben mindestens fünf Menschen getötet worden. Unter den Opfern der Angriffe in der nordukrainischen Stadt Priluki seien zwei Frauen und ein einjähriges Kind, die unter den Trümmern gefunden worden seien, erklärte der Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Tschernihiw, Wjatcheslaw Tschaus, am Donnerstag in Onlinedienst Telegram. Mindestens sechs weitere Menschen wurden demnach verletzt. Auch seien Schäden an Wohnhäusern gemeldet worden.
Derweil meldete der Gouverneur des russisch besetzten Teils von Cherson, Wladimir Saldo, massive Stromausfälle nach Beschuss. In der teilweise von Russland besetzten Region im Süden der Ukraine habe russischer Beschuss am späten Mittwochabend zu einem Stromausfall in einem Umspannwerk geführt. Tausende Haushalte seien ohne Strom. Wegen der Schäden an dem Umspannwerk Nowotrojizke waren demnach 120.000 Menschen "ohne Licht und Wasser", schrieb Saldo bei Telegram.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Unterdessen teilte ein hochrangiger ukrainischer Armeevertreter mit, dass Russland nach jüngsten ukrainischen Geheimdienst-Erkenntnissen größere Offensiven vorbereite – teilweise reichten die Planungen bis ins kommende Jahr. Die geplanten Vorstöße zielten unter anderem darauf ab, der Ukraine den Zugang zum Schwarzen Meer abzuschneiden, sagte der Vize-Präsidialamtsleiter und Oberst Pawlo Palisa am Mittwoch in Washington.
Stromausfälle nach ukrainischen Angriffen
Die russische Besatzung im Süden der Ukraine meldet erneut ukrainische Drohnenangriffe, die Stromausfällen für Zehntausende Menschen in den Gebieten Saporischschja und Cherson zur Folge hätten. Im Gebiet Cherson sei das zentrale Umspannwerk absichtlich getroffen worden, teilte der von Moskau eingesetzte Verwaltungschef Wladimir Saldo mit. Er sprach von 67.000 Haushalten ohne Strom, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete.
Im besetzten Teil des Gebietes Saporischschja waren nach russischen Angaben Städte wie Melitopol oder Primorsk ohne Strom, aber auch Enerhodar, das direkt am russisch kontrollierten Kernkraftwerk Saporischschja liegt. Die notwendige Stromversorgung des abgeschalteten AKW sei aber nicht betroffen, teilte eine Sprecherin des Werks laut Tass mit.
Drohnen greifen Charkiw an
Russische Drohnen haben laut örtlichen Behörden Wohnhäuser in der zweitgrößten Stadt der Ukraine, Charkiw, getroffen und mehrere Brände ausgelöst. Siebzehn Menschen seien dabei verletzt worden, darunter zwei Kinder, berichtet Regionalgouverneur Oleh Synjehubow. Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, schreibt auf Telegram, bei den Angriffen um 1 Uhr morgens seien sieben Wohnhäuser beschädigt worden. Zwei Gebäude wurden demnach direkt von Drohnen getroffen – eines im 17. Stock, ein weiteres im zweiten Stock. Reuters konnte diese Berichte nicht unabhängig prüfen.
Nordkorea sichert Russland uneingeschränkte Unterstützung zu
Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un sichert Russland seine uneingeschränkte Unterstützung bei seiner Politik gegenüber der Ukraine und bei anderen internationalen Fragen zu. Dies habe Kim dem Chef des russischen Sicherheitsrates Sergej Schoigu bei einem Treffen am Mittwoch gesagt, berichtet die nordkoreanische staatliche Nachrichtenagentur KCNA.
"Kim Jong Un bekräftigte, dass die Regierung der Demokratischen Volksrepublik Korea auch in Zukunft die Position Russlands und dessen Außenpolitik bedingungslos unterstützen werde", heißt es in dem Bericht. Nordkorea hatte erst Ende April offiziell bestätigt, dass es mehr als 10.000 Soldaten und Waffen nach Russland entsandt hat.
Selenskyj erwägt Einsatz von Privatarmeen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angekündigt, den Einsatz von Privatarmeen in Erwägung zu ziehen. Die Aussage machte er nach Angaben des "Kyiv Independent" während einer Pressekonferenz. Er reagierte damit auf Forderungen Russlands, dass die Ukraine "nationalistische Formationen" und private Militärgruppierungen auflösen solle.
"Ich werde jetzt nach solchen Ultimaten anfangen, darüber nachzudenken", sagte Selenskyj. Er betonte, dass die Ukraine derzeit keine Privatarmeen habe. Die Asow-Brigade, auf die Russland offenbar anspielt, sei Teil der ukrainischen Nationalgarde. Er warf Russland vor, unterschiedliche Standards zu haben, da Moskau bekanntlich die Wagner-Gruppe lange Zeit gefördert habe. Die Asow-Brigade ist eine ukrainische Militäreinheit, die ursprünglich 2014 als Freiwilligenbataillon gegründet wurde, dann aber in die ukrainischen Strukturen eingegliedert wurde. In ihr dienten auch Soldaten mit rechtsextremistischen Hintergrund.
Mittwoch, 4. Juni
Ukraine setzt auf Waffenproduktion im Ausland
Die ukrainische Regierung setzt für den Nachschub an Waffen und Munition auf verstärkte Produktion gemeinsam mit den europäischen Partnern. Dabei gebe es auch Interesse, dass ukrainische Rüstungsfirmen außerhalb des Landes neu entwickelte Systeme herstellen, sagte der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow nach einem Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel. Diese Waffen sollten für die Dauer des Krieges an die Ukraine geliefert werden.
Umjerow, der gemeinsam mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und dem britischen Ressortchef John Healey über Ergebnisse des Treffens berichtete, sagte: "Wir werden Drohnen, Raketen, Munition und andere Waffen gemeinsam bauen. Ukrainische Drohnen haben das Gefechtsfeld verändert." Die gemeinsame Produktion bedeute einen strategischen Wandel.
Pistorius hatte bereits vor dem Treffen verstärkte Anstrengungen für mehr Luftverteidigungssysteme und den "elektromagnetischen Kampf" zugesagt. Dabei handelt es sich um einen Teilbereich der elektronischen Kampfführung: das Stören, Täuschen und Neutralisieren von gegnerischen Kommunikations-, Aufklärungs- und Waffensystemen – und den Schutz der eigenen Systeme. Weitere Länder beteiligten sich an diesen Vorhaben, so Pistorius.
Neue Videoaufnahmen enthüllen: Russische Bomber standen wohl kurz vor Angriff
Der ukrainische Geheimdienst SBU hat spektakuläre Aufnahmen von der Spezialoperation "Spinnennetz" veröffentlicht. Sie zeigen die Angriffe auf Flugplätze tief im russischen Hinterland. Hier können Sie die neuen Aufnahmen sehen.
Schoigu spricht mit Kim Jong Un über Krieg gegen die Ukraine
Der Vertraute von Kremlchef Putin und Sekretär von Russlands Nationalem Sicherheitsrat, Sergej Schoigu, hat mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un über den Ukraine-Konflikt gesprochen. Beide hätten "Ansichten über die Situation rund um die Ukraine-Krise und die koreanische Halbinsel" ausgetauscht, erklärte die russische Botschaft zu dem Besuch am Mittwoch. Schoigu sei auf Anweisung Putins in Pjöngjang.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters