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Zum journalistischen Leitbild von t-online.4.000-Dollar-Marke in Sicht Was hinter dem Höhenflug von Ethereum steckt

Ethereum legt zu – schneller als Bitcoin. Doch was steckt wirklich hinter dem plötzlichen Höhenflug der Kryptowährung?
Regulatorische Weichenstellungen in den USA beflügeln den Kryptomarkt: Die Marktkapitalisierung von sogenannten Altcoins – also alternativen Kryptowährungen, nicht Bitcoin – steigt rasant. Ethereum verzeichnet massive Mittelzuflüsse, und selbst spekulative Coins erleben zweistellige Kursgewinne.
Während Bitcoin sich vergleichsweise stabil bei rund 118.000 US-Dollar zeigt, drängen sich Altcoins mit voller Wucht ins Rampenlicht – allen voran Ethereum (ETH), das schneller wächst als die Mutter aller Kryptowährungen. Allein in der vergangenen Woche stieg Ether um rund 24 Prozent – in den vergangenen 30 Tagen summierte sich die Rendite auf über 60 Prozent.
Woran liegt das? Und steckt hinter dem Aufschwung mehr als nur ein kurzfristiger Hype?
Ethereum
3.154,93 EUR+66,39%- Hoch
- 3.275,09
- Zwischenwert Hoch / Mittel
- 2.930,35
- Mittel
- 2.585,62
- Zwischenwert Mittel / Tief
- 2.240,89
- Tief
- 1.896,15
Regulatorischer Rückenwind: Die neue Rolle der US-Gesetzgebung
In den USA wurden drei neue Krypto-Gesetze verabschiedet, die mehr Klarheit bei der Regulierung von Kryptowährungen gewährleisten sollen. Besonders wichtig ist der "Genius Act": Er schafft erstmals klare Regeln für sogenannte Stablecoins – digitale Währungen, die an den US-Dollar gekoppelt sind.
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Davon profitiert derzeit vor allem Ethereum. Viele dieser Stablecoins laufen über die Ethereum-Blockchain. Je mehr Firmen Stablecoins nutzen oder eigene ausgeben, desto stärker wird auch das Ethereum-Netzwerk gebraucht – und damit auch die Kryptowährung Ether (ETH).
Marktpsychologie im Wandel: Warum Bitcoin Dominanz verliert
Bitcoin gilt immer noch als das Maß aller Dinge im Kryptomarkt. Doch derzeit schwenkt die Aufmerksamkeit vieler Investoren um, hin zu sogenannten Altcoins – vor allem zu Ethereum.
Das zeigt sich auch an einem wichtigen Wert: der Bitcoin-Dominanz. Sie gibt an, wie groß der Anteil von Bitcoin an der gesamten Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen ist. Dieser Anteil ist zuletzt deutlich gefallen – ein Zeichen dafür, dass andere Kryptowährungen stärker wachsen.
Analysten sprechen in solchen Phasen von einer Altcoin-Saison. Gemeint ist eine Marktphase, in der Ethereum und andere Kryptoprojekte wie Solana oder XRP Bitcoin überholen – zumindest beim Kurszuwachs.
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Dazu kommt: Ethereum ist mehr als nur eine Kryptowährung. Im Gegensatz zu Bitcoin, das vor allem als digitales Gold dient, ist Ethereum eine Plattform für Anwendungen – zum Beispiel für dezentrale Finanzdienste (DeFi) oder die sogenannte Tokenisierung, also das digitale Abbilden von realen Vermögenswerten. Außerdem lässt sich Ether im Netzwerk "staken". Das bedeutet: Wer seine ETH hinterlegt, kann dafür Zinsen erhalten – ähnlich wie bei einem Sparkonto.
Rekordzuflüsse in ETFs
Zudem erlebt Ethereum aktuell einen starken Zustrom von Kapital – vor allem über ETFs. Diese börsengehandelten Fonds ermöglichen es Anlegern, in Ethereum zu investieren, ohne selbst Kryptowährungen zu kaufen oder zu verwalten. Vor allem für große Investoren wie Banken, Fonds und Pensionskassen sind ETFs der bevorzugte Weg in den Kryptomarkt.
Im Juli verzeichneten Ethereum-ETFs in den USA Rekordzuflüsse. An einem einzigen Tag flossen über 700 Millionen US-Dollar in diese Fonds – ein deutliches Signal für wachsendes institutionelles Interesse. Insgesamt stieg der Mittelzufluss im Juli auf über drei Milliarden US-Dollar.
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Ein möglicher nächster Schritt: Der weltweit größte Vermögensverwalter Blackrock plant, Staking in seinen ETH-ETF zu integrieren – wodurch das Investment in einen solchen ETF zur digitalen Geldanlage mit laufenden Erträgen wird, vergleichbar mit einer verzinsten Anleihe.
All diese Entwicklungen machen Ethereum für viele Anleger derzeit besonders attraktiv – vor allem in einem Umfeld, in dem sich das Interesse vom "alten" Bitcoin hin zu neuen Möglichkeiten verlagert. Ether gilt nicht mehr als Spekulationsobjekt, sondern auch als technologische Infrastruktur mit echtem Nutzen. Und genau das spricht professionelle Investoren an.
Strategische ETH-Ankäufe und neue Unternehmensbilanzen
Nicht nur über ETFs fließt Kapital ins Ethereum-Netzwerk – auch direkt kaufen immer mehr Unternehmen große Mengen der Kryptowährung. Firmen wie SharpLink Gaming, Bitmine Immersion Technologies oder das neu gegründete Unternehmen The Ether Machine bauen gezielt sogenannte Ether-Treasuries auf. Das heißt: Sie halten ETH als Teil ihrer Unternehmensreserven – ähnlich, wie es bekannte Firmen wie Strategy bei Bitcoin tun.
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Gemeinsam besitzen diese Unternehmen bereits über 500.000 ETH. The Ether Machine plant sogar, mit einem Bestand von 400.000 ETH an die Börse zu gehen. Solche Schritte zeigen: Ethereum wird nicht mehr nur gehandelt, sondern zunehmend strategisch eingesetzt.
Auch große Einzelkäufe durch sogenannte Wale – also Investoren mit sehr viel Kapital – unterstreichen den Trend. Ein Beispiel: Eine Adresse kaufte kürzlich ETH im Wert von über 50 Millionen US-Dollar. Solche Bewegungen deuten auf langfristige Überzeugung hin – vor allem dann, wenn sie mit ETF-Zuflüssen zusammenfallen.
Ausbruch über 4.000 US-Dollar möglich
Nach einem schwachen Jahresstart erlebt Ethereum nun eine starke Erholung. Der Kurs ist innerhalb weniger Wochen um über 60 Prozent gestiegen und steht kurz davor, die wichtige Marke von 4.000 US-Dollar zu überschreiten. Aus Sicht vieler Analysten wäre das ein entscheidender Durchbruch – ein sogenannter Break-out – und ein mögliches Signal für eine neue Kursrallye.
Technisch gesehen hat Ethereum seit dem Tief im April eine Aufwärtsbewegung gestartet. Damals lag der Kurs bei nur rund 1.385 Dollar. Inzwischen hat sich der Trend komplett gedreht: Der Kurs liegt deutlich über den wichtigen Durchschnittswerten, also den gleitenden Mittelwerten, die oft als Unterstützungslinien dienen.
Auch andere Indikatoren sprechen für weiter steigende Kurse. Der sogenannte Relative-Stärke-Index (RSI) liegt aktuell bei rund 78. Das zeigt: Es gibt eine starke Nachfrage, auch wenn kurzfristige Rücksetzer möglich sind. Viele Expertinnen und Experten sehen das als Zeichen eines robusten Aufwärtstrends.
Ethereum im Aufwind – mit Chancen und Risiken
Ethereum profitiert derzeit gleich mehrfach: von klareren Regeln in den USA, hohen ETF-Zuflüssen, starken Kursbewegungen und wachsendem Interesse großer Investoren. Der Kursanstieg ist daher nicht nur Spekulation, sondern auch Ausdruck eines strukturellen Wandels. ETH entwickelt sich vom reinen Krypto-Asset zur Infrastruktur für digitale Finanzanwendungen – und genau das macht es für institutionelle Anleger so interessant.
Trotzdem bleiben Unsicherheiten. Noch ist offen, wie Regulierungsbehörden mit Themen wie Staking oder Tokenisierung umgehen. Solche Fragen könnten kurzfristig Unruhe stiften. Doch langfristig erwarten viele Beobachter: Je klarer die Regeln, desto größer das Vertrauen. Ethereum hat damit gute Chancen, im nächsten Krypto-Zyklus nicht nur mitzuhalten – sondern ihn anzuführen.
- coindesk.com: "Altcoin Season Returns as Ether Treasuries Surge, BTC Dominance Slips: Crypto Daybook Americas" (Englisch)
- ccn.com: "Ethereum (ETH) Price Jumps 26% in 7 Days as Bulls Eye Fresh All-Time High" (Englisch)
- economictimes.com: "ETH on fire! Analysts say Ethereum will soon hit $4000 as short positions pile up" (Englisch)