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Viele deutsche Unternehmen erwarten Rückgang der Geschäfte


Droht eine Rezession?
Viele deutsche Unternehmen erwarten Rückgang

Von dpa, afp, jro

09.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein Hochofenarbeiter reinigt ein Anlagenteil im Stahlwerk der Salzgitter AG: Gerade auch im Umgang mit Industriemaschinen stellt Hitze ein zusätzliches Risiko dar.Vergrößern des BildesEin Hochofenarbeiter reinigt ein Anlagenteil im Stahlwerk der Salzgitter AG: Die Produktion der deutschen Industrie ist im November leicht angestiegen. (Quelle: imageBROKER/Werner Bachmeier/IMAGO)
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Zahlreiche deutsche Unternehmen rechnen für 2023 mit einem Rückgang der Geschäfte. Doch wie schwer sich Pandemie und Krieg auswirken, ist umstritten.

Zwar sind die Produktionszahlen in der deutschen Industrie im November im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Dennoch blicken Unternehmerinnen und Unternehmer eher pessimistisch in das neue Jahr: Fast 40 Prozent der Firmen rechnen für 2023 laut einer Umfrage mit rückläufigen Geschäften.

Steht die deutsche Wirtschaft angesichts steigender Energiepreise und gestörter Lieferketten vor einer deutlichen Rezession? Das Urteil der Wirtschaftsexperten ist gespalten.

Unternehmen erwarten Einbruch der Geschäfte

Ein dunkles Bild zeichnet eine Umfrage, deren Ergebnisse das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) nun veröffentlicht hat. Bei der Befragung im November 2022 gaben 39 Prozent der Unternehmen an, dass sie für 2023 einen Rückgang ihrer Geschäfte erwarten. Nur gut ein Viertel (26 Prozent) rechnet demnach mit einer höheren Produktion als 2022. Gut ein Drittel (35 Prozent) erwartet eine Stagnation. An der Studie nahmen 2.549 Firmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und Dienstleistungssektor teil.

"Die Belastungen durch hohe Energiekosten und anhaltende Materialprobleme haben somit bereits deutliche Spuren im Wirtschaftsleben hinterlassen und die zunächst für das Jahr 2022 bestehende Zuversicht zerrieben", sagte IW-Konjunkturforscher Michael Grömling. Die Geschäftserwartungen fielen "erheblich schlechter" aus als die Perspektiven vor einem Jahr.

"Deutschland steht vor einer Rezession"

Ein weiterer Trend: Die regionalen Unterschiede, die bei der Umfrage im Sommer 2022 noch herausgestellt wurden, gingen zurück – nun blicken laut IW die Firmen "in allen Teilen Deutschlands" pessimistisch auf ihre Geschäftsaussichten.

In Sachsen und Thüringen rechnen nur noch 17 Prozent der Betriebe mit einem guten Jahr, die beste Stimmung herrscht in Bayern. Die unsichere Energieversorgung treffe nun "alle Teile des Landes gleichermaßen", erklärte IW-Experte Grömling. "Deutschland steht vor einer neuen Rezession."

Besonders dramatisch ist die Lage laut IW in der Bauwirtschaft, dort werde eine "ernste Rezession" erwartet. Laut der Umfrage rechnen dort nur 15 Prozent der Firmen 2023 mit einem Zuwachs – 54 Prozent erwarten einen Rückgang ihrer Produktion. Im Dienstleistungssektor sowie in den Bereichen IT und Medien sehen die Einschätzungen dagegen optimistischer aus.

Leichter Anstieg in der Produktion

Dabei hat die deutsche Industrie ihre Produktion im November verglichen mit dem Vormonat um 0,2 Prozent gesteigert, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Noch im Oktober war die Produktion um 0,4 Prozent zurückgegangen, Ökonomen hatten mit einem etwas deutlicheren Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. Gegenüber dem Vorjahresmonat war die Produktion erneut rückläufig.

Wachstum verzeichneten vor allem die Industrie und die Energieproduktion, die Aktivität am Bau ging dagegen zurück – allerdings hatte es in der Branche im Oktober einen deutlichen Zuwachs gegeben. Die Herstellung in der Automobilindustrie stieg spürbar an, im Maschinenbau stagnierte die Entwicklung.

Das Bundeswirtschaftsministerium kommentierte auf Grundlage dieser Zahlen: "Die Industrieproduktion stabilisierte sich im November nach dem schwachen Start ins vierte Quartal." Die Stimmung in den Unternehmen habe sich zuletzt aufgehellt, teilte das Haus mit. In den kommenden Monaten könnten langsam schwindende Materialengpässe die Entwicklung stützen. "Dennoch bleibt der Ausblick auf die Industriekonjunktur im ersten Quartal verhalten." Darauf deuteten die zuletzt schwachen Auftragseingänge sowie die sich abkühlende Weltwirtschaft hin.

"Die Lieferketten funktionieren wieder besser"

Auch Ökonomen zeigen sich zuversichtlich. "Das bemerkenswerte ist eigentlich, dass diese Zahlen so unauffällig sind", sagte der Volkswirt Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg zu den Produktionszahlen. Vor ein paar Monaten gab es Befürchtungen, dass die Industriekonjunktur wegen einer drohenden Gasmangellage einknicken könnte. Dass es nicht so gekommen sei, "zeigt die bemerkenswerte Flexibilität der Industrie, die in einem erheblichen Maße zur Senkung des Gasverbrauchs beigetragen hat".

Auch Thomas Gitzel, der Chefökonom der VP Bank, sagte: "Die Lieferketten funktionieren wieder besser. Die Industrie kann die aufgrund des Materialmangels liegengebliebenen Aufträge abarbeiten." Die Corona-Pandemie und der Krieg Russlands gegen die Ukraine hatten den internationalen Handel lange Zeit stark belastet. Die Probleme sind in den vergangenen Monaten jedoch etwas kleiner geworden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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