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Gehaltslücke: In diesen Branchen verdienen Frauen deutlich weniger als Männer


Gehaltslücke
In diesen Branchen verdienen Frauen deutlich weniger als Männer

Von Frederike Holewik

07.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Kollegen in einem Büro (Symbolbild): Trotz gleicher Arbeit bekommen Frauen oft weniger Lohn als Männer. (Quelle: jacoblund/Getty Images)

Frauen verdienen durchschnittlich immer noch weniger als Männer – und das bei gleicher Berufserfahrung und in der gleichen Branche. In manchen Bereichen geht es um Tausende Euro.

Gleiches Geld für gleiche Arbeit: Was nach einer Selbstverständlichkeit klingt, liegt für viele Frauen noch in weiter Ferne. Bereits beim Berufseinstieg verdienen Frauen in manchen Branchen knapp 8.800 Euro jährlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Das geht aus einer Auswertung der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu hervor.

Selbst in Branchen, in denen deutlich mehr Frauen als Männer arbeiten, bedeutet das nicht, dass zwischen den Geschlechtern Lohngleichheit herrscht. Besonders deutlich wird das im Bereich Gesundheit und Pflege, wie exklusive Zahlen für t-online zeigen.

In der Beratung klafft die Lücke besonders weit auseinander

In allen untersuchten Branchen fand kununu einen Gehaltsunterschied. Dieser ist unterschiedlich stark ausgeprägt: Je nach Branche verändert sich die Differenz mit zunehmender Berufserfahrung.

Am meisten weitet sich diese Lücke in der Beratung. Im Durchschnitt verdienen Frauen hier in den ersten Jahren im Job rund 44.024 Euro und damit 13 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Einige Jahre später, nach sechs bis zehn Jahren im Beruf, wächst die Lohnlücke auf 27 Prozent an. In Euro: Während Frauen mit dieser Berufserfahrung im Schnitt 53.943 Euro jährlich bekommen, verdienen Männer 68.684 Euro. Das sind 14.741 Euro mehr pro Jahr.

Datengrundlage

Für die Auswertung hat kununu über 360.000 Gehaltsdaten aus dem Zeitraum vom 1.1.2020 bis zum 31.12.2022 analysiert. Es wurden Branchen ausgewählt, für die mindestens 5.000 Gehaltsangaben vorliegen, davon mindestens 33 Prozent von Frauen. Bei den Gehaltsangaben handelt es sich um durchschnittliche Jahresbruttogehälter, Teilzeitgehälter wurden ausgeschlossen.

Diese Differenz wird gemeinhin auch als Gender Pay Gap bezeichnet. Laut Statistischem Bundesamt erhielten Frauen 2022 durchschnittlich 18 Prozent weniger Bruttolohn pro Stunde als Männer. Sie verdienten demnach mit durchschnittlich 20,05 Euro brutto pro Stunde 4,31 Euro weniger als Männer (24,36 Euro). Dieser Wert wird unbereinigte Lohnlücke genannt. Doch auch wenn Männern und Frauen vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien haben, liegt die Lücke bei sieben Prozent. Bei den vorliegenden Daten kann dementsprechend von einem teilbereinigten Gap Pay Gap gesprochen werden.

Auf Platz zwei der ungleicher werdenden Bezahlung landet in der kununu-Auswertung der Bereich Gesundheit, Soziales und Pflege – eine Branche, in der deutlich mehr Frauen als Männer arbeiten. So machten Frauen im Jahr 2020 83 Prozent der Pflegekräfte aus.

Exklusive Zahlen für t-online zeigen: Die Lohnlücke steigt nach Berufseinstieg kontinuierlich an. Während Berufsanfängerinnen noch 12 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen, sind es in der Gruppe all jener mit sechs bis zehn Jahren Erfahrung 23 Prozent. In diesem Bereich ließen die Daten auch eine Auswertung mit noch längerer Berufserfahrung zu, was den Trend zur klaffenden Lücke bei mehr Berufsjahren noch unterstreicht. So verdienen Frauen mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung ganze 31 Prozent weniger.

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Ein Teil der Erklärung liegt möglicherweise in der Führungsverantwortung: Denn während Frauen zwar einen Großteil der Arbeitskräfte stellen, ist nur ein Bruchteil der Führungspersonen weiblich. Von den Frauen mit sechs bis zehn Jahren Berufserfahrung gaben rund ein Viertel (24 Prozent) an, eine Führungsrolle zu haben. Bei den Männern waren es 31 Prozent. Mit über zehn Jahren Berufserfahrung sagte jede dritte Frau (34 Prozent), sie hätte Führungsverantwortung, bei den Männern waren es 39 Prozent.

In der Finanzbranche bekommen Frauen 8.800 Euro weniger

Während in der Beratung und im Gesundheitsbereich die Lohnlücke mit den Jahren besonders groß wird, ist sie in anderen Branchen bereits zu Beginn groß. Der insgesamt höchste Gender Pay Gap herrscht dadurch in der Finanzbranche. Männliche Berufseinsteiger in der Finanzbranche verdienen fast ein Viertel (24 Prozent) mehr als ihre Kolleginnen. Das Gehalt von Frauen beträgt durchschnittlich 36.599 Euro brutto im Jahr, während die Männer durchschnittlich 45.368 Euro erhalten – ein Lohnunterschied von jährlich 8.769 Euro. Und mit wachsender Berufserfahrung steigt der Unterschied auf fast ein Drittel (32 Prozent) an.

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Vergleichsweise klein ist hingegen der Lohnunterschied in den Bereichen Handel, Marketing und PR sowie Nahrungsmittel und Landwirtschaft. Hier beträgt die Differenz für Berufseinsteigerinnen zu ihren Kollegen rund sechs Prozent. Doch in all diesen Branchen wächst die Lohnlücke in den Folgejahren. Nach drei bis sechs Jahren im Job verdienen Frauen im Handel 14 Prozent weniger als Männer mit der gleichen Berufserfahrung, im Marketing zwölf Prozent weniger und in der Landwirtschaft elf Prozent.

Als einzige Branche mit einer leicht gegenläufigen Entwicklung sticht der Bereich Immobilien hervor. Während Frauen hier im Schnitt mit zwölf Prozent weniger Gehalt starten, sind es nach drei bis sechs Jahren in der Branche noch rund elf Prozent weniger. Doch das sind im Schnitt jährlich immerhin 4.860 Euro, die den Frauen weniger zur Verfügung stehen als ihren männlichen Kollegen.

Gehaltstransparenz legt Missstände offen

Woran liegt es, dass in vielen Branchen die Gehaltslücke mit steigender Berufserfahrung noch weiter auseinanderklafft? "Mit sechs bis zehn Jahren im Beruf beginnt häufig die Lebensphase, in der Familien gegründet werden", sagt Nina Zimmermann, CEO von kununu.

"Dass der Gender Pay Gap in dieser Zeit noch weiter steigt, ist ein Indikator dafür, dass die Familiengründung für Frauen noch immer eine Karrierebremse ist." Gehaltstransparenz könne dabei helfen, diesen Missstand offenzulegen und Politik wie Arbeitgeber in die Pflicht zu nehmen. Eine Maßnahme, die darauf ebenfalls abzielt, ist der Equal Pay Day. Der Equal Pay Day weist auf die bestehende Lohnlücke zwischen Männern und Frauen hin und findet dieses Jahr am 7. März statt (mehr dazu lesen Sie hier).

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Auswertung von kununu
  • Pressemitteilung kununu
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