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Roboter-Revolution: Chancen und Risiken für Anleger und den Arbeitsmarkt


Mensch oder Maschine
Wer macht morgen die Arbeit? Und was haben Anleger davon?


10.05.2025 - 08:18 UhrLesedauer: 5 Min.
Roboter ersetzt BüroangestellteVergrößern des Bildes
Roboter übernehmen Büroarbeit: Automatisierung durch Künstliche Intelligenz birgt Risiken für die moderne Arbeitswelt – aber auch Potenziale für Anleger. (Quelle: demaerre)
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Roboter übernehmen immer komplexere Aufgaben – und leisten längst mehr als stupide Fließbandarbeit. Während die einen um ihre Jobs fürchten, könnten Anleger von der Entwicklung profitieren.

Was früher wie Science-Fiction klang, ist heute Industriealltag: In der Automobilfertigung, in der Lagerlogistik, bei Operationen im OP-Saal oder sogar im Supermarkt – Roboter übernehmen längst Aufgaben, die einst Menschen vorbehalten waren. Für Tom Riley, Investmentexperte bei AXA IM und Leiter der Robotech-Strategie, ist das erst der Anfang.

"Die Technologie hat sich von der Idee zur tragenden Wirtschaftskraft entwickelt", sagt er im Interview mit t-online. Vom smarten Einkaufswagen bis zur KI-gestützten Krebstherapie – Roboter finden in immer mehr Lebens- und Arbeitsbereichen ihren Platz. Und das weltweit: Die USA, Japan, Südkorea, China und Deutschland treiben die Entwicklung mit Nachdruck voran.

Besonders dynamisch zeigt sich die Branche dort, wo der Mangel an Fachkräften wächst und Effizienz gefragt ist – etwa in der Pflege, Bauwirtschaft oder Landwirtschaft. Klar ist: Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Und sie bietet enormes Potenzial – auch für Anleger.

Roboter sind längst Realität – und sie werden immer besser

"Robotech bietet eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten, vom Gesundheitswesen über die industrielle Fertigung bis hin zu alltäglichen Anwendungen", sagt Riley. Besonders gefragt seien robotische Assistenzsysteme, die Pflegepersonal unterstützen oder bei Operationen helfen. Aber auch autonome Fahrzeuge, intelligente Logistiksysteme und Industrieroboter in Fabriken zählen zu den Wachstumstreibern.

Dabei geht es längst nicht mehr nur um physische Maschinen: Auch Software-Roboter, sogenannte Bots, übernehmen repetitive Aufgaben in der Buchhaltung oder im Kundenservice. Riley erklärt: "Die Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz treiben die Leistungsfähigkeit und Einsatzbreite weiter voran." Gleichzeitig werden aber auch neue Berufe und ganze Industriezweige geschaffen.

Mit 10.000-facher Rechengeschwindigkeit

Riley weist darauf hin, dass Robotik in der Medizin kein neues Konzept sei. Bereits 1985 führte die Programmable Universal Machine for Assembly (PUMA 200) die erste robotergestützte Operation an einem Menschen durch – eine neurochirurgische Biopsie. In den folgenden Jahren wurde die Technologie weiterentwickelt, da Roboter zunehmend präzisere Eingriffe ermöglichten.

Mit der Fernsteuerung von Roboterarmen wuchs das Potenzial dann erheblich. Seitdem expandiere die Branche, angetrieben von technologischen Fortschritten in Hard- und Software sowie der steigenden Nachfrage nach sicheren, präzisen und innovativen Gesundheitslösungen für eine wachsende und alternde Weltbevölkerung.

"Gerade mit Blick auf die Chirurgie zeigt sich das enorme Potenzial der Robotik im medizinischen Anwendungsbereich", sagt Riley. Zu den führenden Anbietern gehöre hier Intuitive Surgical, ein Hersteller robotergestützter chirurgischer Medizingeräte.

Dank jahrzehntelanger Forschung und kontinuierlicher Weiterentwicklung ist die Plattform Da Vinci inzwischen in ihrer fünften Generation und zählt zu den führenden Roboterchirurgie-Systemen weltweit.

"Um das auch mal in Zahlen auszudrücken: 2024 wurden ca. 2,7 Millionen Operationen mit ihr durchgeführt. Die aktuelle Version nutzt KI mit der 10.000-fachen Rechengeschwindigkeit ihres Vorgängers, verarbeitet enorme Datenmengen und optimiert so Training, OP-Techniken und Ergebnisse für präzisere, minimalinvasive Eingriffe", sagt Riley.

Arbeitsmarkt im Wandel: Gefahr oder Chance?

Doch während viele Anwendungen faszinieren, bleibt die Sorge um Arbeitsplätze. Können Menschen mit der Effizienz der Maschinen mithalten? Werden Arbeitsplätze wegautomatisiert? Für Riley ist klar: "Die Robotik schafft nicht nur neue Effizienzgewinne, sondern eröffnet auch ganz neue Tätigkeitsfelder."

Insbesondere dort, wo Arbeiten wiederholend oder gefährlich sind, könnten bereits in naher Zukunft KI-gestützte Roboter viele Aufgaben übernehmen. Büroangestellte dürften in dieser Entwicklung eher eine unterstützende Rolle übernehmen, da ihre Aufgaben oft kreatives Denken und zwischen menschliche Interaktionen erfordern.

KI-Technologien könnten hier administrative Prozesse erleichtern und so mehr Raum für strategische und innovative Tätigkeiten schaffen. Es werde eher eine Umgestaltung der Arbeitsaufgaben geben als einen vollständigen Ersatz, glaubt Riley.

Genau hier liegen laut dem Experten auch die Chancen für Investoren: "Unternehmen, die Roboterlösungen entwickeln oder integrieren, könnten erheblich profitieren – und damit auch deren Anleger."

Rückenwind durch Demografie und Effizienzdruck

Ein Blick auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zeigt: Robotech ist kein kurzfristiger Hype, sondern Teil eines langfristigen Trends. "Wir beobachten eine zunehmende Integration dieser Technologien in traditionelle Geschäftsmodelle", sagt Riley. "Die Nachfrage wird von mehreren Faktoren getragen – unter anderem vom demografischen Wandel, dem Fachkräftemangel und dem steigenden Effizienzdruck in Unternehmen."

Dabei gehe es nicht nur um den kurzfristigen Nutzen, sondern um tiefgreifende strukturelle Veränderungen. Riley betont: "Das ist keine Modeerscheinung. Die Entwicklung ist vergleichbar mit der Einführung des Internets oder der Elektrizität – sie verändert die Art, wie wir leben und arbeiten, grundlegend." Besonders in alternden Gesellschaften mit schrumpfender Erwerbsbevölkerung könnten automatisierte Systeme eine entscheidende Rolle spielen.

Robotech als Anlagechance

Für Anleger, die auf langfristige Trends setzen, kann der Einstieg in Robotech also lohnend sein. "Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Unternehmen, die spannende Lösungen entwickeln – von Start-ups bis hin zu etablierten Konzernen", sagt Riley.

Beispiel Amazon: Das Unternehmen hat erhebliche Ressourcen in die Entwicklung von Logistikrobotern investiert, um die Zukunft der Lagerautomatisierung voranzutreiben. So erregte das Unternehmen im Jahr 2023 Aufsehen, als es die zwei neuen Roboter, "Sequoia" und "Digit", vorstellte, die die Vorteile der Automatisierung sowohl für Mitarbeiter als auch für Kunden im Bereich E-Commerce demonstrieren sollen.

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"Sequoia" diene als multifunktionale Unterstützung im Lager in Texas und optimiere das Bestandsmanagement sowie die Auftragsbearbeitung. Dadurch erhöhe er die Liefergeschwindigkeit und verringere mit seiner ergonomischen Steuerkonsole und den Greifarmen das Verletzungsrisiko, das bei der manuellen Ausführung durch die Mitarbeiter entstehen würde.

Seit 2012 hat Amazon etwa 750.000 Roboter in Logistiklager eingeführt, was das Unternehmen zu einer führenden Position im globalen E-Commerce beiträgt. "Die Forschung- und Entwicklungsaktivitäten von Amazon könnten nicht nur effiziente Lösungen für den Arbeitsmarkt mit sich bringen, sondern auch neue Branchen im Bereich Robotech schaffen", so Riley.

Aussichtsreiche Investmentchancen

Besonders aussichtsreich seien jene, die nicht nur einzelne Geräte liefern, sondern ganze Ökosysteme aus Hardware, Software und Services anbieten. Riley hebt hervor: "Wir sehen einen klaren Trend hin zu Plattformlösungen, bei denen sich verschiedene Roboter und KI-Anwendungen intelligent vernetzen lassen." Das ermögliche nicht nur neue Geschäftsmodelle, sondern auch einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil – für die Unternehmen ebenso wie für deren Aktionäre.

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Robotik ist ein Bereich, der in sehr vielen Branchen eine bedeutende Rolle spielt oder in den kommenden Jahren spielen wird. Riley zufolge können Anleger davon profitieren, indem sie gezielt in Sektoren investieren, die bereits heute verstärkt Robotik einsetzen und teilweise sogar darauf angewiesen sind.

Dazu zählten etwa Fertigungsindustrie, Logistik, Gesundheitswesen, Agrarwirtschaft, Automobilbranche und Lebensmittelindustrie. Diese Sektoren profitieren laut Riley von der Integration von Robotik und Automatisierung, die voraussichtlich Kosten senken, die Produktivität steigern und die Nachhaltigkeit auf industrieller Ebene verbessern wird.

Schlüsselfaktoren für das Wachstumspotenzial

Darüber hinaus ermöglichten disruptive Technologien, also bahnbrechende Innovationen, darunter generative KI und große Sprachmodelle, Unternehmen in vielen Branchen, Prozesse zu optimieren und neue Einnahmequellen zu erschließen – und damit Wachstum zu generieren, von dem letztlich auch Anleger profitieren könnten.

"Der globale Markt für Baurobotik etwa wird bis 2032 voraussichtlich auf rund 775 Millionen US-Dollar anwachsen, was auf eine zunehmende Akzeptanz und Investitionen in diese Technologien hindeutet", so Riley. In Anbetracht der breiten Palette an Branchen, die Robotech nutzen können, dürfte der Sektor in naher Zukunft erhebliches Wachstum erleben, ähnlich wie im Bereich der KI.

Fazit: Chancen für Anleger

Mit Fortschritten in der Sensorik, beim maschinellen Lernen und durch die Integration Künstlicher Intelligenz eröffnen sich neue Märkte und Investitionschancen. Riley sieht gerade jetzt ein spannendes Zeitfenster für Anleger: Robotech sei ein struktureller Wachstumsmarkt, dessen Entwicklung sich mit konjunkturellen Erholungen und dem KI-Boom überlagert. Wer früh investiere, könnte von einem fundamentalen Umbruch profitieren – wirtschaftlich, gesellschaftlich und technologisch.

Verwendete Quellen
  • Schriftliches Interview mit Tom Riley, Global Thematic Strategies bei Axa Investment Managers / Robotech
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