Nur unter einer Bedingung Mehrheit der Deutschen will US-Produkte boykottieren

Der Zollstreit mit den USA hat auch Auswirkungen auf die Kauflaune der Deutschen. Sie wollen weniger US-Produkte kaufen – allerdings nur unter einer Voraussetzung.
Die Mehrheit der Deutschen will aufgrund Donald Trumps Zollpolitik künftig US-Produkte boykottieren. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für den Schweizer Onlinehändler Galaxus. t-online liegt die Untersuchung vor Veröffentlichung vor, zunächst hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.
Demnach geben 53 Prozent der Deutschen an, es sei sehr oder eher wahrscheinlich, dass sie künftig bewusst weniger Produkte und Dienstleistungen von US-Unternehmen kaufen oder konsumieren. Dabei geht es beispielsweise um Handys von Apple, Schuhe von Nike, Autos von Tesla, Streaming mit Netflix, Cloudspeicher von Microsoft, Getränke von Coca-Cola oder Essen von McDonald’s.
Für 39 Prozent ist ein Boykott der Produkte dagegen sehr oder eher unwahrscheinlich. Damit bewegen sich die Deutschen auf einem ähnlichen Niveau wie die Bevölkerung aus den vier anderen europäischen Ländern, in denen die Umfrage stattfand. Auch in Italien, Österreich, der Schweiz und Frankreich befürwortet mehr als die Hälfte der Befragten einen Boykott.
Zölle zunächst nur pausiert
US-Präsident Donald Trump hatte Anfang April angekündigt, zusätzliche Zölle auf nahezu alle Länder der Welt erheben zu wollen, etwa 20 Prozent auf die Europäische Union. In der Folge wurden viele der Zölle zunächst aber ausgesetzt, um zu verhandeln. Eine dauerhafte Einigung gibt es aber bisher nicht, für die EU gilt die Pause zunächst für 90 Tage.
Dementsprechend will auch die Mehrheit der Deutschen künftig gezielt Alternativen zu US-Produkten kaufen. 57 Prozent stimmen der Aussage zu, 34 Prozent sehen das anders.
Einzelne Supermärkte fingen in der Folge der angekündigten Zölle bereits an, EU-Produkte gesondert zu kennzeichnen. Das entspricht offenbar auch dem Wunsch der Konsumenten. Noch mehr Deutsche (61 Prozent) sind nämlich bereit, die US-amerikanischen Produkte gezielt durch europäische Alternativen zu ersetzen. In Italien setzen sogar 70 Prozent auf regionale Alternativen, in Frankreich hingegen lediglich 59 Prozent.
Dabei zeigen sich in den länderübergreifenden Zahlen deutliche Unterschiede beim Alter. So wollen sich 60 Prozent der 15- bis 29-Jährigen künftig vermehrt nach europäischen Alternativen umschauen. Dagegen zeigen Ältere eine höhere US-Skepsis. 75 Prozent der Befragten wollen vermehrt europäische Produkte kaufen, bei 42 Prozent ist dies "sehr wahrscheinlich".
Geldbeutel als entscheidendes Kriterium
Allerdings gelten diese Ambitionen offenbar nur, wenn sie nichts kosten. Denn der Großteil der Deutschen ist nicht bereit, mehr für Produkte zu zahlen, nur weil diese nicht aus den USA stammen. Lediglich acht Prozent wollen dies "auf jeden Fall" tun, weitere 26 Prozent "eher schon". Mit insgesamt 56 Prozent ist die Ablehnung allerdings deutlich größer. Während die Italiener noch weniger bereit sind, mehr zu zahlen, ist das Verhältnis in der Schweiz genau ausgeglichen.
Laut der Umfrage befürworten derweil zwei Drittel der Deutschen eigene Zölle, in Frankreich, Österreich und Italien ist die Zustimmung sogar noch leicht höher. Nur die Schweizer sind traditionell etwas zurückhaltender: Mit 56 Prozent spricht sich aber auch die Mehrheit der Eidgenossen für solche Maßnahmen aus.
- galaxus.de: "Umfrage: Mehrheit der Europäer will US-Produkte boykottieren"