8.000 Beschäftigte Thyssenkrupp macht Marinesparte selbstständig
Der kriselnde Stahlriese ThyssenKrupp treibt den Umbau voran und macht sein Marine-Rüstungsgeschäft selbstständig. Wichtig auch für Werften in Kiel und Wismar.
Deutschlands größter Marineschiffbauer TKMS wird selbstständig und geht an die Börse. Die Aktionäre des Mutterkonzerns Thyssenkrupp haben bei einer außerordentlichen Hauptversammlung die Abspaltung der Sparte Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) zugestimmt.
Mit der Ausgründung soll die Sparte laut Thyssenkrupp-Chef Miguel López eine größere unternehmerische Freiheit bekommen, um besser wachsen zu können. López geht davon aus, dass das neue Unternehmen Mitte Oktober ins Handelsregister eingetragen wird. Eine Börsennotierung soll unmittelbar im Anschluss erfolgen.
Dabei behält Thyssenkrupp eine Mehrheit von 51 Prozent an dem neuen Unternehmen. Der Bund bleibt aber bei seiner starren Haltung und steigt nicht als Ankeraktionär ein. Geplant ist jetzt eine Sicherheitsvereinbarung, in der der Bund besondere Informations- und Konsultationsrechte bei sogenannten sensitiven Aktivitäten erhält. Ein späterer Einstieg ist weiter möglich.
Vom U-Boot bis zum Forschungsschiff "Polarstern 2"
TKMS zählt an den deutschen Standorten Kiel und Wismar sowie im brasilianischen Itajai insgesamt rund 8.000 Beschäftigte. Weitere Standorte betreibt TKMS unter anderem in Hamburg, Bremen und Emden. Die Firma ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für nicht-nuklear betriebene U-Boote, baut aber auch Fregatten und Korvetten. Das Unternehmen beschäftigt rund 8.200 Menschen. Werftstandorte sind Kiel und Wismar.
Auch in der zivilen Forschung sei das Unternehmen gefragt: "Der Bau des neuen deutschen Forschungsschiffs 'Polarstern 2' für Einsätze unter extremen Klima- und Wetterbedingungen wurde an uns vergeben – mit einem Auftragsvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro." Insgesamt sei der Auftragsbestand seit Ende September um mehr als 50 Prozent gewachsen auf zurzeit mehr als 18 Milliarden Euro.
Vom alten Stahlriesen bleibt nur eine schlanke Holding
Die Abspaltung der Marinesparte ist Bestandteil eines für die kommenden Jahre geplanten Konzernumbaus bei Thyssenkrupp. Dabei sollen auch die anderen vier Sparten eigenständig aufgestellt und für die Beteiligung Dritter geöffnet werden.
Der einst glorreiche Stahlriese Thyssenkrupp bleibt nur als schlanke Holdinggesellschaft der Tochterfirmen.
Thyssenkrupp kämpft seit Jahren mit Querelen in der Vorstandsetage und sinkenden Erlösen. Vor allem das Stahlgeschäft und der Übergang zu "grünem" Stahl machen dem Unternehmen zu schaffen. Zuletzt teilte der Konzern den Abbau von 5.300 Stellen mit. Zuvor wurde ein Teil der Stahlsparte im Vorjahr an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky veräußert.
- Nachrichtenagentur dpa