Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.HSV-Investor mit 20-Milliarden-Plus Wie Deutschlands Milliardäre trotz Corona reicher wurden
Für viele Arbeitnehmer, Selbstständige oder Künstler ist die Corona-Zeit finanziell herausfordernd. Deutschlands Superreiche spüren die Krise zumeist nicht in der Kasse. In vielen Fällen ist das Gegenteil der Fall.
Der reichste Mann der Welt ist Jeff Bezos. Der Amazon-Gründer hat laut einer aktuellen Liste des US-Magazins Forbes ein Vermögen von 177 Milliarden US-Dollar. Die Privatvermögen der Deutschen sind dagegen deutlich kleiner. Doch auch hier gibt es zahlreiche Millionäre und Milliardäre.
Und während vor allem Künstler, Messebauer oder Restaurantfachkräfte in der Corona-Pandemie echte Existenzsorgen hatten, haben viele dieser Superreichen ihr Vermögen vergrößert. Das zeigt die am Mittwoch veröffentlichte Forbes-Liste für das Jahr 2021. Darin werden die Vermögen auf Basis von Unternehmensbesitz, Aktienanteilen, Immobilien und Kunstbesitz berechnet.
Reiche Supermarktunternehmer
An der Spitze der superreichen Deutschen thronen Beate Heister und Karl Albrecht junior, die Kinder von Aldi-Gründer Karl Albrecht senior. Sie konnten ihr Vermögen im Corona-Jahr um rund 6 Milliarden auf insgesamt 39,2 Milliarden US-Dollar steigern. Auch auf Rang zwei befindet sich ein Besitzer von Supermarktketten: Dieter Schwarz. Der 81-Jährige, dem Kaufland und Lidl gehören, wurde in der Corona-Pandemie um rund 17 Milliarden US-Dollar reicher. Sein Gesamtvermögen liegt derzeit bei 36,9 Milliarden. Zum Vergleich: Eine Einzelhandelskauffrau verdient in ihrem gesamten Berufsleben durchschnittlich etwa 1,2 Millionen Euro.
Ein noch größerer Vermögenszuwachs als Dieter Schwarz gelang Klaus-Michael Kühne. Mehr als 22 Milliarden US-Dollar häufte der Unternehmer im vergangenen Jahr an. Das liegt laut "Manager Magazin" an enormen Kurssteigerungen des Logistikkonzerns Kühne + Nagel, der 1890 von dessen Großvater August Kühne mitgegründet wurde. Die Aktie, die in der Schweiz gehandelt wird, verbesserte sich im vergangenen Jahr um rund 66 Prozent (Stand: 6. Oktober). Kühne hält zudem noch um die 20,5 Prozent an der HSV Fußball AG und 30 Prozent an Anteilen der Reederei Hapag-Lloyd, deren Aktie im vergangenen Jahr um 270 Prozent anstieg (Stand: 6. Oktober).
Biontech-Gründer neu auf der Liste
Unter den zehn reichsten Deutschen finden sich zudem Theo Albrecht junior, ebenfalls Aldi-Erbe; Susanne Klatten und Stefan Quandt, Erben des BMW-Konzerns; Reinhold Würth, der mit dem Verkauf von Schrauben reich wurde; Georg Schaeffler, Erbe des Autozulieferer-Konzerns Schaeffler; Alexander Otto, Erbe des Otto-Konzerns und Geschäftsführer der ECE-Group, die Einkaufszentren betreibt, sowie Andreas Strüngmann, der zusammen mit seinem Bruder (Platz 11) das Pharmaunternehmen Hexal gründete.
Alle Milliardäre in der deutschen Top-10-Liste haben im vergangenen Jahr ihre Vermögenswerte gesteigert. Weiter unten in der Aufstellung sind auch neue Milliardäre hinzugekommen. So zum Beispiel Biontech-Gründer Uğur Şahin. Sein Vermögen beziffert Forbes auf vier Milliarden US-Dollar. Weltweit liegt der Entwickler des Corona-Impfstoffs damit auf Rang 727. Seine Frau und Mitgründerin von Biontech, Özlem Türeci, wird nicht aufgelistet.
Ebenfalls neu auf der Liste sind Erich und Paul-Heinz Wesjohann, ihnen gehören die EW- bzw. die PHW-Gruppe. Hinter diesen Namen verbergen sich zahlreiche Firmen im Bereich Geflügelzucht und Tiernahrung. Ein bekanntes Beispiel ist Wiesenhof. Unter den reichsten 100 Deutschen finden sich zudem neu der erst 19-jährige dm-Erbe der Familien Lehmann (3,3 Milliarden US-Dollar), Otto-Enkel Benjamin Otto (2,9 Milliarden) und Julia Thiele-Schuerhoff (3,5 Milliarden US-Dollar), deren Vater bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr Hauptaktionär der Knorr-Bremse AG und zweitgrößter Aktionär der Lufthansa war.
Doch so mancher Superreiche hatte im Corona-Jahr auch Verluste zu verkraften. So schrumpfte das Vermögen von SAP-Gründer Dietmar Hopp von 13 Milliarden US-Dollar auf knapp 10 Milliarden. Ein Grund dafür war sein Investment in das deutsche Pharmaunternehmen Curevac, das an einem weiteren Corona-Impfstoff forschte, die Hoffnungen auf einen neuen Wirkstoff jedoch letztlich enttäuschte. Der Aktienkurs brach entsprechend ein und riss somit auch Hopps Investition ins Nichts.
Altes Geld statt neue Technik
Während die reichsten Menschen der Welt mittlerweile Tech-Unternehmer wie Bill Gates, Jeff Bezos oder Elon Musk sind, zeigt die Liste der deutschen Superreichen diesen Trend noch nicht. Hier ist vor allem "altes" Geld ausschlaggebend und es dominieren langjährig erfolgreiche Unternehmen, die häufig über mehrere Generationen weitergeführt werden.
Die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden vermutlich keine Vermögensmilliardäre. Wenn Sie aus dem Geld, das Sie während Ihres gesamten Arbeitslebens verdienen, dennoch möglichst viel machen wollen, dann lesen Sie gerne hier weiter. Denn auch mit vergleichsweise kleinen Gehältern ist etwas Vermögensaufbau möglich und sinnvoll.
- Deutsches Institut für Altersvorsorge: Was verdienen die Deutschen ihr Leben lang?
- Manager Magazin: 20 Milliarden Euro reicher – in nur zwölf Monaten