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Deutscher Schiffsbau: MV-Werften und Lloyd-Werft melden Insolvenz an


Deutscher Schiffsbau
MV-Werften und Lloyd-Werft melden Insolvenz an

Von dpa, rtr
Aktualisiert am 10.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Nach längerem Zittern (Symbolbild): Die MV-Werften-Gruppe muss nun doch Insolvenz anmelden.Vergrößern des BildesNach längerem Zittern (Symbolbild): Die MV-Werften-Gruppe muss nun doch Insolvenz anmelden. (Quelle: Jens Koehler/imago-images-bilder)
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Aus für die MV-Werften an der Ostseeküste sowie für die Lloyd-Werft in Bremerhaven: Beide Firmen meldeten am Montag Insolvenz an. Wirtschaftsminister Robert Habeck wirft dem Eigentümer vor, Hilfsangebot ausgeschlagen zu haben.

Die MV-Werften-Gruppe hat an diesem Montag Insolvenz angemeldet Das Amtsgericht Schwerin bestätigte den Eingang des Antrags. Ein Werften-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass die Mitarbeiter am Montag über diesen Schritt informiert worden seien. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte am Nachmittag den Eigentümer der Werft. Dieser habe Hilfsangebote ausgeschlagen.

MV Werften zieht mit dem Insolvenzantrag die Konsequenzen aus der anhaltenden Finanzkrise, die das Unternehmen seit Beginn der Corona-Pandemie in eine Schieflage gebracht hat. Die Verhandlungen zwischen Bund und Land auf der einen sowie MV Werften und dem Eigner Genting Hongkong auf der anderen Seite hatten zu keinem positiven Ergebnis geführt. Wie es mit den zuletzt rund 1.900 Mitarbeitern nun weitergeht, ist offen.

Den MV Werften war es nicht gelungen, die Finanzierung des zu 75 Prozent fertigen und rund 1,5 Milliarden Euro teuren Neubaus des Kreuzfahrtschiffes "Global Dream" zu sichern. Es gilt als eines der größten je gebauten Kreuzfahrtschiffe und war ausschließlich für den asiatischen Markt gedacht.

Habeck kritisiert Eigentümer der Werft

Der MV-Werften-Sprecher sagte, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hätten am Freitag versucht, einen Ausweg zu finden. Das sei nicht gelungen.

Habeck sagte nach der Anmeldung der Insolvenz: "Als Bundesregierung haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Insolvenz der MV Werften zu vermeiden und so die Arbeitsplätze zu retten. Allerdings haben die Eigentümer unser Hilfsangebot ausgeschlagen; die Anmeldung der Insolvenz ist die Folge."

Dies sei nach Wochen des Bangens eine "bittere Nachricht" für die Beschäftigten der Werft und für die Region, so Habeck. "Gerade als jemand, der in einer Werftenstadt lebt, weiß ich, welche Bedeutung das hat. Selbstverständlich werden wir in den nächsten Wochen weiter in einem engen Austausch mit der Landesregierung bleiben, was die Zukunft der MV Werften anbetrifft."

Streit zwischen Bund und Inhaber

Der Bund hatte zuvor immer wieder versichert, rund 600 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zur Verfügung stellen zu wollen. Das Schiff sollte dafür als Sicherheit verwendet werden. Beim Eigenbeitrag der Eigentümer sei es um einen Beitrag von 60 Millionen Euro plus Garantien für die in Rede stehenden Bundesmittel gegangen.

Der Präsident von Genting Hongkong, Colin Au, hatte dagegen zuletzt gesagt, dem Bund vier Angebote zur weiteren Finanzierung vorgelegt zu haben. Diese seien aber alle abgelehnt worden. Auch sei im vergangenen Dezember die Auszahlung des fälligen Betrags beim Erreichen eines Bau-Zwischenstands, dem sogenannten Meilenstein F, blockiert worden.

Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesregierung hatte erst im vergangenen Jahr grünes Licht für 300 Millionen Euro an Staatshilfen gegeben. Danach wollten die MV Werften ihre Restrukturierung angehen.

Zahl der Mitarbeiter vor Corona verdoppelt

Genting habe nun keine weiteren Kompromisse mehr machen können. "Wir haben uns abgearbeitet an den Auflagen des Bundes", sagte MV-Werften-Geschäftsführer Carsten Haake am vergangenen Sonntag.

Colin Au hatte darauf verwiesen, dass Genting seit der Übernahme mehr als zwei Milliarden Euro in die MV-Standorte aus eigener Tasche investiert habe, die Zahl der Mitarbeiter sei verdoppelt worden. "Ohne Covid-19 hätten wir die Regierung nie um einen Euro gefragt."

Weitere Werft in Bremerhaven ebenfalls pleite

Im Gefolge der MV-Werften hat am Montagnachmittag auch die traditionsreiche Lloyd-Werft in Bremerhaven Insolvenz angemeldet. Das bestätigte das Amtsgericht Bremerhaven auf Anfrage. Bei dem Bremerhavener Schiffbaubetrieb geht es um etwa 300 Arbeitsplätze.

Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Hamburger Rechtsanwalt Per Hendrik Heerma eingesetzt. Er hatte diese Funktion auch bei der Elsflether Werft übernommen, die 2019 mit der Sanierung des Marineschulschiffs "Gorch Fock" gescheitert war.

Wie die MV-Werften gehört auch die 1857 gegründete Lloyd-Werft dem asiatischen Genting-Konzern. An der Lloyd-Werft hat die Bremerhavener Stahl- und Schiffbaugruppe Rönner Interesse bekundet. Verkaufsgespräche brachten aber kein Ergebnis. Auch soll es ausländische Interessenten an Lloyd geben.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa und Reuters
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