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Was es mit dem "Fremdsprachen-Akzent-Syndrom" auf sich hat


Rätselhafte Erkrankung
Amerikaner spricht plötzlich unkontrollierbaren irischen Akzent

  • Lynn Zimmermann
Von Lynn Zimmermann

18.02.2023Lesedauer: 2 Min.
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Prostatakrebs: Metastasen können zu vielfältigen Symptomen führen.Vergrößern des Bildes
Prostatakrebs: Metastasen können zu vielfältigen Symptomen führen. (Quelle: Korrawin/getty-images-bilder)

Ein irischer Akzent, ohne jemals in Irland gewesen zu sein: Ein Krebs-Patient entwickelte eine unkontrollierbare Sprachstörung – und ist Forschern ein Rätsel.

Ein Mann aus North Carolina litt an Prostatakrebs – einer Krebsart, die sich normalerweise durch einen verstärkten Harndrang, Harnstau oder Inkontinenz bemerkbar macht. Doch dieser Patient entwickelte ein anderes Symptom: einen unkontrollierbaren irischen Akzent. Und das, obwohl der Mann noch nie in Irland gewesen war.

Der 50-jährige Amerikaner litt Ärzten der Duke University in North Carolina zufolge an dem sogenannten "Fremdsprachen-Akzent-Syndrom" und ist damit einer der ersten Fälle, bei dem dieses Phänomen nicht mit einer Hirnverletzung verbunden ist.

Was ist das "Fremdsprachen-Akzent-Syndrom"?

Das Fremdsprachen-Akzent-Syndrom ist eine sehr seltene und wenig erforschte Sprachstörung, bei der sich der natürliche Tonfall und das Sprachmuster verändern und einen fremden Akzent annehmen. Weltweit sind bisher lediglich 60 Fälle dokumentiert.

Besonders kuriose Fälle:

Eine Patientin aus England spricht nach einem schweren Migräneanfall plötzlich mit einem chinesischen Akzent, obwohl sie nie Chinesisch gelernt hatte.

Eine Norwegerin sprach nach einer Kopfverletzung durch einen Granatsplitter plötzlich mit einem deutschen Akzent.

Eine Australierin verfiel nach einem Unfall in einen französischen Akzent.

Als Ursache vermuten Mediziner neurologische Erkrankungen, etwa aufgrund eines Schlaganfalls oder eines Schädel-Hirn-Traumas. Die Forschung steht jedoch noch am Anfang und weitere Ursachen können nicht ausgeschlossen werden.

"Fremdsprachen-Akzent-Syndrom" nach Prostata-Krebs

Das Problem der vorliegenden Fallstudie: Zu Beginn der Symptome lagen bei dem Patienten weder neurologische Anomalien noch psychische Störungen oder MRT-Auffälligkeiten im Gehirn vor – was die bisherige Theorie eines Hirnschadens als Ursache des Syndroms ausschloss.

Allerdings wurde sein Akzent "immer hartnäckiger", heißt es in der Studie. Ein unerklärliches Rätsel für die Autoren – bis eine Biopsie zeigte, dass sich das Prostatakarzinom zu einem kleinzelligen neuroendokrinen Prostatakrebs (NEPC) entwickelt hatte. Diese Art des Prostatakrebs ist resistenter gegen Behandlungen und führt in den meisten Fällen zu einem aggressiveren Fortschreiten der Erkrankung.

So auch im Fall des 50-jährigen Amerikaners: "Trotz Chemotherapie schritt sein neuroendokriner Prostatakrebs voran, was zu Hirnmetastasen und einer wahrscheinlich paraneoplastischen aufsteigenden Lähmung und zu seinem Tod führte.", heißt es in der Studie weiter.

Tumor führte wahrscheinlich zu Autoimmunstörung

Die Autoren vermuten somit, dass der aggressive Prostatakrebs den Akzent verursachte, indem er über Umwege zu einer neurologischen Störung führte, dem sogenannten paraneoplastischen neurologischen Syndrom.

Paraneoplastische neurologische Störungen sind Komplikationen von Tumorerkrankungen, die weder durch den Tumor selbst noch durch seine Metastasen ausgelöst werden. Vielmehr reagieren Immunzellen des Körpers im Rahmen von Tumorerkrankungen über und greifen harmlose Strukturen des Nervensystems wie Nerven oder das Rückenmark an.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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