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Krebs | Neue Studie: Tumorzellen könnten sich in Zukunft selbst zerstören


Neuer Schritt im Kampf gegen Krebs
Krebszellen könnten sich in Zukunft selbst zerstören


Aktualisiert am 02.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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Tumorzelle: Warum sich Geschwülste bilden, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt.Vergrößern des Bildes
Tumorzelle: Warum das Immunsystem sie übersieht, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. (Quelle: wildpixel/getty-images-bilder)

Seit Langem forschen Mediziner an der Behandlung von Krebs. Jetzt haben Forscher einen "Schalter" gefunden, der das Absterben der Krebszellen stimuliert.

Krebs gehört zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Schätzungen zufolge sterben jährlich über 200.000 Menschen an der Erkrankung. Doch das Risiko, daran auch zu sterben, ist in den vergangenen Jahren innerhalb der EU gesunken. Das liegt auch an Verbesserungen bei der Vorsorge, Früherkennung und Behandlung von Krebs.

Forschenden aus den USA ist nun ein weiterer Schritt im Kampf gegen Krebs gelungen: Sie haben einen Mechanismus gefunden, der dafür sorgt, dass sich Tumorzellen selbst zerstören können. Verantwortlich dafür ist ein bestimmter Rezeptor, der den Zelltod auslöst.

Wie entsteht Krebs?

Krebs ist nicht wirklich eine Bedrohung von außen. Zwar können äußere Faktoren wie Alkohol und Nikotin, UV-Strahlung oder Kontakt zu chemischen Substanzen das Erbgut von Zellen schädigen. Doch normalerweise erkennt das Immunsystem Zellen, deren Erbinformation nicht mehr korrekt ist, und eliminiert sie.

Geschieht das nicht, können sich aus den einst harmlosen Zellen Krebszellen und schließlich ein Tumor entwickeln. Dieser wächst unkontrolliert und verdrängt und zerstört dabei gesunde Zellen und Organe. Warum das Immunsystem diese mutierten Zellen manchmal übersieht, ist bisher noch nicht restlos geklärt.

Neue Behandlung: "Schalter" zur Selbstzerstörung gefunden

In der Regel wird Krebs im Körper mit Operationen, Chemo- und Strahlentherapie behandelt. Diese Behandlungen können allerdings Nachteile haben. So können bei der chirurgischen Entfernung nicht immer alle Tumorzellen beseitigt werde. Dadurch ist meist eine zusätzliche Chemo- und Strahlentherapie nötig. Diese belasten den ganzen Organismus und kann so auch das Immunsystem weiter schwächen. Aus diesem Grund suchen Forscher permanent nach weiteren Behandlungsmethoden.

In den vergangenen Jahren sind deshalb neue Ansätze entwickelt worden, die stattdessen auf eine Aktivierung des körpereigenen Immunsystems setzen. Auf diesem Gebiet ist die Forschung nun womöglich einen Schritt weitergekommen. Im Fachmagazin "Nature" veröffentlichten Wissenschaftler der Universität von Kalifornien eine neue Studie zu einem sogenannten Todesrezeptor auf Krebszellen. Sie schreiben, dass dieser Rezeptor wie ein "Schalter" funktioniert, der eine spezifische Immunantwort und eine Selbstzerstörung (Apoptose) der Krebszellen auslösen kann.

Todesrezeptor schaltet Krebszellen aus

Der CD95-Rezeptor, um den es geht, wird auch Fas-Rezeptor genannt. Dieser sitzt auf der Oberfläche von Tumorzellen und beeinflusst deren Wachstum. Wird er aktiviert, kann das dazu führen, dass sich die Zellen selbst zerstören – daher der Name Todesrezeptor. Bisher war die genaue Struktur des Rezeptors jedoch nicht bekannt. Eine unspezifische Aktivierung des Rezeptors konnte daher auch das Gegenteil bewirken und den Tumor wachsen lassen.

Nun ist es dem Team um Jogender Tushir-Singh, außerordentlicher Professor in der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und leitender Autor der Studie, gelungen, den Bereich des Rezeptors zu identifizieren, der die Selbstzerstörung der Krebszellen auslöst. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Epitop: Ein kleiner Bereich auf der Oberfläche des Rezeptors, an dem die Zellen des Immunsystems binden und so eine spezifische Immunantwort auslösen. Bindet eine Immunzelle an dieses Epitop – und identifiziert die Zelle damit als krank –, kann das einen "Schalter" in der Tumorzelle aktivieren und so die Selbstzerstörung auslösen.

Frühere Versuche, diesen Rezeptor anzugreifen, seien bislang erfolglos geblieben, schildert Jogender Tushir-Singh. Da das Epitop nun identifiziert werden konnte, könnte es künftig einen Weg geben, den Rezeptor in Tumoren gezielt zu aktivieren.

Hoffnung für neue Behandlungsmethode wächst

Das könne mit einem entsprechenden Medikament funktionieren, erhoffen sich die Forschenden – etwa in Kombination mit der immunologischen CAR-T-Zell-Therapie.

Bei der CAR-T-Zell-Therapie soll sich das köpereigene Abwehr- oder Immunsystem wieder gegen die Tumorzellen richten. "CAR" steht für die Abkürzung "chimärer Antigenrezeptor". Für diese Therapie werden dem Patienten körpereigene Immunzellen (Leukozyten) entnommen und im Labor mit dem Antigenrezeptor CAR versehen, sodass sie die Tumorzellen besser erkennen können. Anschließend werden sie dem Betroffenen wieder zugeführt. Ein Nachteil: Diese Therapie muss für jede Person individuell vorbereitet werden.

Über den CAR-Rezeptor können die Immunzellen besser an die Tumorzellen andocken und so die Abwehrmechanismen des Immunsystems aktivieren. Die Neuerung: Über die gleichzeitige Aktivierung der Todesrezeptoren (Fas-Rezeptoren) auf den Tumorzellen sollen diese sich selbst töten und so die Immuntherapie unterstützen.

So das Konzept, das sich jetzt in klinischen Versuchen bewähren muss. Bis es also in diese Richtung Fortschritte in der Krebs-Behandlung gibt, wird es noch eine Weile dauern.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • nature.com: "Characterizing the regulatory Fas (CD95) epitope critical for agonist antibody targeting and CAR-T bystander function in ovarian cancer" (Stand: Oktober 2023; englisch)
  • krebsinformationsdienst.de: "Wie entsteht Krebs?" (Stand: Juli 2021)
  • krebsinformationsdienst.de: "Immunsystem und immuntherapeutische Ansätze in der Krebsmedizin" (Stand: September 2017)
  • krebsgesellschaft.de: "Fragen und Antworten zur CAR-T-Zell-Therapie" (Stand: Oktober 2023)
  • dzif.de: "Epitop" (Stand: Oktober 2023)
  • destatis.de: "Todesursachen" (Stand: Juli 2021)
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