Einzug ins Kanzleramt Merz' neuer Arbeitsplatz: Zwischen Kunst und Panzerglas

Zwei Anläufe hat es gebraucht, um Friedrich Merz zum Kanzler zu wählen. Jetzt kann der neue Bundeskanzler seinen Amtssitz beziehen. Was erwartet ihn in seinem neuen Büro?
Der CDU-Vorsitzende wurde überraschend am Dienstag im ersten Wahlgang nicht zum Kanzler gewählt – erst im zweiten Wahlgang hat Friedrich Merz die nötigen Stimmen bekommen. Allerdings bleibt ihm wenig Zeit, sich im Kanzleramt einzurichten. Direkt am Mittwoch geht es für den frischgebackenen Kanzler nach Paris und Warschau.
Das ist nicht allzu schlimm: Das Büro im 7. Stock des Kanzleramtes, welches Merz beziehen wird, verfügt bereits über eine Basiseinrichtung. Ein Schreibtisch in der einen Ecke, eine Sitzgruppe für Gespräche mit Staatschefs in der anderen. Als sein Vorgänger Olaf Scholz (SPD) 2021 ins Kanzleramt einzog, änderte er nicht viel.
Hinzu kommen umfassende Sicherheitsmaßnahmen. Den Blick über das gesamte Regierungsviertel bis hin zum gegenüberliegenden Bundestag kann der Kanzler durch eine acht Zentimeter dicke Panzerglasscheibe genießen. Außerdem bekommt Merz ein rotes Geheimtelefon, welches es ihm ermöglicht, abhörsichere Gespräche zu führen. Auch ein extra gesichertes Mobiltelefon bekommt der neue Kanzler bereitgestellt.
Wie wird Merz sein Büro einrichten?
Bleiben noch die Wände. Merz könnte hier wie seine Vorgänger Kunst aufhängen – es wird sich zeigen, welche Werke und Stile er wählen wird. Scholz etwa hatte ein Gemälde aus dem dreiteiligen Werk "Augenbilder" des Malers Ernst Wilhelm Nay hinter seinem Schreibtisch hängen. Vor der Panzerglasscheibe platzierte Scholz eine Rudermaschine, um mit Blick auf den Bundestag Sport zu treiben. Ansonsten war das Büro allerdings schlicht gehalten.
In Merz' Büro in der CDU-Parteizentrale, dem Konrad-Adenauer-Haus, schmückt derzeit eine kleine Fotografie vom ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer mit dem früheren französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle den Schreibtisch. Schon im Wahlkampf hatte Merz die Notwendigkeit guter Beziehungen mit Frankreich betont. Eventuell war das auch ein Hinweis darauf, dass ihn das Bild ins Kanzleramt begleiten könnte.
Der Aufbau des Kanzleramts
Seit 2001 gibt es das Gebäude, welches durch den Platz der Republik vom Reichstagsgebäude getrennt ist. Der Bau wurde von den Berliner Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank entworfen. Der Komplex besteht aus zwei langen Gebäudezeilen, einem Kubus in der Mitte und einem davor liegenden Ehrenplatz.
Die Architekten hatten 1993 einen städtebaulichen Wettbewerb gewonnen. 1997 begann der Bau unter Kanzler Helmut Kohl und das Amt wurde vier Jahre später eingeweiht.
Die Büros des Kanzlers und des Kanzleramtschefs befinden sich im siebten Obergeschoss. Darunter folgt im sechsten und fünften Stockwerk die Leitungsebene – hier sitzen die Staatsminister. Neben den Büros gibt es in den beiden Stockwerken noch Empfangsräume und einen Bankettsaal. Im sechsten Stock befinden sich außerdem ein kleiner und ein großer Kabinettssaal, jeden Mittwoch trifft sich hier die Regierung zu Beratungen. Insgesamt 450 Mitarbeiter sind im Kanzerlamt beschäftigt.
Über die unzähligen Büros und Räume hinaus verfügt das Kanzleramt über eine Dienstwohnung. Ob Friedrich Merz diese nutzen wird, ist noch unklar. Aktuell pendelt er zwischen seiner Wohnung am Potsdamer Platz in Berlin und seinem Zuhause im Sauerland.
Merz hat bereits angekündigt, seine Familie möglichst weit vom Kanzleramt wegzuhalten. Auch Scholz hatte es vorgezogen, mit seiner Frau in seinem Hauptwohnsitz und Wahlkreis in Potsdam zu wohnen. Er nutzte die Dienstwohnung nur während einer Corona-Erkrankung. Merkel hatte ebenfalls nicht im Kanzleramt gewohnt. Ihr Weg war allerdings kurz: Ihre Berliner Wohnung liegt nur wenige Gehminuten vom Regierungsviertel entfernt. Gerhard Schröder hatte das Apartment hingegen mehr oder weniger regelmäßig genutzt.
- bundesregierung.de: "Geschichte des Bundeskanzleramts"
- morgenpost.de: "Geheimtelefon, Möbel, Kunst: So zieht Merz ins Kanzleramt ein"