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Rüstungsaktien: Mehrheit der Deutschen hält Investitionen für legitim


Moralische Abwägung
Die neue Haltung der Deutschen zu Rüstungsaktien

Von t-online, llb

23.06.2025 - 14:51 UhrLesedauer: 3 Min.
Panzer fährt durch eine Straße vorbei an einer Anzeige mit BörsenkursenVergrößern des Bildes
Panzer fährt durch eine Straße (KI-Symbolbild): Die Deutsche Sicht auf Rüstungsinvestitionen wandelt sich.
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Mit gutem Gewissen in Waffenhersteller investieren? Die geopolitischen Spannungen und der Ukraine-Krieg haben die Einstellung vieler Privatanleger verändert.

Halten Sie es für moralisch vertretbar, in Unternehmen zu investieren, die Rüstungsgüter herstellen? Diese Frage stellte das Meinungsforschungsinstitut Innofact im Mai 2025 im Auftrag von Verivox einer repräsentativen Gruppe von 1.012 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren. Das Ergebnis der Umfrage zeigt eine deutliche Verschiebung in der Haltung vieler Anleger.

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Mehrheit der Deutschen: Anlagen in Rüstungsunternehmen legitim

Bereits in der ersten Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident gab es Zweifel, ob die USA ihre Nato-Partner im Verteidigungsfall unterstützen würden. Neue geopolitische Unsicherheiten und die Politik der aktuellen Trump-Regierung haben viele Privatanleger dazu veranlasst, ihre Einstellungen gegenüber Investitionen in Unternehmen der Rüstungsindustrie zu überdenken.

Moral ist das eine. Noch wichtiger ist jedoch die Frage: Darf man als Anleger mit Waffenherstellern Geld verdienen? Eine Umfrage von Verivox zeigt, dass inzwischen 56 Prozent der Deutschen diese Form der Geldanlage für moralisch vertretbar halten. Vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine sah das noch anders aus: Damals lehnten 53 Prozent der Bundesbürger Investitionen in Rüstungsunternehmen ab. Heute hat sich das Bild gewandelt.

Ob es legitim ist, wenn Privatanleger mit Investments bei Waffenherstellern selbst Geld verdienen, ist nach wie vor umstritten. "Aber die Mehrheitsverhältnisse haben sich gedreht", erklärt Verivox-Chef und Finanzexperte Oliver Maier. "Anders als noch vor dem Ukraine-Krieg hält die Mehrheit der Menschen die private Geldanlage bei Unternehmen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie inzwischen für akzeptabel."

Trump fordert höhere Rüstungsausgaben

Die Außenpolitik der USA unter der Trump-Regierung hat viele Deutsche dazu bewegt, ihre Haltung zu Rüstungsinvestitionen zu überdenken. Trump hatte wiederholt betont, dass die USA von ihren Nato-Partnern deutlich höhere Verteidigungsausgaben verlangen würden – andernfalls könnten sich die USA im Ernstfall militärisch zurückhalten.

Im Zuge dieser politischen Entwicklungen haben sich die Nato-Mitgliedsstaaten Insidern zufolge auf ein neues Ziel für die Verteidigungsausgaben verständigt. Bis 2035 sollen diese auf 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen, was für die Rüstungsindustrie enorme Chancen birgt. Eine offizielle Erklärung dazu wird auf dem Nato-Gipfel vom 24. bis 25. Juni im niederländischen Den Haag erwartet.

Nach Einschätzung von Oliver Maier hat die Rüstungsindustrie bereits in den vergangenen Jahren von steigenden Staatsausgaben für die Verteidigung profitiert. Sollte es auf dem Nato-Gipfel zur Erhöhung des Ziels kommen, stehen der Rüstungsindustrie weitere goldene Jahre mit prallvollen Auftragsbüchern bevor, so Maier.

Aussichten auf weiterhin gute Geschäfte

Die Aussicht auf steigende Aufträge beflügelt auch die Aktienkurse von Rüstungsunternehmen. Der "VanEck Defense ETF", einer der größten weltweiten Rüstungs-ETFs, hat seit Jahresbeginn fast 40 Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Der MSCI World Index, der die wichtigsten globalen Branchen abbildet, hat im gleichen Zeitraum einen Rückgang von 4 Prozent verzeichnet (Stand: 17. Juni 2025).

Unternehmen wie Rheinmetall, Renk und Hensoldt profitieren seit dem Ukraine-Konflikt von einer außergewöhnlich starken Entwicklung ihrer Aktienkurse. Rheinmetall hat sich seit Kriegsbeginn mehr als verzehnfacht und gilt mittlerweile als eine der erfolgreichsten Aktien im deutschen Leitindex. Auch Renk hat sich hervorragend entwickelt: Seit Anfang 2024 stieg der Kurs von etwa 20 auf zwischenzeitlich fast 82 Euro. Hensoldt hat Anfang Juni erstmals die 100-Euro-Marke überschritten, was vor allem dem anhaltenden Ukraine-Krieg und optimistischen Analystenmeinungen geschuldet ist.

Allerdings warnen Analysten inzwischen vor einer Überhitzung und möglichen Korrekturen, da das Bewertungsniveau sehr hoch ist. Bei allen drei Werten gab es in den vergangenen Tagen Rücksetzer, etwa weil Hoffnungen auf diplomatische Fortschritte im Ukraine-Konflikt aufkeimten, doch die langfristigen Aussichten bleiben wegen der erhöhten Verteidigungsbudgets positiv. Insgesamt profitieren alle drei Unternehmen massiv von der geopolitischen Lage und der gestiegenen Nachfrage nach Rüstungsgütern.

Wie nachhaltig können Panzer sein?

Die Rüstungsbranche profitiert nicht nur von der geopolitischen Lage, sondern auch von neuen Regelungen in der deutschen Finanzwirtschaft. Seit Dezember 2024 können Geldanlagen in konventionelle Waffen und Rüstungsgüter offiziell als nachhaltig eingestuft werden. Zuvor galt eine Umsatzschwelle von zehn Prozent: Unternehmen, die mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes mit Rüstungsgütern erzielten, waren für nachhaltige Fonds ausgeschlossen.

Doch die öffentliche Meinung zu diesen neuen Regelungen ist geteilt. Laut der Verivox-Studie finden 44 Prozent der Befragten es richtig, wenn nachhaltige Fonds auch in Rüstungsunternehmen investieren, während 37 Prozent dies ablehnen. 18 Prozent haben keine klare Meinung zu dieser Frage.

Auch innerhalb der Finanzwirtschaft gibt es unterschiedliche Auffassungen. Der Interessenverband der deutschen Rüstungsindustrie (BDSV) setzt sich schon seit Jahren für die Anerkennung von Rüstungsunternehmen als nachhaltig ein, während viele Banken vor einer Verwässerung des Nachhaltigkeitsbegriffs warnen.

"Anlegerinnen und Anleger, die nicht in Waffen investieren möchten, können auf das FNG-Siegel achten", empfiehlt Oliver Maier. "Damit werden nur Finanzprodukte ausgezeichnet, bei denen Investitionen in Rüstungsgüter nahezu vollständig ausgeschlossen sind."

Verwendete Quellen
  • Verivox-Umfrage: "Umfrage: Mehrheit der Deutschen findet Geldanlage bei Rüstungsunternehmen legitim"
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