t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesVerbraucher

Spendenbereitschaft: Deutsche spenden weniger Geld – das sind die Gründe


Weihnachtszeit ist Spendenzeit
So viel spenden die Deutschen in diesem Jahr


Aktualisiert am 09.12.2023Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Spenderin gibt GeldVergrößern des Bildes
Geld an Obdachlose (Symbolbild): Am Jahresende sammeln Hilfsorganisationen die meisten Spenden. (Quelle: Halfpoint)

In der Vorweihnachtszeit spenden die Deutschen gern für den guten Zweck. Doch in diesem Jahr sinkt die Spendenbereitschaft deutlich.

Wenn die Lichter auf den Weihnachtsmärkten angehen und die Kerzen die Wohnung in eine gemütliche und besinnliche Atmosphäre tauchen, beginnt die schönste Zeit des Jahres. Gewöhnlich spenden die Deutschen dann auch besonders viel Geld für den guten Zweck.

Für Hilfsorganisationen ist diese Zeit wichtig, denn statistisch gesehen macht der Dezember rund 20 Prozent der jährlichen Spendeneinnahmen aus. Das geht aus Studien des Deutschen Spendenrats hervor, erzählt Geschäftsstellenleiter Lars Kolan im t-online-Podcast "Diskussionsstoff". Doch in diesem Jahr fällt die Spendensumme geringer aus. Fangen die Deutschen an, weniger Geld für Spenden auszugeben?

Rekordsumme: 5,76 Milliarden Euro Spendengelder

Der Deutsche Spendenrat hat gemeinsam mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelt, wie viel die Deutschen in den letzten beiden Jahren gespendet haben: Es kommt eine Rekordsumme von rund 5,76 Milliarden Euro für das Jahr 2021 und 5,67 Milliarden für 2022 zustande. Dabei spielten die Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 sowie der Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 eine besondere Rolle.

Für beide Ereignisse war die Spendenbereitschaft der Deutschen überdurchschnittlich hoch, erklärt Kolan im Podcast mit t-online. Der Spendenrat prognostiziert für dieses Jahr (nur noch) eine Spendensumme von rund fünf Milliarden Euro. Das wären 700 Millionen Euro weniger, ein Rückgang um 12,8 Prozent. "Jetzt, im Jahr 2023, kommen wir auf ein normales Niveau zurück, welches wir bereits 2017 und 2019 gemessen haben", erklärt Kolan den Unterschied.

Hier können Sie sich die Podcastfolge anhören:

Abonnieren auf Spotify | Apple Podcasts | YouTube | Transkript


So viel spenden die Deutschen pro Jahr

Die "Bilanz des Helfens" als ein Teilergebnis der Studie GfK CharityScope im Auftrag des Deutschen Spendenrates zeigt, dass die Deutschen im Durchschnitt siebenmal im Jahr spenden. Der langfristige Trend geht dahin, dass der Anteil der Spender an der Bevölkerung abnimmt – und zwar über alle Altersgruppen hinweg.

Der stärkste Rückgang ist mit minus 470.000 Spendern bei den 50- bis 59-Jährigen zu verzeichnen. Hat 2005 noch jeder zweite Deutsche (50,9 Prozent) gespendet, war es 2022 nur noch knapp jeder dritte (28,2 Prozent). Im gleichen Zeitraum ist jedoch die Spendenhöhe von durchschnittlich 31 Euro auf 43 Euro gestiegen.

Die Spendenbereitschaft ist je nach Altersgruppe sehr unterschiedlich. Am meisten Geld spenden die über 70-Jährigen: Sie geben durchschnittlich 421 Euro pro Jahr für soziale Zwecke aus. Ihr Anteil am gesamten Spendenaufkommen ist mit 43 Prozent auch am größten. Im Vergleich dazu spenden die Jüngeren in der Altersgruppe der 10- bis 29-Jährigen 136 Euro pro Jahr. Die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen spendet im Durchschnitt 234 Euro.

Hierbei zeigt sich ein klarer Trend: umso älter, desto mehr wird gespendet. Dies ist vor allem auf die längere Lebensarbeitszeit zurückzuführen, die bewirkt, dass Menschen in höherem Alter oft mehr finanzielle Möglichkeiten haben, etwas zu spenden.

Gründe fürs Spenden sind vielfältig

Dass der Rückgang der Spendenbereitschaft in Zusammenhang mit der hohen Inflation stehe, sei anzunehmen, aber sicherlich nicht der einzige Grund, so Kolan weiter. Durch Extremereignisse vor unserer eigenen Haustür oder besonders von Emotionen geleitete Berichterstattung können mehr Menschen zum Spenden motiviert werden. "Es wird sich auch eine gewisse Spendenmüdigkeit breitmachen, wenn diese Ereignisse zu häufig auftreten."

Genaue Gründe, warum die Menschen spenden oder nicht spenden, werden in der GfK-Studie nicht erhoben. Die Befragten halten in einem Tagebuch lediglich fest, wann und wie viel sie spenden.

 
 
 
 
 
 
 

Wofür am meisten gespendet wird

Die Gfk-Studie zeigt weiterhin, dass im Jahr 2022 über drei Viertel aller Spenden (76,6 Prozent) in humanitäre Hilfe geflossen sind. Darunter zählen die Not- und Katastrophenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe, Kirche und Religion. Der Tierschutz wurde beim Spenden mit 7,4 Prozent berücksichtigt, gefolgt von Umwelt- und Naturschutz (3,4 Prozent), Kultur- und Denkmalpflege (1,8 Prozent) und Sport (1,6 Prozent).

Die Spenden für die Not- und Katastrophenhilfe hat in den vergangenen beiden Jahren aufgrund des Ahrtal-Hochwassers und des Ukraine-Krieges stark zugenommen. Und gerade diese beiden Ereignisse haben dazu geführt, dass die Deutschen mehr gespendet haben als in den Jahren zuvor.

Nicht nur Geldspenden sind wichtig

Lars Kolan vom Deutschen Spendenrat macht darauf aufmerksam, dass nicht nur finanzielle Spenden wichtig seien, sondern auch soziales Engagement in Form von freiwilliger Arbeit in einem Ehrenamt und Zeit. Jeder, der sich gegen Geldspenden entscheide, weil er beispielsweise nicht wisse, ob das Geld tatsächlich dort ankomme, wofür die Spende gedacht war, könne sich in einem von über 600.000 gemeinnützigen Vereinen in Deutschland sozial engagieren und dort einbringen, sagt Kolan im Podcast.

(Quelle: Deutscher Spendenrat/t-online)

Lars Kolan ist Geschäftsstellenleiter des Deutschen Spendenrats. Der Verein ist seit 1993 aktiv und setzt sich als Interessenvertretung seiner Mitglieder für die Stärkung von Transparenz im deutschen Spendenwesen ein.

Spenden steuerlich geltend machen

Um Spenden steuerlich geltend zu machen, benötigen Sie eine Spendenquittung. Sie erhalten eine entsprechende Zuwendungsbescheinigung vom Spendenempfänger. Die amtliche Bescheinigung sollte mindestens den gespendeten Betrag, die Anschrift des Spendenempfängers, sowie Ort, Datum und Unterschrift des Spenders enthalten.

Bei geringen Spenden (bis zu 300 Euro) ist ein Kontoauszug oder ein Bareinzahlungsbeleg als Nachweis ausreichend. Der Betrag von 300 Euro gilt für jede Einzelspende, also nicht für die Summe der im Jahr geleisteten Spenden.

Dritthöchster Spendenbetrag seit 2005

Jede Spende sei wichtig, egal ob es sich um eine Geld- oder Sachspende handelt, oder ob es gesellschaftliches Engagement im Alltag ist, sagt Kolan. Wenn die Deutschen in diesem Jahr "nur" fünf Milliarden Euro spenden, ist das immer noch eine beachtliche Summe. Im Vergleich dazu lag die Spendenhöhe in den Jahren 2006 und 2007 bei etwa 3,9 Milliarden Euro. Fünf Milliarden Euro sind laut GfK-Erhebung der dritthöchste Betrag, der zwischen 2005 und 2022 gespendet wurde.

Die wichtigsten Themen des Tages jetzt auch auf unserem WhatsApp-Kanal: Hier können Sie dem Kanal t-online "Tagesanbruch" folgen.

Verwendete Quellen
  • t-online-Podcast mit Lars Kolan, Geschäftsstellenleiter Deutscher Spendenrat
  • statista.com: "Höhe der privaten Geldspenden in Deutschland von 2005 bis 2022"
  • statista.com: "Verteilung des privaten Geldspendevolumens nach Spendenzweck in Deutschland im Jahr 2022"
  • finanztip.de: "Mit Spenden ganz einfach die Steuerlast senken"
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website