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DIHK-Konjunkturumfrage: Inflation sinkt – Wirtschaft trotzdem geschockt


DIHK-Konjunkturumfrage
Die Wirtschaft ist im Schockzustand


15.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Ein Zimmermann arbeitet an einem Dachstuhl (Symbolbild): Besonders das Baugewerbe schreckt derzeit vor neuen Investitionen zurück. (Quelle: IMAGO/Jochen Tack/imago-images-bilder)

Die Inflation sinkt, die Energiepreise fallen, doch die Stimmung in deutschen Unternehmen ist weiterhin schlecht. Das könnte gravierende Folgen für das neue Jahr haben.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) erwartet für das Jahr 2024 einen erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung (BIP) um 0,5 Prozent. "Das ist ein deutliches Alarmzeichen, das Deutschland und auch Europa ernst nehmen müssen", sagt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben bei der Vorstellung der diesjährigen Konjunkturumfrage.

Schlechte Aussichten. Sollte es der deutschen Wirtschaft tatsächlich so ergehen, wäre es erst das zweite Mal in der Nachkriegsgeschichte, dass zwei Jahre in Folge das Bruttoinlandsprodukt sinkt. Zuletzt war das 2002 und 2003 der Fall. Die Bundesregierung hingegen rechnet derzeit noch mit einem geringen Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent im Jahr 2024. Doch selbst diese Aussichten nannte Wirtschaftsminister Robert Habeck am Mittwoch "dramatisch schlecht".

Unternehmen rechnen mit schwierigem Jahr

Hinzu kommt: Die Stimmung der Unternehmen ist ebenfalls schlecht. Es verfestigt sich damit ein Eindruck aus den vorangegangenen Umfragen. Bei der Konjunkturumfrage der DIHK haben 27.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen teilgenommen.

29 Prozent der Betriebe schätzen die aktuelle Geschäftslage als "gut" ein, 22 Prozent hingegen als "schlecht". Pessimistischer blicken die Unternehmen auf die kommenden Monate. 35 Prozent der Befragten gehen von einer Verschlechterung in diesem Jahr aus. Nur 14 Prozent rechnen mit einer Verbesserung.

Die Unternehmen nehmen dabei vor allem die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko wahr. 57 Prozent stimmten dem zu, im vergangenen Herbst waren es noch 51 Prozent und im vergangenen Frühjahr 43 Prozent. "Das ist ein besorgniserregender Höchstwert in unseren Befragungen", so Wansleben.

Zukunftsängste gefährden Investitionen

Die Zukunftssorgen der Unternehmen könnten direkte Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft haben, warnt die DIHK. In der Umfrage gaben bereits 33 Prozent der Unternehmen an, ihre Investitionen in Deutschland verringern zu wollen, nur 24 Prozent planen eine Erhöhung.

Besonders im Baugewerbe und im Handel fallen die Investitionsabsichten geringer aus. Im Baugewerbe gaben 40 Prozent der Unternehmen an, weniger investieren zu wollen, im Handel stellten das 38 Prozent in Aussicht.

Wansleben: Drei Schocks belasten Wirtschaft

DIHK-Hauptgeschäftsführer Wansleben führt die Probleme auf drei Schocks zurück, die die Wirtschaft belasten. Zum einen habe der Kriegsschock international für Verunsicherung gesorgt. Das erhöhe die Transaktionskosten erheblich. Zudem habe es in Deutschland zu einer neuen Situation geführt, in der "die Sicherheitsarchitektur wirtschaftspolitische Relevanz" habe. Das zeige sich auch in den aktuellen Debatten um den Haushalt.

Dann habe der Energiepreisschock für Mehrkosten gesorgt. Die extremen Höhen aus dem Jahr 2022 seien zwar überwunden, doch noch immer liegen die Strompreise teils bei den doppelten Werten von 2019, so Wansleben. Das stelle vor allem für energieintensive Unternehmen ein Problem dar.

Diese Einschätzung spiegelt sich auch in der Umfrage wider: Weiterhin geben 60 Prozent der Unternehmen an, dass die Energiepreise ein Geschäftsrisiko darstellen. Im Jahr 2022 waren sogar mehr als 80 Prozent dieser Auffassung gewesen. Dazu komme dann noch der Zinsschock, ausgelöst durch die hohe Inflation. Die hohen Zinsen sorgen dafür, dass Investitionen teurer sind.

DIHK: Deutschlands Ansehen in der Welt leidet

Wansleben fürchtet zudem um Deutschlands Ansehen in der Welt. Früher sei es eine Mahnung gewesen, mit anderen Ländern auf Augenhöhe zu sprechen. Heute müsse er bei manchen Gesprächspartnern "hoch springen", um dieses Level zu erreichen. Viele Schwellenländer träten derzeit mit einem neuen Selbstbewusstsein auf und zeigten, dass sie nicht mehr unbedingt auf Deutschland angewiesen seien.

Gleichzeitig ist das internationale Geschäft für deutsche Unternehmen besonders wichtig. Die Daten der DIHK zeigen: Unternehmen, die international tätig sind, stehen derzeit besser da als rein national agierende Betriebe.

Für Wansleben ist daher klar, dass am Lieferkettengesetz gearbeitet werden muss. Es brauche ein klares Aufbruchsignal, damit die Unternehmen wieder Vertrauen aufbauen und Zuversicht fassen, sagt er. Es sei daher gut, dass das Lieferkettensorgfaltsgesetz auf europäischer Ebene gestoppt wurde, nun müsse auch das deutsche Gesetz ausgesetzt werden, fordert er. Denn es gehe bei hierbei nicht nur um große Konzerne, als Teil der Lieferketten seien auch viele kleine und mittlere Betriebe betroffen. Gerade für diese Unternehmen "wird völlig unterschätzt", welchen Aufwand diese Regelungen mit sich brächten.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz der DIHK
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