Neuer Öl-Gigant Shell führt erste Gespräche zur Übernahme von BP

Shell steht vor dem Kauf von BP. Doch dementiert der Konzern Berichte über etwaige Gespräche. Konkurrent BP steht nach dem Scheitern des grünen Umbaus unter Druck.
Der britische Konzern Shell steht vor der Übernahme des ebenfalls in London sitzenden Konkurrenten BP. Das meldet die Zeitung "Wall Street Journal".
BP steht massiv unter Zugzwang. Allein im ersten Quartal 2025 sank der Gewinn um 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Enttäuschung an den Märkten war riesig. Zugleich stieg die Nettoverschuldung des Unternehmens im ersten Quartal um vier Milliarden US-Dollar auf fast 27 Milliarden US-Dollar. Das brachte den Konzern an der Börse massiv unter Druck.
Seit Jahresbeginn verlor die BP-Aktie rund ein Zehntel ihres Werts. Zuletzt nagten Probleme am Propylen-Werk in Gelsenkirchen am Image des Konzerns.
Grüner Umbau abrupt gestoppt
Auch der grüne Umbau des Unternehmens hin zu erneuerbaren Energien wurde plötzlich gestoppt.
Eigentlich hatte BP angekündigt, seinen Ausstoß am Klimagas Kohlendioxid bis 2030 um bis zu 50 Prozent zu senken. Im Februar aber verkündete BP-Boss Murray Auchincloss die Wende. Er kündigte massive Investitionen in fossile Energieträger wie Öl und Gas an. Von einem "Reset" sprach Auchincloss und einer "unerschütterlichen" Wende hin zur langfristigen Wertentwicklung der BP-Anteile.
Angesichts des sinkenden Aktienkurses waren bereits im vergangenen Monat Berichte über eine mögliche Übernahme des strauchelnden Ölkonzerns aufgekommen.
Shell und BP lagen im Ölgeschäft lange auf einem Niveau. Doch zog Shell an dem Rivalen vorbei. Eine Fusion würde den neuen Konzern in Reichweite zu Marktführern wie ExxonMobil und Chevron bringen.
Shell dementiert die Gespräche
Ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen wäre die größte Fusion in der Branche seit der Jahrtausendwende. Die Aktien von BP schossen nach Veröffentlichung des Berichts um acht Prozent ins Plus, die Papiere von Shell sanken rund drei Prozent.
An der Börse wird BP mit etwa 80 Milliarden US-Dollar bewertet – rund 69 Milliarden Euro.
Shell reagierte zurückhaltend und erklärte dem britischen Sender Sky News: "Dies ist weitere Marktspekulation. Es finden keine Gespräche statt."
Weiter teilte das Unternehmen mit: "Wie wir mehrfach betont haben, konzentrieren wir uns voll und ganz darauf, den Wert von Shell zu steigern, indem wir uns weiter auf Leistung, Disziplin und Vereinfachung konzentrieren."
- Nachrichtenagentur Reuters
- www.wsj.com: "Shell in Early Talks to Acquire Rival BP" (Englisch, Bezahlschranke)
- www.ft.com: "Shell denies takeover talks with UK rival BP" (Englisch, Bezahlschranke)