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Wladimir Putin will Griechenland mit Turkish Stream locken


Aus South Stream wird Turkish Stream
Putin will Griechen mit neuem Gas-Projekt locken

Von dpa, t-online
09.04.2015Lesedauer: 3 Min.
Russlands Präsident Putin will Griechenland mit einer Gas-Pipeline locken - und zu Einnahmen verhelfen.Vergrößern des BildesRusslands Präsident Putin will Griechenland mit einer Gas-Pipeline locken - und zu Einnahmen verhelfen. (Quelle: Reuters-bilder)
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Nach dem Scheitern der Gas-Pipeline South Stream sucht Russland nach einem neuen Projekt. Die klammen Griechen kommen da gerade recht. Sie sollen mit dem Gas-Transit Hunderte Millionen Euro verdienen. Aber die Verlierer stehen auch schon fest: Der Ukraine gehen Milliarden für die bisherige Durchleitung verloren. Und auch die Verbraucher in der EU dürften am Ende in die Röhre schauen.

Als oberster Gasmanager Russlands plant Kremlchef Wladimir Putin seine neue Offensive auf dem europäischen Energiemarkt wie eine Geheimdienstaktion. Erst gut vier Monate ist es her, dass er das transeuropäische Pipelineprojekt South Stream endgültig platzen ließ. Die Schuld daran gab der russische Energieriese Gazprom den "Boykotteuren" bei der EU. Doch "Gas-Putin" - wie er in seiner Heimat mit Blick auf den legendären Wanderprediger und Geistheiler Rasputin bisweilen genannt wird - verkündete fast in einem Atemzug neben dem Aus für South Stream das neue Pipelineprojekt: Turkish Stream.

Die neue Leitung soll von der russischen Stadt Anapa, wo der Bau für South Stream schon begonnen hat, durch das Schwarze Meer in die Türkei und künftig bis an die Grenze Griechenlands führen. Auch deshalb haben die Russen den griechischen Premier Alexis Tsipras nach Moskau eingeladen. "Wir wollen niemanden überreden", sagte Putin bei einem Treffen mit dem Politiker im Kreml. Er betonte aber zugleich, dass Griechenland seinen "geopolitischen Status" durch das Milliardenprojekt aufwerten könnte.

Leicht verdientes Geld für Griechenland

Hunderte Millionen Euro Einnahmen aus dem Gas-Transit versprechen die Russen den hoch verschuldeten Griechen. Es geht um 50 Milliarden Kubikmeter Gas, das sie jährlich durch Rohre nach Westeuropa leiten könnten. Nicht nur die Russen warten jetzt gespannt, ob Tsipras nach Klärung aller Details bei dem Angebot zuschlägt.

In dieser Woche trafen sich in der ungarischen Hauptstadt Budapest bereits die Außenminister des Gastgeberlandes, Griechenlands, Mazedoniens, Serbiens und der Türkei. Das Interesse der Länder an dem Projekt ist groß.

Aus South Stream wird Turkish Stream

Rund 660 Kilometer durch das Schwarze Meer soll Turkish Stream zunächst führen. Schon bis Ende nächsten Jahres will Gazprom den ersten Strang verlegt haben - mit den Rohren von South Stream. Von 2017 an sollen dann 15,6 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Leitung in die Türkei gepumpt werden - für den Eigenverbrauch des Landes. Ob Turkish Stream dann aber künftig tatsächlich auf die geplante Gesamtleistung von 63 Milliarden Kubikmeter jährlich kommt, das garantiert nach dem Scheitern von South Stream vorerst niemand.

Der Widerstand gegen Putins neues Großprojekt ist auch diesmal groß. Die EU will unabhängiger von russischem Gas werden. Sie sucht deshalb nach Alternativen, etwa bei den autoritären Ex-Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Turkmenistan am gasreichen Kaspischen Meer. Auch die Ukraine - bisher das wichtigste Transitland für russische Gaslieferungen in die EU - fürchtet um ihren Status und die Milliardeneinnahmen aus dem Transit.

Nicht nur der ukrainische Präsident Petro Poroschenko kritisierte kürzlich bei einem Besuch seines türkischen Kollegen in Kiew Putins Pläne. Noch deutlicher wurde der Chef des Energieversorgers Naftogaz, Andrej Kobolew. Er fragte empört, warum ein neues milliardenschweres Leitungsnetz gebaut werden solle, wenn doch das bewährte ukrainische Transitsystem verlässlich sei. Es sei ein Risiko für Investoren ohne Vorteile. Die europäischen Länder würden vielmehr gezwungen, russisches Gas an der türkisch-griechischen Grenze zu kaufen.

Russland will nicht mehr bis an die Haustür liefern

Doch die Zeiten haben sich für Gazprom angesichts der Energiepolitik in der EU verändert. Das russische Angebot, Energie bis an die Haustür der EU-Verbraucher zu liefern, ist passé. Die Kunden in der EU, so die neue Linie der Russen, sollen ihre Leitungen künftig selbst bauen. Das bedeutet auch steigende Preise für die Verbraucher.

Die Russen sind dennoch optimistisch, dass ihre Gaslieferungen auch bei dem künftigen Modell unschlagbar günstig bleiben. Andere Varianten seien viel zu kostspielig, meint der EU-Botschafter in Brüssel, Wladimir Tschischow. Der Russe sieht bei den EU-Beamten im Fall Turkish Stream einen gewissen "Pluralismus" an Meinungen, aber die Bereitschaft, über das Projekt zu reden.

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