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Rettungsschirm – Gefahr von Zombie-Unternehmen: Weg mit den staatlichen Hilfen!


Gefährliche Staatshilfen
Diese Firmen müssen sterben – das lässt sich nicht verhindern


Aktualisiert am 18.08.2020Lesedauer: 3 Min.
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Eine Frau vor einem Galeria Kaufhof (Symbolbild): Für viele Konzerne ist die Krise noch nicht ausgestanden.Vergrößern des Bildes
Eine Frau vor einem Galeria Kaufhof (Symbolbild): Für viele Konzerne ist die Krise noch nicht ausgestanden. (Quelle: imago-images-bilder)

Während sich die einen Firmen rasch von der Corona-Krise erholen, ist sie für andere noch lange nicht vorbei. Doch den staatlichen Rettungsschirm zu verlängern, wäre trotzdem fatal.

Die Bundesbank sieht die deutsche Wirtschaft auf dem aufsteigenden Ast – gleichzeitig aber wurden Reise- und Tourismusunternehmen am Wochenende wieder zu einem dramatischen Rückwärtsgang verurteilt.

Die Spanien-Reisewarnung zeigt, dass einige Branchen das Schlimmste noch lange nicht überstanden haben, während sich andere kräftig erholen und von der alten Normalität träumen dürfen.

Für die Wirtschaftspolitik ergeben sich daraus unangenehme Schlussfolgerungen: Die staatlichen Hilfsprogramme kommen an ihre Grenzen. Für Einige sind sie nicht mehr notwendig. Und vielen anderen helfen sie nicht mehr.

Pleite-Firmen reißen gesunde Unternehmen mit ins Verderben

Für die Baubranche, die Informationstechnologie, oder die Pharma-Industrie müssten die Corona-Schutzmaßnahmen schleunigst zurückgefahren werden. Unternehmer, deren Branche die Krise hinter sich hat, müssen sich der Marktwirtschaft und dem Risiko des Scheiterns wieder stellen. Hier richtet eine Verlängerung der Maßnahmen Schaden an, weil sie den Wettbewerb ausbremst.

Eine Baufirma, oder ein Lebensmittelhändler, die jetzt keine Gewinne machen können, sollten zusperren. So bitter das für den betroffenen Unternehmer und seine Angestellten ist: Bleiben die Firmen nur wegen der staatlichen Stütze am Markt, hindern sie die gesunden Unternehmen der Branche am Wachstum, sie binden Mitarbeiter, die woanders sicherer und produktiver arbeiten könnten.

Schlimmstenfalls reißen sie in ein paar Monaten sogar ihre Lieferanten ins Verderben, die heute noch in gutem Glauben an die Solidität ihres Geschäftspartners liefern, demnächst aber auf ihren Rechnungen sitzen bleiben könnten.

Viele Firmen haben keine Alternative

Aber auch in den Firmen, die besonders unter der Pandemie leiden, wirkt der staatliche Rettungsschirm immer schlechter. Diese Unternehmen halten sich vielleicht gerade noch so über Wasser, doch sie haben keine Kraft und kein Geld, in Innovationen zu investieren.

Ein Spezialist für Reisen nach Mallorca wird nicht über Nacht zum Schwarzwald-Experten. Es fehlen Kontakte, die Logistik, Betreuer vor Ort, ein treuer Kundenstamm. Außerdem ist kein Geld für neue Webseiten, Kataloge, und für die Werbung da.

Solange die Anbieter mit finanzieller Unterstützung rechnen können, werden sie also weitermachen wie bisher, auch wenn das Geschäftsmodell zerbricht – sie haben keine Alternative.

Rettungsschirm schafft keine Überlebensperspektive

Doch die Hilfskredite der staatlichen KfW-Bank haben einen entscheidenden Nachteil: Irgendwann müssen sie zurückgezahlt werden.

Je länger die Krise und der Insolvenzschutz dauern, desto größer müssen auch die Gewinnaussichten in der Zukunft sein, damit die Rechnung aufgeht. Wer aber in Bezug auf Innovationen und Geschäftsentwicklung Monate oder Jahre verliert, dessen Aussichten für eine tolle Zukunft schwinden dahin. Der Rettungsschirm verhindert für diese Firmen erst einmal nur das Sterben. Eine Überlebensperspektive schafft er nicht.

Die bisherige Strategie der Bundesregierung – Insolvenzschutz für alle, Notkredite für jedermann – lässt sich nicht mehr fortschreiben, ohne großen Schaden anzurichten. Wird nun auch noch der Insolvenzschutz ins kommende Jahr verlängert, wie es Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) vorschlägt, werden zusätzlich die Banken und Sparkassen in Mitleidenschaft gezogen.

Eine Welle aufgestauter Unternehmenspleiten und ausfallender Kredite werden sie nicht ohne Hilfe verkraften. Das wird schon schwierig, wenn der Insolvenzschutz wie geplant im September ausliefe. Bekommen die Firmen eine noch längere Schonfrist, lässt sich das Überspringen der Krise auf den Bankensektor kaum noch vermeiden.

Erwachen wird schlimmer, je länger Aufräumarbeiten dauern

Dazu kommt: Wird der Rettungsschirm ins kommende Jahr verlängert, wird er de facto bis 2022 gelten müssen. Denn im Herbst des kommenden Jahres sind Bundestagswahlen. Man kann sich kaum vorstellen, dass CDU und SPD im Wahljahr die Bremse treten.

Das Erwachen aber wird um so schlimmer, je länger die Aufräumarbeiten hinausgezögert werden. Irgendwann lässt sich nicht mehr verheimlichen, was sich in diesem Jahr ereignet hat: die schlimmste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Gemeinsam mit t-online.de und der Leibniz-Gemeinschaft produziert sie den Podcast .

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