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Wirtschaft, Inflation, Schulden: Warum 2021 gut für Deutschland werden kann


Wirtschaft, Inflation, Schulden
Das sind die drei großen Fragen für 2021

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Aktualisiert am 29.12.2020Lesedauer: 4 Min.
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Containerhafen in Duisburg Ruhrort (Symbolbild): Die Konjunktur könnte in den nächsten Monaten wieder anspringen.Vergrößern des Bildes
Containerhafen in Duisburg Ruhrort (Symbolbild): Die Konjunktur könnte in den nächsten Monaten wieder anspringen. (Quelle: Roland Weihrauch/dpa)

Im kommenden Jahr könnte sich die Wirtschaft gründlich erholen. Die Aktienmärkte nehmen die Entwicklung schon vorweg. Doch was ist mit Inflation und Staatsschulden?

Mitten in der Weihnachtsruhe, im Lockdown, veranstalten die Börsianer eine spektakuläre Jahresendrally. Neue Höchststände für den wichtigsten deutschen Aktienindex Dax, für die amerikanischen Tech-Werte und für die Spekulationswährung Bitcoin zeigen, wie hoch die Erwartungen der Anleger für das kommende Jahr sind. Zu Recht.

2021 könnte besser werden als bisher erwartet. Allerdings nur, wenn drei große Fragen mit Ja beantwortet werden:

Kommt die Wirtschaft zurück?

An dieser Frage hängt alles. Nur wenn die Konjunktur in den nächsten Monaten wieder anspringt, wird der Corona-Schock zu verdauen und der enorme Wohlstandsverlust des Jahres 2020 zügig aufzuholen sein. Die Aussichten dafür stehen besser, als man denkt.

Denn viele Faktoren, die in den vergangenen Monaten noch düster aussahen, haben sich zum Guten gewendet.

  • In den USA wird in wenigen Tagen ein neuer Präsident regieren. Joe Biden wird die verrückte Handelspolitik Donald Trumps nicht fortsetzen, im Gegenteil: Zumindest Berechenbarkeit und Vertragstreue dürften in den Welthandel zurückkehren.
  • Positiv wirkt auch der Brexit-Vertrag. Statt der Vollbremse in den europäisch-britischen Handelsbeziehungen gibt es nun Regeln. Die werden zwar in den ersten Wochen des neuen Jahres noch für ausreichend Chaos sorgen. Doch danach sollten sich die Handelsbeziehungen normalisieren. Was Sie über den Brexit-Deal wissen sollten.
  • Freundliche Signale kommen auch aus China: Dort wächst die Wirtschaft schon seit Monaten wieder ordentlich, und das hatte in den letzten Wochen gute Folgen für die deutsche Wirtschaft: Der Export zog deutlich an. Setzt sich diese Normalisierung fort, wird das Schub für die deutsche Wirtschaft bringen. Das transasiatische Handelsabkommen, das China mit den Pazifik-Anrainerstaaten geschlossen hat, könnte ebenfalls helfen. Auch wenn es eine strategische Niederlage für den Westen ist, dass sich ein neuer Wirtschaftsraum völlig unabhängig von EU und USA ausbildet, nutzen die Wachstumsimpulse aus dem neuen Vertrag auch ihm.

Kommt die Inflation zurück?

Ja, und zwar wahrscheinlich sogar schon bald. Im kommenden Jahr gibt es ein paar kurzfristige Effekte, die die Inflationsrate in Deutschland nach oben treiben werden.

Allein diese Effekte werden die Geldentwertung im Lauf des Jahres vermutlich wieder an die Zielgröße von zwei Prozent heranführen. So merkwürdig das klingt: Das ist eine gute Nachricht.

Denn wenn Verbraucher und Unternehmen nicht mehr darauf warten, dass alles noch billiger wird, werden sie irgendwann wieder einkaufen. Der Konsum- und Investitionsstau löst sich, es entsteht Wachstum. Und danach?

Darüber tobt im Augenblick eine große Debatte unter Volkswirten. Einige sehen die Inflation schon wieder in den Startlöchern, andere glauben, dass es noch lange dauert, bis die Geldentwertung wieder eine echte Bedrohung für den Wohlstand und die Wirtschaft werden kann.

Digitalisierung und Globalisierung wirken preissenkend

Da ist zum einen die alternde Bevölkerung, die viel spart und wenig konsumiert. Irgendwann wird sie damit aufhören. Die Älteren werden aus dem Erwerbsleben ausscheiden und ihr Geld ausgeben müssen. Dann könnte die Inflation wieder anziehen.

Zum anderen wirken Digitalisierung und Globalisierung immer noch preissenkend, so dass Preisschübe für Produkte und Dienstleistungen auf absehbare Zeit nur schwer durchzusetzen sind.

Aber eben nur so lange, wie die vorhandenen Kapazitäten reichen, um eine wachsende Nachfrage zu befriedigen – oder beizeiten investiert wird. Ist das irgendwann nicht mehr der Fall, steigen die Preise dauerhaft – die Inflation wäre wieder da.

Kommen wir mit den Staatsschulden zurecht?

Bisher spricht nichts dagegen, dass es mindestens kurzfristig gut gelingen kann, mit dem enorm gestiegenen Verschuldungsgrad zurechtzukommen. Denn so schlimm wie in der Finanzkrise ist es (noch) nicht.

Damals war der Schuldenstand auf über 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gestiegen, diesmal landet Deutschland vermutlich bei unter 75 Prozent. Nach der Finanzkrise war die zusätzliche Schuld innerhalb von zehn Jahren nahezu abgetragen, Deutschland war aus seinen Schulden herausgewachsen. Denn wenn die Wirtschaft ordentlich wächst, sinkt der Schuldenstand – auch wenn man gar nichts tut.

Eine nachhaltige Antwort auf die Frage, ob wir mit den Schulden zurechtkommen, ergibt sich also nur aus den Entwicklungen der ersten beiden Fragen: Kommt das Wachstum zurück, fällt der Umgang mit der Staatsverschuldung leichter. Kommt die Inflation zurück, wird die Sache komplizierter.

Inflation dürfte auch mittelfristig keine echte Bedrohung werden

Denn irgendwann werden die Notenbanken reagieren und die Zinsen anheben. Dann wird der Finanzminister auf einmal Zinsen für seine Staatsanleihen aufbringen müssen, die öffentlichen Haushalte könnten in Schieflage geraten. Bis dahin aber wird es eine Weile dauern, wenn es überhaupt passiert. Die Mehrheit der Ökonomen denkt, dass die Inflation auch mittelfristig keine echte Bedrohung werden wird.

Das kommende Jahr könnte also richtig gut werden. Mit einer wichtigen Einschränkung: wenn nichts Schlimmes passiert. Im vergangenen Jahr habe ich an dieser Stelle das Ende der Stagnation in Aussicht gestellt und prophezeit, das Jahr 2020 werde wirtschaftlich ziemlich erfolgreich verlaufen.

Nun, Sie wissen selbst, wie es gekommen ist. Deshalb lesen Sie diese Zeilen bitte mit Vorsicht. Am Ende weiß man nie, wie es ausgeht – Katastrophen wie die Corona-Pandemie kann niemand voraussehen.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Gemeinsam mit t-online.de und der Leibniz-Gemeinschaft produziert sie den Podcast .

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