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Mozartkugel-Erfinder über Konkurrenz: "Drücke alle Daumen, dass Firma gerettet wird"


Insolvenz von Traditionsfirma
Nach Konkurrenz-Pleite: Jetzt spricht der Erfinder der Mozartkugel

Von Mauritius Kloft

Aktualisiert am 02.12.2021Lesedauer: 4 Min.
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Die Mozartkugeln von Fürst werden noch heute nach Originalrezept und in Handarbeit hergestellt.Vergrößern des Bildes
Die Mozartkugeln von Fürst werden noch heute nach Originalrezept und in Handarbeit hergestellt. (Quelle: Café-Konditorei Fürst)

Anfang der Woche musste einer der größten Produzenten der berühmten Mozartkugeln Insolvenz anmelden. Nun spricht der Ururenkel des Erfinders der Praline – und drückt der Konkurrenz die Daumen.

Eine kleine, runde Süßigkeit sorgte die Tage für Aufsehen: die Mozartkugel. Denn einer der größten industriellen Mozartkugel-Hersteller Österreichs, die Salzburg Schokolade GmbH, musste Anfang der Woche Insolvenz anmelden.

Für Martin Fürst ist dagegen die Kugel bis heute der Mittelpunkt seines Lebens. Immerhin führt er in fünfter Generation die gleichnamige Konditorei im Herzen Salzburgs, 2015 hat der 45-Jährige den Betrieb von seinem Vater übernommen. Hier produziert der gelernte Konditormeister gemeinsam mit seinen mehr als 60 Mitarbeitern ebenfalls Mozartkugeln. In Handarbeit und nach Originalrezept.

Erfunden hat die mit Pistazien-Marzipan und Nougat gefüllten Schokobälle Fürsts Ururgroßvater: Paul Fürst. Und das bereits im Jahr 1890, knapp 100 Jahre nach dem Tod des berühmtesten Sohnes Salzburgs und Namensgeber der Süßigkeit, Wolfgang Amadeus Mozart.

Kein Wunder also, dass noch heute "Eine kleine Nachtmusik" als Warteschleifen-Song für alle läuft, die am Telefon nicht direkt zu Fürsts Konditorei durchdringen. "Es macht mich sehr stolz, dass mein Vorfahre die Mozartkugeln erfunden hat", so Fürst. "Doch ehrlichweise kenne ich nichts anderes, ich bin schließlich damit aufgewachsen."

"Ich drücke alle Daumen"

Heutzutage produziert Fürst immer noch im selben Haus, in dem sein Urahn die Mozartkugeln das erste Mal formte. Weil Paul Fürst den Namen und das Rezept nicht patentieren ließ, hat der Erfolg der Schokokugel Dutzende Nachahmer auf den Plan gerufen – wie auch Salzburg Schokolade, die für den US-Konzern Mondelez produziert. Schuld für die Pleite war hier die Corona-Krise: Touristen, die die Kugeln kauften, blieben aus.

Schadenfroh ist Fürst darüber aber nicht, im Gegenteil: "Ich drücke alle Daumen, dass die Firma gerettet werden kann, besonders für die Mitarbeiter wäre das sonst eine Hiobsbotschaft." Die Chancen dafür stehen indes nicht sonderlich gut. Eine erste Fortbestandsprognose fiel jedenfalls negativ aus.

"Original Mozartkugeln" mit eigener Designverpackung

Fürst sieht die Konkurrenz in jedem Fall als wichtig an. "Ohne die industriellen Mitbewerber, die sehr große Marketing-Anstrengungen betrieben haben, hätte unsere Spezialität niemals diese Bekanntheit erreicht. Menschen aus aller Welt erfahren so erst überhaupt, dass es die Mozartkugel gibt", sagt er. "So wollen sie dann auch herausfinden, wie die wahren Kugeln schmecken."

Bestimmte Schranken will er der Konkurrenz aber dennoch setzen. So darf laut eines Gerichtsurteils nur seine Konditorei die Kugeln in silbernes Stanniolpapier einhüllen. Darauf: der blau-silberne Kopf des Namensgebers. Die "Original Salzburger Mozartkugeln" sollen so unverwechselbar aussehen – und im Wettbewerb hervorstechen.

3,5 Millionen Kugeln in normalen Jahren

Seit der Pandemie kommen auch in seine vier Geschäfte in Salzburg deutlich weniger Touristen. In normalen Jahren stellten seine Mitarbeiter rund 3,5 Millionen Kugeln her, wegen der Corona-Krise sei das stark zurückgegangen – und damit auch der Umsatz, der ansonsten bei rund acht Millionen Euro pro Jahr liegt. Konkrete Zahlen für die jetzige Krise möchte er nicht nennen.

"Für mich ist es wichtig, dass wir aufs Ganze schauen, auf unseren wunderbaren Familienbetrieb", sagt er. "Für meine Mitarbeiter ist das eine harte Zeit." Auch sie mussten, wie viele andere Menschen in Österreich und Deutschland, in Kurzarbeit gehen. Dennoch möchte Fürst optimistisch bleiben.

Grund dafür gebe es allemal. Denn die Fürst-Mozartkugeln erfreuten sich auch in Salzburg und der Region großer Beliebtheit, sagt er. Und im aktuellen Corona-Lockdown in Österreich dürfen die Fürst-Filialen auch geöffnet bleiben. "Ich sperre die Geschäfte auch an Tagen auf, wenn ich weiß, dass es sich nicht lohnen könnte", sagt er. "Zu Salzburg gehören eben die Mozartkugeln dazu. Die Menschen brauchen in dieser Zeit diesen Anker."

Auch künftig will er nur in Handarbeit produzieren

Daher komme es auch nicht infrage, die Kugeln in einer Fabrik herzustellen – selbst wenn das deutlich einfacher und womöglich lukrativer wäre. "Natürlich habe ich die Gedanken, auch industriell zu produzieren", sagt er. "Doch unsere Mozartkugel ist das Original, ein einzigartiges Frischeprodukt. In der Form und Qualität lässt es sich nur in Handarbeit produzieren."

Mit der Zeit versucht Fürst dennoch zu gehen. So gibt es seit einigen Jahren einen Onlineshop, der vor Kurzem von Grund auf neu aufgelegt wurde. Zwar hapert es noch hier und da etwas, doch die Bestellungen gehen ein – vor allem aus Deutschland, berichtet Fürst. "Unsere Mozartkugeln werden die Corona-Krise überstehen."

Nächste Generation steht in Startlöchern

Die nächste Generation steht jedenfalls schon in den Startlöchern: Fürst hat mit seiner Ehefrau Doris eine 14-jährige Tochter. Ob sie das Traditionsunternehmen dann in der sechsten Generation fortführen will, solle sie selbst entscheiden.

"Freuen würde es mich sicherlich, weil ich an den Erfolg unseres Unternehmen und unserer Spezialität glaube. Doch wir haben noch lange Zeit, um die Frage zu beantworten", so Fürst.

Eine Sache wird er in jedem Fall beibehalten: Das Vernaschen der Mozartkugeln. Einige Kugeln pro Woche verspeise er, so Fürst. "Ich habe das Glück und kann es Qualitätskontrolle nennen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Martin Fürst
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