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Vogelgrippe: Erster Nachweis gefährdeter Pinguine in antarktischer Region


Massensterben droht
Erster Nachweis der Vogelgrippe in antarktischer Region

Von dpa, lz

Aktualisiert am 25.10.2023Lesedauer: 3 Min.
Königs-Pinguine: Sie gehören zu den Pinguin-Arten, die in der antarktischen Region ihre Brutgebiete haben.Vergrößern des BildesKönigs-Pinguine: Sie gehören zu den Pinguin-Arten, die in der antarktischen Region ihre Brutgebiete haben. (Quelle: Frank Günther/imago-images-bilder)
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Nur wenige Regionen der Erde gelten noch als frei von der Vogelgrippe. Nun erobert der gefährliche Erreger eine weitere davon: die Antarktis.

Bisher galt die Antarktis neben Australien und Ozeanien als letzte vom aktuellen Vogelgrippe-Ausbruch verschonte Region der Erde. Nun aber gebe es dort Nachweise des Erregers bei Vögeln auf der kleinen Insel Bird Island im Südpolarmeer, teilte die Polarforschungsorganisation British Antarctic Survey (BAS) mit. Betroffen seien bisher die Braunen Skuas (Stercorarius antarcticus), die zu den Raubmöwen zählen.

"Die Vogelgrippe könnte in der Antarktis eine Umweltkatastrophe ersten Grades auslösen", sagte der Meeresbiologe Ralf Sonntag von der Umweltschutzorganisation Pro Wildlife zu den Nachweisen. Bis zu 100 Millionen Seevögel haben demnach dort ihre Brutgebiete, fünf Pinguin-Arten wie Kaiser- und Adelie-Pinguine kämen nur dort vor. Zudem lebten in der Region Robbenarten wie Weddellrobbe und Seeleopard.

Nach Berichten über kranke und tote Skuas waren dem BAS zufolge Proben genommen und in Großbritannien ausgewertet worden. Vermutlich haben demnach von ihrer Wanderung nach Südamerika zurückkehrende Vögel das Virus eingeschleppt. Dieser, von Erkrankungswellen zuvor stets verschont gebliebene Kontinent, ist derzeit stark betroffen.

Bird Island – Heimat vieler Seevögel

BAS betreibt eine Forschungsstation auf Bird Island. Auf der Insel leben nach Angaben der Forscher Kolonien verschiedener Seevogelarten, darunter Wander-, Schwarzbrauen- und Graukopfalbatrosse, Riesensturmvögel sowie Goldschopf- und Eselspinguine.

Der Ausbruch, verursacht von einer Variante des Vogelgrippe-Subtyps H5N1, hatte im Herbst 2021 begonnen. Er führte zum Tod zahlreicher Seevögel – und in geringerem Maße auch von Säugetieren – in der nördlichen Hemisphäre, im Süden Afrikas, im Atlantik, im Pazifik und in Südamerika. An der dortigen Pazifikküste wurden seit Ende vorigen Jahres zunächst in Peru und später auch in Chile tausende tote Meeresbewohner gefunden – etwa Pelikane, Pinguine, Meeresotter, Robben und Meeressäuger.

An der Atlantikküste wurden im Sommer in Uruguay und Argentinien tote Seelöwen entdeckt. Insgesamt wurden in Südamerika bislang etwa 15.000 tote Robben registriert. Ob es auch dort bereits zu Übertragungen des Virus zwischen Säugetieren kam, ist Experten zufolge noch ungeklärt.

Bedrohliche Lage auch in Europa

Auch Europa, wo die klassische Vogelgrippesaison nun gerade bevorsteht, ist weiterhin stark betroffen. Ende September schrieb das zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in einem Bericht mit Datenstand Juli/August, dass über ganz Europa verteilt gehäuft Todesfälle in Brutvogelkolonien von Küstenvögeln auftreten, "die teilweise den Umfang lokaler Massensterben angenommen haben". Betroffen waren etwa Möwen, Seeschwalben und Basstölpel. Zudem starben unter anderem Katzen, Füchse, Marder, Nerze und Seehunde.

Timm Harder, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik am FLI in Greifswald, stuft Vogelarten, die bisher nie in Kontakt mit der Vogelgrippe waren, als besonders gefährdet ein. "Wir wissen, dass einige Pinguin-Arten für das Virus empfänglich sind", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn die Viren von Südamerika aus in die großen antarktischen Pinguin-Populationen einbrechen würden, muss man mit schlimmen Folgen rechnen."

Harder geht davon aus, dass auch Australien und Ozeanien nicht verschont bleiben werden. "Das ist nur eine Frage der Zeit."

Höheres Risiko auch für Menschen

Mit der Ausweitung der Vogelgrippe wächst die Gefahr für eine Ausbreitung unter Menschen – davor warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits Anfang des Jahres. Sie betonte, dass es zwar noch keinen Anlass zur Panik gebe, dennoch müsse man prüfen, wie gut man auf einen Übertritt des Virus auf den Menschen vorbereitet sei.

Doch nicht nur die Ausbreitung des Virus ist problematisch. Vor allem der Übergang auf Säugetiere sei Experten zufolge besorgniserregend. Denn das stelle ein höheres Risiko auch für Menschen dar, erklärt die Direktorin der WHO-Abteilung für die Vorbereitung auf Infektionsgefahren, Sylvie Briand.

So können Vogelgrippe-Ausbrüche bei Säugetieren darauf hinweisen, dass sich das Virus H5N1 an Säugetiere und so auch an den Menschen anpasst. Dies zeigte etwa der letzte große Ausbruch der Vogelgrippe auf einer Nerzfarm in Spanien. Bei Virusproben von vier Tieren seien dort mehrere Mutationen gefunden worden. Eine von ihnen trage dazu bei, dass sich das H5N1-Virus besser in Säugetiergewebe vermehren kann, geht aus dem Bericht der Wissenschaftler hervor. Wie leicht das Virus dadurch auch Menschen infizieren oder sich zwischen ihnen verbreiten kann, ist allerdings nicht bekannt.

Dennoch sind sich die Gesundheitsexperten bisher einig, dass das derzeit dominierende Virus für den Menschen bisher als weitgehend ungefährlich gilt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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