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Beerdigung von Queen Elizabeth II: Privilegien für einige wenige


Staatschefs trauern um die Queen
Immer Ärger in Reihe zwei

Von Fabian Reinbold

Aktualisiert am 20.09.2022Lesedauer: 4 Min.
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Mit eigener Limousine zur Trauerfeier: Joe Biden machte der Londoner Verkehr zu schaffen. (Quelle: Glomex)

Offiziell steht die Trauer um Elizabeth II. im Mittelpunkt des Tages in London. Doch beim Auflauf der Staats- und Regierungschefs brechen die Turbulenzen unserer Zeit durch.

Die Trauerfeier für Königin Elizabeth II. war nicht nur ein historisches Ereignis, sondern auch ein politisches. Natürlich stand die große Politik nicht offiziell auf der Tagesordnung an diesem Montag in London – es ging schließlich um den Abschied von der Queen. Doch wann haben sich schon einmal so viele so prominente Staats- und Regierungschefs in einem Saal zusammengefunden? Und das in einer derart kriegs- und krisengeplagten Zeit wie der gegenwärtigen?

Denn genau die Stabilität, die Elizabeth II. in ihrer gut 70 Jahre langen Regentschaft verkörperte, kommt der internationalen Politik gerade abhanden. Und das zeigte sich im Umfeld der Trauerfeier immer wieder.

Für die anwesenden Staatenlenker bot der Besuch der Feier zunächst eine ungewohnte Erfahrung: Sie, die meist im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, fanden sich in Nebenrollen der Zeremonie wieder – und in den hinteren Sitzreihen. Die wenigen Kameras blieben zumeist auf die Royals gerichtet.

Doch hinter den Kulissen gab es Auseinandersetzungen, die wiederum alle jene Turbulenzen verdeutlichen, von denen die internationale Politik derzeit heimgesucht wird. Das verlieh schon den protokollarischen Fragen im Vorfeld eine gewisse politische Aufladung.

Privilegien für einige wenige

Es begann schon mit der Anreise: Die meisten Staats- und Regierungschefs sind es gewohnt, im eigenen Flugzeug und gepanzerten Fahrzeug zu reisen. Ihnen war vorab geraten worden, wegen der großen Anzahl der Anreisenden doch bitte lieber per Linienflieger anzureisen.

Am Montag wurde die Politprominenz dann tatsächlich in Shuttlebussen zur Westminster Abbey gefahren. Es gab nur wenige Ausnahmen, in erster Linie für US-Präsident Joe Biden, der um 11 Uhr Ortszeit in seinem gewohnten Fahrzeug, dem gepanzerten "Beast", vorfuhr. Auch der israelische Staatschef Isaac Herzog und der japanische Kaiser Naruhito durften gesondert vorfahren.

Den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sollen diese Einschränkungen dazu gebracht haben, auf einen Besuch in London gleich ganz zu verzichten, spekulieren mehrere Journalisten. Tatsächlich flog Erdoğan am Sonntag lieber direkt nach New York, wo ab Dienstag die UN-Vollversammlung tagt.

Auch der Ukraine-Krieg beeinflusste die Gästeliste: Vertreter aus Russland und Belarus wurden ausdrücklich nicht eingeladen – "zutiefst unmoralisch" nannte das Außenministerium in Moskau die Ausladung.

Sechs Ausladungen

Aus Kiew kam hingegen die Ehefrau des Präsidenten, Olena Selenska, in die Westminster Abbey. Das von einer Militärjunta regierte Myanmar, einst britische Kronkolonie, wurde nicht eingelanden. Ebenfalls nicht erwünscht waren hohe Repräsentanten aus Afghanistan, Nordkorea und Syrien. Die Vertreter der meisten Schurkenstaaten mussten also zu Hause bleiben.

Dass auch die Frage, wen die eingeladenen Staaten entsenden würden, heikel geraten konnte, zeigt das Beispiel Saudi-Arabiens. An das Königshaus in Riad erging eine Einladung – doch wen würde das international kritisierte Regime schicken? Am Samstag war der faktische Machthaber im Ölreich, Kronprinz Mohammed Bin Salman, nach London geflogen.

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Eine besonders heikle Personalie

Nach dem brutalen Mord am saudischen Exiljournalisten Jamal Khashoggi, für den die US-Geheimdienste Salman direkt verantwortlich machen, war der Kronprinz jahrelang international isoliert. Doch zuletzt drängte er wieder stärker ins internationale Rampenlicht, und nun schickte er sich offenbar an, auf die hochkarätigste Bühne zu steigen.

Die Verlobte des ermordeten Khashoggi protestierte und nannte die Reise eine "Schande", auch in London wurde viel Kritik laut. Dann die Volte: Nicht der nach London gereiste Bin Salman nahm an der Trauerfeier teil, sondern Prinz Turki bin Mohammed al Saud, als Minister ein Mann aus der zweiten Reihe.

Bereits am Sonntag hatte König Charles III. die Staatsgäste zu einem Empfang in den Buckingham-Palast geladen. Dort sprach auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit ihm. Wie Steinmeier und dessen Ehefrau Elke Büdenbender nahmen am Sonntag auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Ehefrau Brigitte Abscheid in Westminster Hall, wo der Sarg von Elizabeth II. aufgebahrt war.

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Macron, der im Zuge des Brexits zahlreiche Konflikte mit der britischen Regierung ausgefochten hatte und der ein schwieriges Verhältnis zur Premierministerin Liz Truss hat, zeigte sich besonders locker. Er und seine Ehefrau wurden im "casual look" mit Turnschuhen zur Westminster Hall geleitet.

Auch die wachsende Konfrontation mit dem ambitionierten China, die den Westen immer stärker beschäftigt, zeigte sich bei den Feierlichkeiten.

Der House of Commons Speaker, Lindsay Hoyle, wollte der chinesischen Delegation den Zutritt zu der zum Parlament gehörenden Westminster Hall verweigern.

Hintergrund sind die Strafmaßnahmen, die Peking gegen sieben britische Parlamentarier im Streit über die Menschenrechtsverstöße in der Volksrepublik verhängt hatte. Nach einigem Hin und Her hinter den Kulissen wurde die chinesische Delegation, angeführt von Vize-Staatschef Wang Qishan, am Sonntag doch noch vorgelassen, um Abschied von der Queen zu nehmen.

Das bröckelnde Commonwealth

Großbritannien selbst durchlebt eine seltene Phase des tiefgreifenden politischen Wandels. Nur zwei Tage vor dem Tod der Königin hatte mit Liz Truss eine neue Regierungschefin die Macht vom skandalumwitterten Parteifreund Boris Johnson übernommen. Gegen Truss, die ein Jahr als Außenministerin amtiert hatte, gibt es auch unter westlichen Partnern Vorbehalte. König Charles III. hingegen ist weltweit bekannt – unklar ist jedoch, ob er die Stabilität, die seine Mutter verkörperte, weiter mit Leben füllen kann.

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Bereits zum Amtsantritt sieht sich Charles mit einem bröckelnden Commonwealth konfrontiert. Im Staatenbund, der aus dem British Empire hervorgegangen war, wollen gleich mehrere Mitglieder nicht länger unter der britischen Krone leben – insbesondere in den ehemaligen Kolonien in der Karibik ist die Bewegung weg von der Monarchie ausgeprägt.

So wie sich Barbados im vergangenen Jahr zur Republik ausrief, beabsichtigen dies auch Jamaika sowie Antigua und Barbuda. In Australien wird diskutiert, ob ein Präsident statt des britischen Königs als Staatsoberhaupt eingesetzt wird.

Immerhin machte Kanadas Premier Justin Trudeau am Rande der Feierlichkeiten in London deutlich, dass sich sein Land nicht vom Commonwealth abwenden wolle. Zumindest eine Konstante in turbulenten Zeiten.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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