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Satirisches Interview mit Coronavirus: "Ich habe gar nichts gegen Jens Spahn"


Superexklusives Interview
Coronavirus: "Putin ist mir vollkommen unheimlich"

MeinungEine Satire von T. Kummert und M. von Lüpke

Aktualisiert am 02.05.2021Lesedauer: 6 Min.
Meinung
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Mikroskopische Ansicht des Coronavirus: Im satirischen Interview steht der Erreger Rede und Antwort.Vergrößern des Bildes
Mikroskopische Ansicht des Coronavirus: Im satirischen Interview steht der Erreger Rede und Antwort. (Quelle: imago-images-bilder)

Alle sprechen über das Coronavirus – aber niemand mit ihm. Das ändert sich nun endlich: ein weltexklusives Interview über Politikversagen, Lösungsvorschläge und das alltägliche Chaos.

Deutschland im Frühjahr 2021: Die Politik debattiert, das Coronavirus infiziert. Auf richtig wirksame Maßnahmen konnten sich die Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin nicht einigen, eine Bundesnotbremse soll helfen. Und währenddessen steigt der Frust der Menschen.

Deshalb hat t-online jemanden befragt, der sich in dieser Pandemie besonders gut auskennt: das Coronavirus persönlich. Und es gab viele andere äußerst aufschlussreiche Antworten von dem klitzekleinen Ding, das so großen Ärger macht.

Ein satirischer Versuch, das Chaos in Deutschland zu verstehen.

t-online: Coronavirus, schön, dass Sie Zeit haben. Wie werden wir Sie denn wieder los?

Jetzt soll ich plötzlich wieder weg? Das geht ja gut los. Kein Wunder, dass ich euch so ärgere. Ich möchte mal eins klarstellen: Ich habe ganz friedlich in meinem tierischen Wirt gelebt, bis ihr Menschen mich da rausgerissen habt.

Welche Tierart war das denn?

Haha, Sie sind ja ulkig! Das sollen eure Wissenschaftler mal ruhig selbst rauskriegen. Und wie man mich loswird, wisst ihr doch: Ihr habt nun die Impfstoffe.

Ihre Ausbreitung hat die Welt ins Chaos gestürzt, ist Ihnen das eigentlich bewusst?

Gegenfrage: Ist Ihnen eigentlich klar, was die Menschheit diesem Planeten Tag für Tag antut? Und zwar eher seit Jahrtausenden als seit Jahrhunderten? Die Klimakrise und das Artensterben sind nur zwei Aspekte – und da habe ich über eure Kriege noch gar nicht gesprochen.

Im Dezember 2019 meldete China erste Fälle der Lungenkrankheit Covid-19 in der Stadt Wuhan. SARS-CoV-2 wurde als Erreger ausgemacht, der mittlerweile als (neuartiges) Coronavirus für eine Pandemie verantwortlich ist. Als Ursprungswirt von SARS-CoV-2 vermuten Forscher unter anderem Fledermäuse.

Nun gut. Trotzdem war kein Virus seit der Spanischen Grippe jemals so verhasst wie Sie. Wie fühlen Sie sich damit?

Gefühle sind so wahnsinnig menschlich, das interessiert mich gar nicht. Ja, ihr hasst mich, aber ihr seid auch selbst schuld: Ihr Menschen macht es mir erstaunlich leicht.

Inwiefern?

Was manche Länder in der Pandemiebekämpfung anstellen, ist ziemlich katastrophal. Sie kommen doch aus Deutschland, richtig?

Ja.

Deutsche, wie schön! Mir brennt da schon lange etwas auf der Seele: Was ihr da in der Bekämpfung meiner Ausbreitung unternehmt, das ist schon eher als Witz gemeint, oder?

Immerhin hat ein deutsches Unternehmen einen der Impfstoffe gegen Sie entwickelt.

Schön und gut. Aber verimpft bekommt ihr ihn nicht schnell genug – nicht mal euren eigenen Impfstoff! Es ist wirklich unfassbar. Wart ihr Deutschen nicht einmal weltweit berühmt für eure Effizienz?

Eigentlich schon.

Zugegeben, es ist schon etwas her. Aber sollte nicht zum Beispiel am Gründonnerstag laut dieser komischen Runde namens Ministerpräsidentenkonferenz "Ruhe" im Land herrschen? Ich hatte mich schon darauf eingestellt, an diesem Tag mal ein wenig kürzerzutreten. Und dann stellt sich Angela Merkel vor die Kameras, bittet um Entschuldigung und zack! Schon war Schluss mit Ruhe. Gut für mich, schlecht für euch.

Die Kanzlerin hat sich verkalkuliert, ja.

Eure Kanzlerin, ha! Die erklärte Anfang Februar doch noch, es sei bei der Impfstoffbeschaffung "im Großen und Ganzen nichts schiefgelaufen". Das grenzt ja nahezu an Hohn. Immerhin kommt nun das Impfen wenigstens etwas in Schwung. Nun habt ihr ja auch noch die Bundesnotbremse, die sich Merkel hat einfallen lassen. Na, wartet mal ab. Aber Merkel ist nicht allein, fast all eure Politiker sind hoffnungslose Fälle.

Der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn galt lange als erfolgreicher Pandemiebekämpfer.

Sie haben die richtige Zeitform verwendet: galt! Jetzt gilt nämlich Jens Spahn nicht mehr als großer Held, haben Sie mal in die Umfragen geschaut? Persönlich habe ich gar nichts gegen ihn, aber: Ich betrachte Jens Spahn nicht als richtigen Gegner. Große Worte, wenig Taten. Aber dieser Karl Lauterfluss, äh, helfen Sie mir bitte mal …

Ja, genau! Der von der SPD! Der ist schon ein ganz anderes Kaliber. Am Anfang dachte ich: Huiuiui, wenn seine Mahnungen erhört werden, dann gibt es mich bald nicht mehr bei Ihnen in Deutschland. Aber wissen Sie was?

Die Sorge war unberechtigt?

Goldrichtig! Auf den Lauterbach hört ihr Menschen ja meistens nicht. Nun hätte ich aber mal eine Frage.

Nur zu.

Stimmt es, dass sich Abgeordnete der Union bei Maskendeals mitten in der Corona-Krise bereichert haben? Das hat mir eine meiner Mutanten berichtet.

Es sieht sehr danach aus.

Und ihr Menschen haltet uns Viren für primitiv.

Kommen wir lieber wieder auf andere Themen zu sprechen.

Ihnen wird Ihr eigenes Land schon peinlich, was? Aber bitte, von mir aus.

Was halten Sie von Armin Laschet und Markus Söder?

Laschet ist doch dieser Typ aus Nordrhein-Westfalen, der so gerne nachdenkt? Und Söder dieser Franke, seine Meinung des Öfteren wechselt?

Genau.

Dann kann ich Ihnen die Frage beantworten. Ich bewundere die beiden.

Im Ernst?

Aber natürlich: Laschet und Söder haben es geschafft, mich von den Titelseiten zu verdrängen. Zumindest für kurze Zeit. Das muss man erst mal schaffen: Es herrschen Pandemie und Ausnahmezustand, und was machen die beiden Zampanos der Union? Sie beharken sich um die Kanzlerkandidatur. Kommen Sie da eigentlich noch mit?

Wir stellen hier die Fragen – können wir uns darauf einigen?

Ungern.

In Deutschland und der Europäischen Union grassiert Covid-19 noch so gut wie unkontrolliert. Die USA, Großbritannien und Israel impfen hingegen im Rekordtempo. Warum sind die Unterschiede so groß?

Es wäre sicher eine kluge Idee gewesen, genug Impfstoffe zu kaufen. Aber das hat eure Bundeskanzlerin ja dieser Einrichtung mit den zwei Buchstaben überlassen.

Die EU, Sie meinen die Europäische Union?

Ja, genau. Diese EU hat es bislang nicht einmal geschafft, die vor Jahren beschlossene Abschaffung der Zeitumstellung auf die Reihe zu kriegen. Lesen Sie als Journalisten eigentlich keine Nachrichten? Haben Sie wirklich geglaubt, dass die in Brüssel es hinkriegen, ausreichend Impfstoffe zu besorgen?

Vielleicht hat Angela Merkel der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen etwas zu viel zugetraut.

Oh, bitte! Hören Sie mir mit Ursula von der Leyen auf.

Wieso das?

Das ist doch die Dame, die sich bei Erdoğan in der Türkei nicht mal getraut hat, nach einem Stuhl zu fragen? Da wundert Sie das mit den Impfstoffen doch nicht wirklich. Wissen Sie, was ich an von der Leyens Stelle nach dem "Sofa-Gate" gemacht hätte?

Erdoğan eine Mutante vorbeischicken?

Nein. Ich hätte ihm ein paar Hundert Stühle liefern lassen. Einfach so, frei Haus.

Kommen wir zum Thema zurück: Sie finden also das Management der EU nicht gut?

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"Nicht gut" nennen Sie das? Putzig. Wenn meine Quadrillionen Kollegen und ich so unprofessionell gewesen wären, hätten wir es niemals aus Wuhan rausgeschafft.

So schlimm?

Warum konnte dieser Ursula nicht mal jemand von ihren vielen früheren Beratern – sozusagen als Gratistipp im neuen Job – empfehlen, großzügig Impfstoff einzukaufen? Da wäre guter Rat ausnahmsweise mal billig gewesen. Jedenfalls im Vergleich zu den Kosten des Lockdowns. Selbst die sprechende Haartolle Donald Trump hat es hingekriegt, Impfstoff ranzuschaffen. Und den habe ich ziemlich gut kennengelernt.

Sogar aus der Nähe, Trump hatte Covid-19 im vergangenen Jahr.

Ich sage Ihnen, das war eine merkwürdige Erfahrung. Den ganzen Tag dieses "Fox News" schauen, dann haben sie den Typen noch aus der Klinik in den Wagen geschafft und ihn vor seinen Fans auf der Straße rumgekarrt.

Ein experimenteller Medikamentencocktail soll Trump damals wieder auf die Beine verholfen haben.

Darüber möchte ich lieber nicht sprechen. Die Erinnerungen sind schauderhaft.

Russlands Präsident Wladimir Putin ist von Corona hingegen vor seiner Impfung neulich verschont geblieben.

Ich muss Ihnen ein Geheimnis verraten: Putin hätte sich gar nicht impfen lassen müssen, der Mann ist mir vollkommen unheimlich. Von Nowitschok halten sogar wir Viren uns lieber fern (kriecht unter den Tisch).

Putin ist gerade nicht da. Kommen Sie wieder aus Ihrem Versteck heraus?

Na gut. Wenn Putin mich doch erwischt, machen halt meine Mutanten weiter.

Bevor Sie uns noch infizieren, kommen wir lieber zum Schluss: Haben Sie noch ein paar gute Ratschläge, wie wir mit Ihnen umgehen sollen?

Es ist doch relativ leicht: Abstand halten, Kontakte reduzieren und einfach mal ordentlich impfen. Dann seid ihr bald mit mir und meinen Mutanten durch. Es sei denn, mir fällt noch ein Trick ein …

...hoffentlich nicht.

Mal abwarten. Also, bleiben Sie alle wachsam. Und, wenn Sie mich fragen: Hören Sie auf Karl Lauterbach.

Coronavirus, wir danken für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit dem Coronavirus
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