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Warnstreik der Lokführer: Nur jeder fünfte Fernzug wird fahren


Warnstreik der Lokführer
Bahn lehnt zweite Verhandlungsrunde mit GDL ab

Von dpa, afp, te

15.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Deutsche BahnVergrößern des BildesFernzüge auf dem Abstellgleis (Symbolbild): Wegen des Bahnstreiks geht ab Mittwochabend der bundesweite Fernverkehr in die Knie. (Quelle: Christian Charisius/dpa/Archivbild/dpa)
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Der Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) wird drastische Auswirkungen auf den Fernverkehr haben. Eine zweite Verhandlungsrunde ist abgesagt. Was Passagiere jetzt wissen müssen.

Nach der Warnstreikankündigung der Lokführergewerkschaft GDL hat die Deutsche Bahn die zweite Tarifverhandlungsrunde abgesagt. Die für Donnerstag und Freitag geplanten Gespräche fielen aus, sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler am Mittwoch.

Der Konzern rechnet wegen des am Mittwochabend beginnenden Warnstreiks der Lokführergewerkschaft GDL mit massiven Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr. Die Bahn gehe davon aus, dass am Donnerstag "weniger als 20 Prozent der ICE- und IC-Züge fahren", sagte Konzernsprecher Achim Stauß am Mittwoch. GDL-Chef Claus Weselsky verteidigte den kurzfristig angekündigten Streik unmittelbar vor der geplanten zweiten Verhandlungsrunde – die GDL habe "erst einmal Druck aufbauen müssen".

Die GDL hatte im Tarifkonflikt kurz vor der zweiten Verhandlungsrunde am Donnerstag überraschend zu einem 20-stündigen Warnstreik aufgerufen. Der Ausstand soll am Mittwoch um 22.00 Uhr beginnen und bis 18.00 Uhr des Folgetages dauern. Aufgerufen sind laut GDL unter anderen Lokführer, Zugbegleiter, Werkstattbeschäftigte und Fahrdienstleiter.

"Massive Einschränkungen" auch im Regionalverkehr

Der Bahn zufolge kann deshalb nicht ausgeschlossen werden, dass es auch bei anderen Unternehmen zu Einschränkungen kommt. Die Fahrdienstleiter der Bahn koordinieren den bundesweiten Bahnverkehr auf dem Schienennetz. Fehlen sie, können Züge aller Anbieter nicht fahren. Allerdings sind nicht viele Fahrdienstleiter nicht in der GDL organisiert.

Die Bahn will Reisenden bis Mittwochmittag ihren Notfahrplan zugänglich machen. Sie reagiert mit längeren Zügen mit mehr Sitzplätzen auf den Ausstand, rechnet aber trotzdem bundesweit mit massiven Einschränkungen. Sie riet allen Reisenden, während der Streikzeit geplante Reisen wenn möglich zu verschieben – die Fahrkarten seien flexibel einsetzbar. Die Auswirkungen seien regional unterschiedlich, in einigen Regionen würden voraussichtlich "gar keine Züge" verkehren, sagte Stauß. Auch der Schienengüterverkehr werde deutlich betroffen sein.

"Erfahrungsgemäß wird es auch im Regionalverkehr massive Einschränkungen geben", sagte Bahnsprecher Stauß. "Wir rechnen auch damit, dass in einzelnen Regionen gar keine Züge mehr fahren können." Auch hier gelte der Appell an die Fahrgäste, sich vor Fahrtantritt online zu informieren. Ebenfalls deutlich betroffen werde der Schienengüterverkehr sein.

Bahn: Streik ist "Zumutung" für Fahrgäste

Einzelne Züge müssten vor Beginn des Warnstreiks um 22.00 Uhr aus dem Verkehr genommen werden, hieß es. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Züge nach Streikende dort seien, wo sie gebraucht würden.

Der Sprecher nannte den Warnstreik "eine Zumutung für unsere Fahrgäste". Bahn und GDL hatten in der ersten Verhandlungsrunde am Donnerstag vor einer Woche weitere Gesprächstermine vereinbart. Bereits in dieser Woche, am Donnerstag und Freitag, sollte weiterverhandelt werden. "Doch offenbar haben die Unternehmen das Entgegenkommen der GDL falsch verstanden, vielleicht sogar als Schwäche ausgelegt", kritisierte die Gewerkschaft am Dienstag.

Gewerkschaft verteidigt Arbeitskampf

Die Gewerkschaft verteidigte den Arbeitskampf. Sie fordert bei einer Tariflaufzeit von einem Jahr eine Lohnerhöhung von mindestens 555 Euro sowie eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent und eine steuerfreie Inflationszahlung von 3000 Euro. Kernanliegen ist aber eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in einer Vier-Tage-Woche für Beschäftigte im Schichtdienst.

Das von der Bahn vorgelegte erste Angebot erachtet die Gewerkschaft daher als unzureichend. Das Unternehmen bietet elf Prozent mehr Lohn sowie eine Inflationsprämie von bis zu 2850 Euro bei einer Laufzeit von 32 Monaten. Die von der GDL geforderte Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich lehnt der Konzern als unerfüllbar ab.

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Die GDL wolle über den Warnstreik nun die Verhandlungsbereitschaft auch über die Absenkung der Wochenarbeitszeit herbeiführen, stellte Weselsky klar. Viele Tarifverhandlungen liefen unter Begleitung von Arbeitskämpfen. Das sei "völlig normal". Der GDL-Chef verteidigte zudem die Forderung nach einer Arbeitszeitabsenkung. Bei der Deutschen Bahn fehlten Arbeitskräfte, "da müssen wir das Schichtsystem attraktiver machen". Der Warnstreik sei auch ein Zeichen, dass es sich die Belegschaften "nicht gefallen lassen, dass der Arbeitgeber eine Verweigerungshaltung einnimmt".

Streiks zu Weihnachten schließt Weselsky aus

Weselsky ließ erkennen, dass die GDL an den vereinbarten Verhandlungsterminen festhalten will. Er gehe davon aus, "dass wir die Verhandlungstermine auch nutzen, um tatsächlich Kompromisse zu erzeugen". Die Tarifparteien haben Treffen bis Mitte Dezember vereinbart – mit dem Ziel, noch vor Weihnachten fertig zu werden. Zum Weihnachtsfest will sie laut Weselsky nicht streiken. Das habe die GDL "noch nie" getan, wie ein "Blick in die Historie" zeige.

Kritik am Vorgehen der GDL kommt auch vom Fahrgastverband Pro Bahn. Streiks sollten mindestens 48 Stunden vorher angekündigt werden, damit Pendlerinnen und Pendler sich darauf einstellen können, sagte der Verbandsvorsitzende Detlef Neuß im Bayerischen Rundfunk. Das Streikrecht stehe nicht infrage, aber grundsätzlich müsse die GDL auch berücksichtigen: "Der Fahrgast ist nicht Tarifpartner und der Nahverkehr ist Daseinsvorsorge."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp
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