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Wohnungsbau: Immobilienpreise sinken, doch die Baugenehmigungen stocken


Trotz sinkender Preise
Der Bau-Boom bleibt aus


28.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein Neubaugebiet bei Hannover: Bauen in Deutschland wird voraussichtlich noch teurer.Vergrößern des Bildes
Ein Neubaugebiet bei Hannover: Teure Baufinanzierung hält viele Familien vom Immobilienkauf ab. (Quelle: Julian Stratenschulte/dpa)

Deutschland hat ein Wohnungsproblem, doch der Neubau stockt. Die Opposition kritisiert, dass im Bauministerium wichtige Informationen fehlen, um dagegen anzugehen.

Wohnraum in Deutschland ist vielerorts knapp und häufig auch teuer. Den Traum von der eigenen Immobilie deshalb mit einem Kredit zu finanzieren, ist für viele Familien durch die Zinsanstiege der vergangenen Monate zusätzlich erschwert worden. Das zeigt sich nun an der sinkenden Zahl an Baugenehmigungen.

Das ist auch politisch ein Problem. Denn Bauministerin Klara Geywitz hatte das ambitionierte Ziel von 400.000 neu gebauten Wohnungen jährlich. Das wird sie wohl erneut verfehlen, wofür sie scharfe Kritik aus der Reihen der CSU erntet:

Der parlamentarische Geschäftsführer Stefan Müller wirft Geywitz vor, wichtige Informationen über den deutschen Wohnungsmarkt in ihrem Ministerium gar nicht erst zu erheben und so ein "Förderchaos" auszulösen.

Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen: Im April brach die Zahl der Baugenehmigungen so stark ein wie seit März 2006 nicht mehr. Nur noch 21.200 Wohnungen wurden genehmigt und damit 31,9 Prozent oder 9.900 weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl sinkt damit seit Mai 2022 kontinuierlich.

Dabei handelt es sich nicht um einen einzelnen, schwachen Monat. Auch im Vergleich längerer Perioden zeigt sich ein rückläufiger Trend: Von Januar bis April wurden insgesamt 89.900 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt, das waren 27,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In den Zahlen sind sowohl die Zusagen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

Immobilienpreise fallen, Finanzierung wird teurer

Der wichtigste Grund sind die gestiegenen Preise. "Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem hohe Kosten für Baumaterialien und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben", erklärten die Statistiker den Abwärtstrend. In insgesamt acht Schritten hat die Europäische Zentralbank (EZB) seit dem vergangenen Jahr die Zinsen auf aktuell 4,00 Prozent angehoben. Damit wollen die Währungshüter die Inflation bekämpfen. Das wirkt sich auch auf die Bauzinsen aus und verteuert für Kaufinteressenten den Immobilienerwerb.

Das geht mittlerweile so weit, dass die Kaufpreise für Wohnimmobilien deutlich sinken, da die Nachfrage aufgrund der schwierigen Finanzierungsbedingungen stark nachgelassen hat. So fielen die Preise für Wohnimmobilien im ersten Quartal des Jahres um durchschnittlich 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal – der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000.

CSU-Politiker: "Damit ist Klara Geywitz ein Totalausfall"

Das bestätigt auch das Bauministerium. Auf Anfrage des CSU-Bundestagesabgeordneten Stefan Müller über die Entwicklung der Baugenehmigungen und der Baupreise, teilt das Bauministerium mit: "2022 sind die Baugenehmigungszahlen in Folge der negativen Rahmenbedingungen, wie der Baukostensteigerungen sowie des ab Juli 2022 schnell gestiegenen Zinsniveaus, zurückgegangen."

Das Ministerium verweist dazu auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes: 2020 wurden 118.845 Baugenehmigungen in Deutschland erteilt, 2021 stieg die Zahl auf 126.043, 2022 waren es nur 105.839.

Zur Entwicklung der Immobilienpreise hingegen heißt es im Antwortschreiben: "Der durchschnittliche Preis für ein Ein- und Zweifamilienhaus wird in Deutschland in der amtlichen Statistik nicht ausgewiesen." Das ist insofern erstaunlich, als das Statistische Bundesamt auch einen Bau- und Immobilienpreisindex errechnet.

Für Oppositionspolitiker Müller sieht in der Antwort des Ministeriums einen Teil des Problems. "Wenn die Bauministerin aber nicht einmal weiß, wie teuer der Hausbau in Deutschland ist, lässt das nichts Gutes erahnen", sagt Müller t-online. "Statt einer passgenauen Förderung droht nun das nächste Förderchaos." Die Schuld dafür sieht er bei der Bauministerin: "Damit ist Klara Geywitz ein Totalausfall."

Bauförderung für Familien

Denn: Das Bauministerium will Familien bei Hausbau unterstützen. Insgesamt liegt das Volumen der Neubauförderung bei 1,1 Milliarden Euro, die auf verschiedene Programme aufgeteilt sind.

Doch inwiefern diese Förderung ausreichend ist und bei all jenen ankommt, die sich sonst kein Wohneigentum leisten könnten, ist unklar. Konkret entfallen 750 Millionen Euro der Fördersumme auf Neubauten und den Ersterwerb von klimafreundlichen Wohn- und Nichtwohngebäuden. Diese müssen den Standard eines Effizienzhauses 40 erfüllen, also spezifische Grenzwerte für Treibhausgas-Emissionen unterschreiten. Eine größere Unterstützung gibt es für Gebäude, die zusätzlich das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude erreichen.

Für jeden einzelnen Antragsteller bedeutet das eine mögliche Fördersumme von maximal 150.000 Euro pro Einheit in einem klimafreundlichen Wohngebäude. Dabei geht es um eine Förderung über zinsverbilligte Kredite. Die Zinsverbilligung liege bei bis zu vier Prozent pro Jahr des Kreditbetrages, gemessen an den marktüblichen Konditionen.

Familien mit einem Jahreseinkommen von bis zu 60.000 Euro plus 10.000 Euro je Kind können zudem über die Eigentumsförderung beim Hauskauf unterstützt werden. Auch hierfür wurde ein Programm mit der staatlichen Förderbank KfW aufgesetzt. Dafür stehen jährlich 350 Millionen Euro zur Verfügung.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • foerderdatenbank.de: Wohnraumförderung – Eigentumsförderung
  • destatis.de: Bau- und Immobilienpreisindex
  • destatis.de: Baugenehmigungen für Wohnungen im Februar 2023: -20,6 % gegenüber Vorjahresmonat
  • Statement Stefan Müller (CSU)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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