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Umfrage: Fast jedem Zweiten fehlt Spielraum bei steigenden Preisen


Umfrage
Fast jedem Zweiten fehlt Spielraum bei steigenden Preisen

Von dpa
Aktualisiert am 02.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Die hohe Inflation lässt die Kaufkraft schrumpfen und entwertet Ersparnisse.Vergrößern des BildesDie hohe Inflation lässt die Kaufkraft schrumpfen und entwertet Ersparnisse. Laut einer Umfrage fürchtet viele Verbraucher um ihren aktuellen Lebensstandard. (Quelle: Marc Müller/dpa./dpa)
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Wiesbaden (dpa) - Die gestiegene Inflation bereitet den Menschen in Deutschland wachsende Sorgen. Bei einer Umfrage gaben 44 Prozent der Verbraucher an, nicht genug Spielraum zu haben, um bei steigenden Preisen ihren Lebensstandard weiter halten zu können.

Mehr als ein Viertel der Befragten (28 Prozent) glaubt sogar, dass es ihnen zunehmend schwerfallen wird, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Befragung von Nordlight Research im Auftrag der WirtschaftsauskunfteiSchufahervorgeht.

Der Umfrage zufolge befürchten 74 Prozent der Verbraucher allgemeine Preisanstiege. Bei den Energiekosten zum Beispiel für Strom und Benzin vermuten 81 Prozent der rund 1000 Befragten, dass sich die Preisspirale weiter nach oben dreht. "Vor allem die Preissteigerungen bei Strom und Benzin machen den Menschen Sorgen", erläutert Ole Schröder, Vorstandsmitglied der Schufa Holding. Zuvor hatte die "Welt" berichtet.

Hohe Energiepreise lassen die Inflation steigen

Zugleich spüren der Umfrage zufolge viele Menschen weiter die finanziellen Folgen der Corona-Krise. Der Anteil der Verbraucher, die aufgrund der Pandemie von Einbußen beim Haushaltseinkommen berichten, lag zum Jahreswechsel bei 33 Prozent. Im November waren es allerdings noch 39 Prozent.

"Die Corona Pandemie wird nicht ohne längerfristige Folgen bleiben", sagte Schröder. "Nach zwei Jahren hat sich die finanzielle Situation bei einem Teil der Bevölkerung weiter verschärft, finanzielle Reserven sind aufgebraucht und Preissteigerungen können nicht mehr aufgefangen werden."

Einer weiteren Umfrage zufolge hatten 54 Prozent der Konsumenten im vergangenen Jahr wegen der gestiegenen Verbraucherpreise das Gefühl, sich weniger leisten zu können als 2020. Besonders stark betroffen waren Geringverdiener: Zwei Drittel der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1500 Euro gaben an, über weniger Kaufkraft zu verfügen, wie aus einer Yougov-Umfrage im Auftrag der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners hervorgeht.

Höchste Teuerungsrate im Euroraum seit Euro-Einführung

Angeheizt vor allem von deutlich höheren Energiepreisen war die Inflation in Deutschland in den vergangenen Monaten gestiegen und überschritt zeitweise die Marke von 5 Prozent. ImJanuar verringerte sich der Preisauftriebnach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes zwar leicht auf 4,9 Prozent. Der erhoffte deutliche Rückgang der Inflation blieb jedoch aus.

Im Euroraum lagen die Verbraucherpreise im Januar um 5,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistikamt Eurostat anhand erster Daten mitteilte. Dies ist der höchste Wert seit Einführung des Euro als gemeinsame europäische Verrechnungswährung 1999. Im Dezember lag die Inflationsrate im Euroraum bei 5,0 Prozent. Volkswirte hatten für Januar mit einem deutlichen Rückgang auf 4,4 Prozent gerechnet.

Sparkassen fordern EZB zum Handeln auf

Deutschlands Verbraucher müssen nach Einschätzung der Sparkassen noch länger mit höheren Teuerungsraten leben. Es bestehe "ein nicht zu vernachlässigendes Risiko", dass "uns der höhere Preisdruck länger erhalten bleibt", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis.

Ein fortgesetzter höherer Preisauftrieb in Verbindung mit den niedrigen und sogar negativen Zinsen führe dazu, dass Ersparnisse immer weiter an Wert verlören. "Diese Gefahr wird umso größer, je länger die Geldpolitik auf Kosten der Verbraucher den deutlich steigenden Preisen tatenlos zusieht", sagte Schleweis.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hält bislang an ihrer ultralockeren Geldpolitik mit Zinsen auf Rekordtief und milliardenschweren Anleihenkäufen fest. Die Währungshüter argumentieren, ein baldiges Anheben der Zinsen würde die Erholung der Wirtschaft vom Corona-Schock bremsen. Die EZB geht zudem davon aus, dass die Inflationsraten im Laufe des Jahres 2022 sinken werden.

Notenbank hält an lockerer Geldpolitik fest

Kritiker werfen der EZB vor, mit ihrer lockeren Geldpolitik inklusive milliardenschwerer Anleihenkäufe die Inflation anzuheizen, die sie eigentlich im Zaum halten will. Die Notenbank strebt für den Euroraum ein stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von 2 Prozent an. Sie akzeptiert es, wenn diese Marke zeitweise etwas über- oder unterschritten wird.

Der für die EZB-Geldpolitik maßgebliche harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI lag in Europas größter Volkswirtschaft um 5,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Für das Gesamtjahr 2022 erwarten die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe in Deutschland eine Inflationsrate auf HVPI-Basis von 3,2 Prozent. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro weniger kaufen können als zuvor.

"Es wird erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen haben, wenn die EZB nicht oder zu spät reagiert", warnte Schleweis. "Wenn die Inflation mehr als 18 Monate über dem kommunizierten Zielniveau liegt, drohen wir in eine gefährliche Lohn-Preis-Spirale hineinzuschlittern." Schleweis betonte: "Bis Jahresende 2022 muss die EZB deshalb spätestens geldpolitisch tätig werden." Der EZB-Rat kommt an diesem Donnerstag (3. Februar) zu seiner nächsten Sitzung zusammen.

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