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Corona in Deutschland: Diese Maßnahmen würden wirklich was bringen


Corona-Krise
Drei Alternativen zum "Lockdown light"


Aktualisiert am 28.10.2020Lesedauer: 3 Min.
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Alkoholverbotsschild (Symbolbild): Es drohen neue, schärfere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.Vergrößern des Bildes
Alkoholverbotsschild (Symbolbild): Es drohen neue, schärfere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. (Quelle: Ralph Peters/imago-images-bilder)

Die dringenden Appelle der Kanzlerin an die Vernunft der Bürger fruchten nicht mehr. Es gäbe Instrumente, um die die Bundesregierung niemanden bitten müsste.

Am Mittwoch wird die Kanzlerin wieder mit den Ministerpräsidenten beraten, wie sich die Corona-Krise doch noch in den Griff bekommen lässt. Ziemlich sicher wird es darauf hinauslaufen, noch mehr vom Gleichen zu vereinbaren: noch mehr Beschränkungen, noch mehr Appelle, noch mehr Abstand, noch mehr Hygienekonzepte.

Obwohl schon vom "Lockdown light" die Rede ist: Auf die eine große Maßnahme, die dem Spuk ein Ende machen könnte, wartet man vergebens. Es scheint sie nicht zu geben.

Doch gäbe es Alternativen zu den symbolischen Aktionen, um allen den Ernst der Lage ins Bewusstsein zu rufen? Müssen Bars und Restaurants wirklich wieder schließen – oder ginge es auch anders?

Diese Maßnahmen gegen Corona könnten wirken

Über viele Maßnahmen diskutiert die Politik, über andere dagegen nicht – obwohl sie ziemlich erfolgreich sein könnten. Hier eine kleine Auswahl von Mitteln, die unorthodox wirken, aber effizient wären:

  • 1. Kontakte vermindern durch weniger Mobilität: Bisher konzentrieren sich die Bundesregierung und die Länder vor allem auf Appelle. Bleibt zuhause, heißt es, sagt Feiern ab, verkriecht Euch ins Homeoffice. Freiwillig machen das leider viel zu wenige. Wenn man die Menschen aber nicht mehr erreicht, könnte man dafür sorgen, dass die Menschen umgekehrt zumindest ihre Feiern nicht mehr erreichen. Die Bahn ist ein Staatsbetrieb, die Lufthansa ist es in Teilen ebenfalls. Die Länderregierungen sind größte Anteilseigner der regionalen Verkehrsgesellschaften und der Flughäfen. Würden die versammelten Spitzenpolitiker morgen der Bahn, den Nahverkehrsunternehmen und der Lufthansa verbieten, zwischen Freitag- und Sonntagabend zu fahren oder zu fliegen, wäre es mit dem Feiern ganz schnell vorbei. China hat das in den ersten Corona-Wochen gemacht: Aus Angst vor Massenansteckungen fuhr und flog in Fernost gar nichts mehr. Heute zeigen Infektionsstudien, dass man sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln selbst nur selten ansteckt – der Berufsverkehr könnte also zwischen Montag und Freitag stattfinden. Am Wochenende aber ließe sich durch weniger Mobilitätsangebote das Feiern ausbremsen. Nötig wären dafür weder scharfe Kontrollen, noch exorbitante Bußgelder, noch ein übergroßer Einsatz von Polizisten und Soldaten. Nicht einmal mehr die umstrittenen Ausgangssperren und das Alkoholverbot wären noch erforderlich. Abgesehen davon, dass man ohnehin nicht weiß, ob sie wirken: Wenn Trinkwillige nur noch mit dem Auto zur Quelle des Genusses kämen, wären dem Konsum enge Grenzen gesetzt.
  • 2. Kontakte nachvollziehen durch Pflichtinstallation der App: Fast ebenso bedeutend für den Erfolg der Corona-Maßnahmen ist es zu wissen, wer sich wann bei wem infiziert hat. Die Gesundheitsämter sind überlastet, in Berlin sollen die Infizierten jetzt schon selbst ihre Kontaktpersonen informieren. Das wäre anders, wenn die Nutzung der Corona-App verpflichtend für alle würde, die zum Beispiel in die Schule oder zur Arbeit gehen, die ein Restaurant betreten, oder in einen Bus einsteigen wollen. So fordert es beispielsweise der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) für Deutschland, in Portugal ringt die Regierung darum, die App zur Pflicht für alle zu erklären. Sicher, das ist ein enormer Einschnitt in die Freiheitsrechte des Einzelnen, den niemand wollen kann. Umgekehrt: Wenn man zunächst die Kneipen, dann womöglich auch die Schulen sonst gleich ganz schließen müsste, würden ebenfalls Grundrechte eingeschränkt, und zwar für alle. Es handelt sich also um eine Frage der Verhältnismäßigkeit.
  • 3. Ansteckungsgefahr reduzieren durch mehr Schnelltests: Heute konzentriert sich der Abwehrkampf gegen Covid-19 auf das Verhindern von Begegnungen zwischen Infizierten und Gesunden. Seit wenigen Wochen gibt es aber vergleichsweise preiswerte Schnelltests, die massenhaft hergestellt werden. Sie könnten Gesunde und Kranke viel besser trennen. Die Tests messen innerhalb von 10 bis 15 Minuten, ob jemand gerade ansteckend ist. Statt Besuche in Pflegeheimen und bei den Großeltern drastisch zu beschränken, Clubnächte oder Parteitage für die kommenden Monate komplett abzusagen, könnte man alles tun – solange unmittelbar vor dem Besuch ein solcher Schnelltest gemacht wird. Für diese Tests braucht man keinen Arzt, anderes medizinisches Personal kann sie auch abnehmen. Die Kosten von etwa zehn Euro pro Test stehen in keinem Verhältnis zu den emotionalen und gesundheitlichen Zumutungen der Isolation – und zu denen einer intensivmedizinischen Behandlung.

Zugegeben, wahrscheinlich wird nur Punkt drei auf der Liste am heutigen Mittwoch ernsthaft diskutiert, die beiden anderen spielen keine Rolle. Schade eigentlich.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Gemeinsam mit t-online und der Leibniz-Gemeinschaft produziert sie den Podcast "Tonspur Wissen".

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