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Bitcoin, Ethereum und Co.: Das sind die Gründe für den Bitcoin-Hype


Digitale Währungen
Das sind die Gründe für den Bitcoin-Hype

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Aktualisiert am 05.01.2021Lesedauer: 4 Min.
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Bitcoin-Grafik (Symbolbild): Der Bitcoin-Kurs ist zuletzt stark gestiegen.Vergrößern des Bildes
Bitcoin-Grafik (Symbolbild): Der Bitcoin-Kurs ist zuletzt stark gestiegen. (Quelle: BreakingTheWalls/imago-images-bilder)

Die Kurse für digitale Währungen steigen enorm. Jetzt beteiligen sich auch institutionelle Anleger. Doch die Notenbanken könnten dem Boom ein Ende bereiten.

Kashmir Hill war erschöpft, genervt und vor allem: Sie war hungrig. Eine Woche lang hatte sie versucht, ihr Leben mit der Kryptowährung Bitcoin zu bezahlen. Doch selbst in der Tech-Metropole San Francisco war es im Jahr 2013 kaum möglich, die täglichen Latte macchiati, Fahrscheine und Sandwiches mit Bitcoin zu bezahlen. Die Forbes-Reporterin hatte genug.

Hill beschloss, das Experiment zu beenden und sich ihrer restlichen Bitcoins zu entledigen. Sie lud einen Haufen Leute in ein Sushi-Restaurant ein, dessen Besitzer die neue Währung akzeptierte. Die Gäste und sie verschlangen Reisröllchen im Wert von rund 1.000 Dollar, etwas mehr als zehn Bitcoin. Aus heutiger Sicht war das das teuerste Sushi der Welt: Die Rechnung wäre heute mehr als 300.000 Dollar wert.

Darum sind Bitcoin und Co. im Kommen

Kryptowährungen boomen. Entwickeln sich schon die Aktienbörsen in diesen Tagen erfreulich, so wirken die Kurszuwächse doch geradezu ärmlich im Vergleich mit Bitcoin, Ether und anderen digitalen Währungen. Die privaten Geldschöpfungen, die nur im Internet entstehen und gehandelt werden, haben sich in den letzten Monaten von reinen Zockerpapieren offenbar zu modernen Anlageprodukten entwickelt.

Hochriskant sind sie immer noch. Doch jetzt werden sie erwachsen.
Für den guten Lauf der Kryptowährungen gibt es im Wesentlichen drei Argumente.

  1. Sie sind da. Anleger suchen zur Zeit verzweifelt nach Möglichkeiten, ihr Geld außerhalb des etablierten Währungssystems unterzubringen. Sie haben Zweifel, ob die Notenbanken das Geld stabil halten können. Deshalb ist auch der Goldpreis derzeit ziemlich hoch. Seitdem im Jahr 2009 der erste Bitcoin geschürft wurde, hat sich die Währung – wie etwa zehn andere einigermaßen seriöse Kandidaten – mit enormen Schwankungen nach oben und unten etabliert. Jetzt gilt sie Einigen sogar schon als Alternative zu einem Investment in Gold. Als Wertaufbewahrungsmittel könnten die seriösen unter den Kryptowährungen künftig eine Rolle spielen.
  2. In einer Zeit wachsender digitaler Wirtschaft braucht man auch digitales Bargeld. Geldgeschäfte weltweit abwickeln zu können, ohne dass man einen Mittelsmann oder Geldumtausch dafür braucht, ist eine riesige Chance. Neben digitalen Pionieren waren zuerst viele Schwarzmarkthändler von diesen Eigenschaften überzeugt. Jetzt dämmert es auch den gesetzestreuen Geschäftsleuten, dass man über kurz oder lang Nutzen von einer solchen Währung haben kann. Facebook erschafft sogar eine eigene digitale Währung.
  3. Auch Banken und Fonds beginnen nun, Kryptowährungen zu kaufen. Das garantiert natürlich nicht, dass das Kursfeuerwerk weitergeht. Doch zumindest ist die Geldanlage in diesem Bereich kein reines Roulette mehr: Denn wer an den weltweiten Handelsplätzen gelistet, gekauft oder verkauft wird, muss sich an Regeln halten. Das sollte dafür sorgen, dass die – jedenfalls die seriösen – digitalen Währungen stabiler und verlässlicher werden.

Aus diesen Gründen sollten Privatanleger vorsichtig sein

Das sind die wichtigsten Gründe, warum sich Handelsunternehmen, Banken und Fonds mit Kryptowährungen beschäftigen müssen.

Für Privatanleger dagegen ist immer noch höchste Vorsicht geboten (es sei denn, Sie haben das Geld wirklich übrig) – ebenfalls aus drei Gründen.

  1. Wenn sich auch einige große digitale Währungen zunehmender Kontrolle durch die Märkte unterwerfen, sind doch die meisten Kryptowährungen gar nicht oder nicht gut reguliert. Das ist eine tolle Sache für Enthusiasten. Wer sein Geld fürs Alter allerdings sicher anlegen will, sollte sich die Sache gut überlegen. Es gibt ein gewisses Risiko, dass der Anleger das Kapitalpolster später nicht genießen kann. Entweder, weil sich die Währung inzwischen verflüchtigt hat. Oder, weil der Investor wegen der Aufregungen dieses Geschäfts zwischenzeitlich einen Herzinfarkt erlitten hat. Inzwischen gibt es rund 5.000 solcher Währungserfindungen, täglich kommen neue dazu. Viele von ihnen werden sang- und klanglos verschwinden.
  2. Die Kursschwankungen bleiben vermutlich extrem. Wenn die Notenbanken der Welt in und nach schweren Wirtschaftskrisen die Geldschleusen öffnen, schießt der Kurs der Digitalwährungen hoch – ähnlich wie beim Gold. Wenn sich die Lage wieder beruhigt, brechen die Kurse wieder ein. So war es jedenfalls nach der Finanzkrise und der ersten Bitcoin-Euphorie.
  3. Die Notenbanken denken über eigene digitale Währungen nach. Auf die Dauer werden sie es sich nicht gefallen lassen, dass Währungen ohne jede Kontrolle existieren, und womöglich in eine Dimension wachsen, die das offizielle Währungsregime gefährdet. So wird die Europäische Zentralbank im Lauf des Jahres über einen E-Euro entscheiden, Schweden denkt über eine E-Krona nach, und die chinesische Notenbank testet bereits, wie sich ein E-Yuan auf die Märkte, das Bezahlverhalten und die Geldpolitik auswirken wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende die Notenbanken das Vertrauen der Märkte nutzen können, ist relativ hoch. Zumal sie auch den privaten Anbietern das Leben schwer machen können. Das würde die Expansionsmöglichkeiten der privaten Währungserfinder begrenzen – und könnte das Ende des Booms bedeuten.

Die Journalistin Kashmir Hill arbeitet inzwischen für die "New York Times". Im vergangenen Dezember rief sie den Restaurant-Besitzer aus dem Jahr 2013 noch einmal an.

Der Mann hatte nicht nur ihre Bitcoins behalten, sondern in den Jahren danach weitere Zahlungen in der neuen Währung akzeptiert. Heute ist er ein wohlhabender Mann – und hat sich zur Ruhe gesetzt.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Gemeinsam mit t-online.de und der Leibniz-Gemeinschaft produziert sie den Podcast .

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